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Anna Karenina

Anna Karenina

Titel: Anna Karenina Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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vorkommt, und wenn Sie irgend etwas bedürfen sollten, so stehe ich ganz zu
    Ihren Diensten.«
    »O nein, danke«, erwiderte Dolly. »In der ersten Zeit gab es allerdings manche Unbequemlichkeit; aber jetzt ist
    alles wunderschön in Ordnung gekommen; das ist das Verdienst meiner alten Kinderfrau«, fügte sie hinzu und wies auf
    Matrona Filimonowna. Diese merkte, daß von ihr die Rede sei, und lächelte Ljewin vergnügt und freundlich zu. Sie
    kannte ihn und wußte, daß das ein guter Mann für das Fräulein wäre, und wünschte, daß die Sache zustande käme.
    »Belieben Sie sich in den Wagen zu setzen; wir rücken hier ein bißchen zusammen«, sagte sie zu ihm.
    »Danke, ich gehe lieber. Kinder, wer kommt zu mir her? Dann wollen wir mit den Pferden um die Wette laufen.«
    Die Kinder kannten Ljewin nur sehr wenig und erinnerten sich nicht, wann sie ihn wohl gesehen haben mochten;
    aber sie zeigten ihm gegenüber nicht jene auffällige Scheu und Abneigung, die Kinder sich verstellenden Erwachsenen
    gegenüber so oft bekunden und wofür sie so oft streng gescholten werden. Verstellung auf irgendwelchem Gebiete kann
    den klügsten, scharfsichtigsten Mann täuschen; aber das beschränkteste Kind erkennt sie, mag sie auch noch so
    kunstvoll versteckt sein, und wendet sich voll Widerwillen ab. Ljewin mochte ja sonst viele Mängel an sich haben,
    aber von Heuchelei war keine Spur an ihm, und daher bezeigten ihm die Kinder dieselbe Freundlichkeit, die sie auf
    dem Gesichte der Mutter wahrnahmen. Auf seine Aufforderung sprangen die beiden ältesten sofort zu ihm hinunter und
    liefen mit ihm ebenso unbefangen, wie sie es mit der Kinderfrau oder mit Miß Hull oder mit der Mutter getan hätten.
    Auch Lilly wollte gern zu ihm hin, und die Mutter reichte sie ihm hinaus; er setzte sie sich auf die Schulter und
    lief so mit ihr.
    »Haben Sie keine Angst, haben Sie keine Angst, Darja Alexandrowna!« rief er der Mutter heiter lächelnd zu. »Es
    ist ganz unmöglich, daß ich ihr weh tue oder sie fallen lasse.«
    Und da sie sah, mit welcher Kraft und Behendigkeit, mit welcher sorglichen Achtsamkeit, ja übermäßigen Vorsicht
    er sich beim Laufen bewegte, beruhigte sich die Mutter und lächelte ihm gleichfalls vergnügt und beifällig zu.
    Hier auf dem Lande und im Verkehr mit den Kindern und der ihm sehr sympathischen Darja Alexandrowna kam Ljewin
    in jene, bei ihm nicht seltene, kindlich fröhliche Gemütsstimmung hinein, die Darja Alexandrowna an ihm ganz
    besonders gern hatte. Während er mit den Kindern lief, gab er ihnen turnerische Anweisungen, brachte zugleich Miß
    Hull durch sein schlechtes Englisch zum Lachen und erzählte Darja Alexandrowna allerlei von seiner Beschäftigung
    hier auf dem Lande.
    Nach dem Mittagessen saß Darja Alexandrowna mit ihm allein auf der Veranda und begann nun von Kitty zu
    reden.
    »Wissen Sie es? Kitty wird herkommen und bei mir den Sommer verleben.«
    »Wirklich?« erwiderte er; er war dunkelrot geworden und fügte, um den Gegenstand des Gespräches zu wechseln,
    sogleich hinzu: »Darf ich Ihnen also zwei Kühe schicken? Wenn Sie mit mir darüber abzurechnen wünschen, so können
    Sie mir ja fünf Rubel monatlich bezahlen, wenn Sie sich kein Gewissen daraus machen, mich so zu behandeln.«
    »Nein, ich danke bestens. Diese Sache ist bei uns schon in guter Ordnung.«
    »Nun, dann möchte ich einmal Ihre Kühe ansehen und, wenn Sie gestatten, Anweisung geben, wie sie gefüttert
    werden sollen. Die Hauptsache ist eine zweckmäßige Fütterung.«
    Und um nur das Gespräch in eine andere Bahn zu bringen, setzte er ihr seine Theorie der Milchwirtschaft
    auseinander, die darin gipfelte, daß die Kuh nur die Maschine zur Umwandlung des Futters in Milch sei und so
    weiter.
    Er redete über diesen Gegenstand und wünschte dabei leidenschaftlich, Genaueres über Kitty zu hören, bangte aber
    gleichzeitig davor. Er fürchtete, daß seine so mühsam erworbene Ruhe wieder vernichtet werden könne.
    »Das mag ja sein; aber all dergleichen muß beaufsichtigt werden, und wer wird das hier bei mir tun?« antwortete
    Darja Alexandrowna nur widerstrebend.
    Sie hatte ihre Wirtschaft jetzt mit Matrona Filimonownas Beihilfe so weit in Ordnung gebracht, daß sie nichts
    darin ändern mochte; und zudem traute sie auch Ljewins landwirtschaftlichen Kenntnissen nicht recht. Seine
    Auseinandersetzung, daß die Kuh eine Maschine zur Milcherzeugung sei, war ihr verdächtig. Sie meinte, derartige
    Vorschläge könnten im

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