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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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Scheck und keine Überweisung?«
    Alicia, die ihre Torte mit hassenswerter Lustlosigkeit vernichtet hat, antwortet erst nach kurzem Zögern. »Nun ja, es gibt Geld, das sozusagen nicht ganz sauber ist. Ich habe den Scheck nach Luxemburg gebracht.«
    Anna meint zu verstehen. »Sie haben Schwarzgeld für ihn angelegt.«
    Die Blasse errötet ein wenig. »Martin vertraute mir – in allem.«
    »Er muss Sie«, sagt Anna, »verdammt gut bezahlt haben.« Der Satz war grausam, sie bereut ihn, doch Alicia ist einmal gnädig und bricht nicht in Tränen aus. »Ich habe genug Geld«, sagt sie zu Anna und lenkt deren Blick auf die schwere Goldkette über der schwarzen Bluse. »Martin hat mir viele Geschenke gemacht, nicht Schuhe oder so was, sondern Schmuck vor allem.«
    Ich war auch nicht seine Sklavin, denkt Anna. »Haben Sie all das der Kommissarin erzählt?«
    »Natürlich nicht. In der Zeitung stand übrigens, dass Bruno einen Aktenkoffer bei sich hatte, als er überfahren wurde. In dem waren zehntausend Dollar – und darunter Zeitungspapier. Das ist doch seltsam, nicht? Wie kommt er an das Geld? Ich wette, Bruno hat die Diskette gestohlen und versuchte, sie zu verkaufen. Das hat ihm offenbar kein Glück gebracht.«
    Anna betrachtet Alicia, die nicht mehr traurig, sondern gehässig aussieht. »Sie mochten Bruno nicht.«
    »Nein, und dafür gab es tausend Gründe. Bruno war ein kleiner Mann mit großem Ehrgeiz. Er wollte immer so sein wie Martin.«
    Ist er ja nun gewissermaßen auch, denkt Anna. Wenn Alicia Martins Namen ausspricht, verklärt sich ihr Gesicht beinahe. Sie ist krank, liebeskrank, und Anna wird den Tod nicht noch einmal erwähnen. Wo die Wahrheit unerträglich ist, wird jeder Irrtum liebevoll angenommen. »Wenn Martin wirklich hier war, Alicia, muss er doch irgendetwas gesucht oder mitgenommen haben. Ist Ihnen denn aufgefallen, dass etwas fehlt?«
    »Sein Teddybär.«

23. Kapitel
    Ein Scherz? Nein, Alicia meinte es bitterernst und beharrte auf diesem Teddybären. Er lag immer auf der Couch, und nun war er verschwunden. »Martin hat ihn als Kind bekommen, und er war sein Glücksbringer.« Weshalb er ihn im Büro aufbewahrt hatte und nicht zu Hause. Weil Martins Privatleben nie in Ordnung war, während die Geschäfte glänzend liefen. All das erzählte Alicia einer sehr skeptischen Detektivin, die sich andererseits nicht vorstellen konnte, dass die Geschichte gänzlich erfunden war. Annas Erklärung war, dass Alicia den Bären mit nach Hause genommen hatte und ihn nun für ihre Geschichte von Martins Wiederauferstehung benutzte. Armer kleiner Bär, der vermutlich in Alicias Bett lag und als Ersatz für einen Mann diente, der ihr Leben zerstört hatte. Denn das hatte er getan: Anna war voller Zorn auf Martin und dachte, dass er nicht besser war als David.
    Die Geschichte mit dem Teddybären brachte Alicia abermals zum Weinen. Lautlos, es war, als könne sie nie mehr aufhören. Weil es im Badezimmer auch eine Apotheke gab, suchte Anna nach Beruhigendem – und sie fand Valium, die chemische Keule gegen das Aufbegehren. Es war keine Ruhmestat, sie Alicia auszuhändigen, aber immer noch besser, als selbst eine zu nehmen.
    Anna wartete, bis Alicia auf der Couch eingeschlafen war, nahm den Schlüssel mit und hinterließ die Botschaft, dass sie in drei Stunden zurück sei. Obwohl sie anfangs nicht wusste, wohin, schlug sie sich schließlich zum »Métropole« durch, Brüssels berühmtesten Art-Nouveau-Hotel, in dem immerhin schon Sarah Bernhardt und Albert Einstein logiert hatten.
    An der Rezeption fragt Anna nach John Schultz. Die Auskunft, dass er in seinem Zimmer sei, bewegt sie, in der prächtigen Halle zu warten. Sie hat keine Ahnung, wie Schultz aussieht, doch sie vertraut darauf, dass sie ihn erkennt. Und dann? Sie wird einfach auf ihn zugehen und ihn ansprechen. »Verzeihen Sie die Störung, aber haben Sie etwas mit Martin Lieblings Tod zu tun?«
    Warten gehört nicht zu Annas Stärken. Früher hat sie geraucht und die Zigaretten gezählt. Jetzt zählt sie die Kuchen in der Vitrine des Cafés und könnte sie alle, alle essen. Man kann nicht still sitzen und über sein Schicksal nachdenken, ohne verrückt zu werden. Sie ist kein Zen-Meister. Niemand von den Figuren um sie herum scheint das Nichtstun zu bewältigen. Sie alle essen, trinken, reden, rauchen, lesen, scharren mit den Füßen, kratzen sich am Kinn. Küssen sich. Vielleicht wäre dies das Einzige, wofür sich der ganze Hokuspokus lohnt: der

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