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Anna Marx 9: Feuer bitte

Anna Marx 9: Feuer bitte

Titel: Anna Marx 9: Feuer bitte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Grän
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fahren kann, schwärmt sie für große, schwere Autos und hat sich immerhin eines geleistet. Ein ruinöser Kauf, doch sie war glücklich mit ihm. Das zählt am Ende, und seufzend zwängt sie sich auf den Beifahrersitz. »Was will sie dann noch hier?«
    »Helena hat sich in der Wohnung breit gemacht. Vermutlich will sie noch rausholen, was sie tragen kann. Ich habe bereits Martins Anwaltsbüro verständigt, und man wird sie entfernen lassen. Sie hat kein Recht mehr, dort zu wohnen.«
    Das klingt sehr gehässig. Anna nimmt zur Kenntnis, dass Alicia ihr Ei souverän durch den Brüsseler Verkehr bewegt. Die engen Seitenstraßen, meist zugeparkt, sind für Autos wie dieses geschaffen. »Ich würde gern mit ihr reden. Wohin fahren wir überhaupt?«
    »Ins Büro. Martin hat eine Bettcouch in seinem Büro, und dort können Sie schlafen, wenn Sie wollen. Ein Bad gibt es auch – und eine kleine Küche. Die Hotels hier sind entweder schrecklich oder teuer, manchmal beides, und meistens ausgebucht. Ich dachte, dass Sie diese Lösung vorziehen.«
    Er hat eine Bettcouch, denkt Anna, und im Weiteren an ihr Bankkonto, sodass sie ergeben zustimmt. Armut bedeutet unter anderem, keine Wahl zu haben. Obwohl sie sich nie wirklich arm gefühlt hat, eher vorübergehend insolvent. Der Zustand ist von gewisser Langlebigkeit, doch wird sie den Glauben nicht verlieren, dass bessere Zeiten folgen. Vielleicht in Form eines Schecks von Eva Mauz, Anna hat ihr am Telefon das Blaue vom Himmel versprochen. Dass sie eine heiße Spur habe und nur noch einen kleinen Vorschuss benötige. Mit dem Mauz-Scheck ist sie dann zur Bank gegangen und hat ihr Konto ausgeglichen. Wenn es auf null steht, sind die Zeiten gut. Immer hübsch bescheiden sein, wie ihre Mutter sagte. Sie lebte ihre Phrasen, denkt Anna, während ich mich darüber lustig mache und ohne Leitmotiv zur Hölle fahre.
    »Was wollen Sie von Helena? Ich habe Sie hergeholt, damit Sie Martin finden.«
    »Sie haben mich nicht geholt, Alicia. Ich bin freiwillig und auf eigene Kosten geflogen. Und Martin ist tot. Er starb in meiner Wohnung, erinnern Sie sich?«
    Alicia bremst abrupt, weil eine alte Frau die Straße überquert. Sie geht so unbekümmert langsam, als seien Autos noch nicht erfanden. Sie lächelt, es ist ein schöner, sonniger Tag, sie trägt einen Strohhut und muss taub sein, wenn sie das empörte Hupen irritierter Autolenker nicht hört. Anna beneidet sie und weiß nicht, warum. Weil sie mit einer noch Verrückteren im Wagen sitzt? Wenn sie damals nicht geraucht hätte, wäre sie Liebling nie begegnet, weil sie ja rechtzeitig gebremst hätte. Und alles, was danach kam, wäre nicht geschehen. Eine Verkettung von Umständen, die zum Tode führen: Ist das leben?
    »Aber ich habe Martin gesehen. Ich kann es beschwören.«
    »Es kann nur sein Zwillingsbruder gewesen sein, verdammt. Wie oft soll ich es noch sagen!«
    Alicia steigt aufs Gas. »Schreien Sie nicht so. Woher sollte David den Büroschlüssel haben?«
    »Weiß ich nicht. Vielleicht hat er ihn gestohlen, nachdem er Martin … Ja, schauen Sie mich nicht so entgeistert an: David war in Berlin, zumindest einen Tag vorher war er es noch, und vielleicht hat er ja nur das Hotel gewechselt. Möglich, dass die beiden Kontakt hielten, und David kam in meine Wohnung, als ich einkaufen war. Es gab Streit und …«
    »… einen Brudermord?« Alicia stößt eine Art Lachen aus. »Das ist ja alles nur Theorie. Vielleicht ist Martin gar nicht nach Berlin geflogen. David war diese Nacht bei Ihnen, und jemand hat ihn dort umgebracht. Sie haben doch selbst gesagt, dass Martin komisch war, anders als sonst. Und wenn er es gar nicht gewesen ist?«
    Jetzt ist sie übergeschnappt, denkt Anna, während Alicia präzise in eine winzige Parklücke einfährt. Und sagt, bevor Zweifel sie berühren könnten: »So ein Unsinn. Sie ertragen den Gedanken einfach nicht, dass Martin tot ist.«
    »Während es Ihnen vollkommen egal ist. Sie haben ihn nur ausgenommen – wie all die anderen Frauen auch.« Alicia steigt aus dem Wagen, sodass ihr Annas Flüche entgehen. Es ist schwierig, die Beifahrertür zu öffnen, weil Müllsäcke den Gehweg blockieren. Anna schiebt einen beiseite und verlässt das Ei mittels akrobatischer Verrenkung. Alicias blasses Gesicht ist anklagend, sie hat keine Anstalten gemacht, ihr beizustehen. Anna tritt gegen den Müllsack. Es war ein Fehler, nach Brüssel zu kommen. Nichts wird sie ernten außer Liebesschmerz, und der ist schwer zu

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