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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Alptraum. Sie wird gezwungen, mit dem Rudel zu leben, sich in menschlicher oder tierischer Gestalt mit jedem Mann zu paaren, wann immer er will, und zu arbeiten, um dem Rudel Geld einzubringen. Ich war eine der Glücklichen, die entkommen konnten. Ich bin nach Mexiko geflohen, wo ich Sandra getroffen habe.«
    Sandra hebt die Hand. Tamara nimmt sie, streicht Sandra zärtlich eine Haarsträhne aus der Stirn und fährt fort. »Sandra war eine Überlebende, so wie ich. Damals war sie mit Avery zusammen, und als er meine Geschichte hörte, kaufte er uns ein großes Revier tief im Urwald in Mexiko. Nach und nach stießen weitere Weibchen zu uns. Unser Rudel gedeiht, weil wir damit zufrieden sind, mit der Natur unseres Tiers im Einklang zu leben. Wir leben ganz natürlich, wir vermehren uns nicht, wir fügen niemandem Schaden zu. Die Männer, die bei uns sind, haben genau dasselbe gesucht. Freiheit.«
    »Die Hochzeit – Sandra und Avery –, wann war das?«
    Zum ersten Mal wirkt sie nervös. »Es gab gar keine. Avery hat uns die Geschichte von der Heirat aufgezwungen, um über Sandra wieder an seinen Besitz zu kommen. Er glaubt, er könnte sie hierbehalten. Er ist zu genau dem geworden, wovor er sie vor so vielen Jahren gerettet hat. Er hat sie zu seiner Gefangenen gemacht.«
    »Wie ist das passiert? Wie konnte Avery von Sandra Besitz ergreifen?«
    »Ich weiß es nicht. Es passierte zur Zeit des Tiers. Wir waren im Dschungel, und plötzlich ist Sandra krank geworden. Sie war die Wölfin, dann hat plötzlich ihr menschlicher Körper übernommen. Das darf nicht so schnell geschehen. Die Veränderung muss sich allmählich vollziehen, ansonsten ist der Schmerz unerträglich. Sie hat geschrien und um sich geschlagen, und als der Wolf zurückkehrte, war Avery auch da.« Sie holt tief Luft. »Anfangs war Avery damit zufrieden, Sandra so leben zu lassen, wie wir es immer gemacht haben. Er hat sie nie an der Verwandlung gehindert. Er schien sie sogar zu genießen, die Freiheit der Jagd als Tier, die Befreiung von der vampirischen Blutlust. Keine von uns hat verstanden, was da passierte. Nicht richtig. Er hat manchmal mit uns gesprochen, so wie mit dir, aber wir hatten keinen Hinweis darauf, was noch kommen würde.«
    Sandra gibt einen kläglichen Laut von sich. Als wir sie ansehen, runzelt sie die Stirn, und ihre Hand liegt wieder an der Kehle.
    »Er will zurückkommen«, sagt Tamara. »Wenn er wieder da ist, wird er sie bestrafen. Wir müssen uns beeilen.«
    »Aber wie konnte er den Talisman verstecken, ohne dass Sandra es mitbekommen hat?«
    Tamara beobachtet Sandra und sucht offenbar nach Anzeichen dafür, dass Avery wieder die Kontrolle über sie gewinnt. »Manchmal wacht Sandra für ein paar Stunden auf wie aus einem Traum und kann sich an nichts erinnern. Während so einer Periode hat sie gemerkt, dass ihr Talisman fehlt. Sie glaubt, er hat ihn ihr weggenommen, weil sie sich gegen ihn gewehrt hat. Zum Beispiel hat sie sich geweigert, hierherzukommen, solange sie konnte. Er ist zu stark geworden.«
    »Wenn wir ihr den Talisman zurückgeben können – weißt du, was dann mit Avery geschieht?«
    »Wenn Sandra den Talisman wiederhat, kann sie als Wölfin gegen Avery kämpfen. Er kann sich in einem Tierkörper nicht lange am Leben erhalten. Er kann auch nicht entkommen. Sie wird Wölfin bleiben, bis sie spürt, dass er gestorben ist. Erst dann wird sie sich wieder in einen Menschen verwandeln.«
    »Wie lange wird das dauern?«
    Wieder streicht Tamara liebevoll über Sandras Kopf, wie eine Mutter bei einem kranken Kind. »Es könnte Tage dauern. Eine Woche. Während dieser Zeit kann Sandra nichts essen oder trinken. Indem sie versucht, Avery loszuwerden, setzt sie ihr eigenes Leben aufs Spiel.« Sie hebt den Blick und sieht mich an. »Aber ich glaube, das kannst du verstehen, nicht wahr, Anna?«
    Ob ich verstehe, warum man bereit ist, das eigene Leben zu riskieren, um sich von einem Monster zu befreien? Und ob. Es ging sogar um dasselbe Monster, mit dem Sandra jetzt kämpft. »Wenn der Talisman hier in diesem Haus ist, dann weiß ich vielleicht, wo Avery ihn versteckt hat.«
    Ich trete an den Kamin. Die riesige Kammer ist groß genug, um aufrecht darin zu stehen, und zu beiden Seiten ist viel Platz, um Brennholz zu la gern. Der Kaminsims ist eine dicke Platte aus schwerem, dunklem Holz. Darüber sind zwei Kerzenhalter an der Wand befestigt.
    Das Feuer versengt meine Haut, als ich nah heran-trete. Ich hebe die Hand, packe den

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