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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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ich werden bald vereint sein. Wir werden diesen lästigen Körper los sein. Sandras Körper.« Sie kommt näher. »Du brauchst nur Anna zu töten. Das ist das Einzige, worum ich dich bitte. Das Einzige, was Sandra mir verweigert hat. Sie konnte es nicht. Du bist stärker. Du besitzt die Kraft dazu. Du weißt, was du zu tun hast.«
    Das Säuseln verstummt, und die Wölfin spannt sich zum Angriff. Ich erinnere mich an die Worte in dem Buch.
    Silber. Silber ist tödlich für Werwölfe.
    Dann fällt mir Freys Warnung ein.
    Ich muss davon ausgehen, dass ein Werwolfbiss tödlich ist. Ich stehe mit dem Rücken an einem der Regale und taste nun mit beiden Händen hinter mir nach etwas – irgendetwas –, das ich als Waffe benutzen könnte. Ich darf sie nicht lange genug aus den Augen lassen, um richtig zu suchen. Ich kann nur tasten, aber meine Fingerspitzen treffen auf nichts, was mir Schutz bieten könnte.
    Zum ersten Mal muss ich erkennen, dass vampirische Kraft und Klugheit diesmal nicht reichen werden. Ich kann nicht richtig gegen sie kämpfen, denn ich darf sie nicht nahe genug an mich heranlassen, um mich zu beißen.
    Ich habe Angst. Sie windet sich in meinem Herzen und ballt sich in meinem Magen zusammen. Ein fremdartiges, verstörendes Gefühl. Schlimmer noch, Tamara wittert sie. Sie hat es nicht eilig, mich anzugreifen. Sie rückt langsam und mit gebleckten Zähnen vor. Weiß sie, dass sie mich nur ein einziges Mal zu beißen braucht? Der zweite Tod mag nicht augenblicklich eintreten, aber er wäre gewiss.
    Die Muskeln an ihren Schultern spannen sich. Sie zieht die Hinterbeine unter sich und tut ihre Absicht mit einem Knurren kund. Als sie springt, packe ich das erstbeste Ding im Regal hinter mir, schleudere es auf sie und springe beiseite.
    Die Tonvase trifft sie unter dem linken Auge. Sie zerspringt, und ein Splitter bohrt sich tief in ihr Auge. Sie taumelt zurück, jault und schüttelt wütend den Kopf, bis sich der Splitter löst. Blut spritzt aus der Schnittwunde. Als ich es rieche, erkenne ich, dass es menschliches Blut ist. Mein eigenes Blut erhitzt sich, aber ich darf der Blutlust jetzt nicht nachgeben. Es mag Menschenblut sein, aber ich stehe keinem Menschen gegenüber.
    Ich muss genug Abstand zwischen uns wahren.
    Sie hat sich erholt, sucht nach mir, schnuppert nach meinem Geruch. Ich habe mich in die Mitte des Raumes zurückgezogen, zwischen die Regalreihen.
    Sie wittert mich, heult vor Schmerz und Wut und folgt mir.
    Das Regal neben mir bietet nichts, was ich gegen sie benutzen könnte. Sie senkt den Kopf und beobachtet, wie ich langsam zurückweiche. Mein Instinkt kreischt mir zu, ich solle sie angreifen, ihr das Genick brechen, ihr Blut trinken. Könnte ich das schaffen, ehe sie die Zähne in meinen Arm oder meine Hand schlagen kann?
    Das Risiko ist zu groß. Denk nach.
    Ich habe in dieser Schatzkammer verteilt Hunderte silberner Gegenstände gesehen. Ich weiß, dass es hier etwas geben muss, das ich als Waffe benutzen kann. Mein Blick huscht über die Regale.
    Schmuck. Kelche. Schalen.
    Die Wölfin legt die Ohren an. Blut tropft aus der blinden Augenhöhle.
    Da. Auf einem der obersten Bretter. Ein Dolch.
    Wir bewegen uns im selben Augenblick. Die Wölfin macht einen Satz. Ich springe hoch und schnappe mir den Dolch.
    Die Wölfin landet als Erste und da, wo ich eben noch gestanden habe, der Sprung ging ins Leere.
    Sie rutscht auf dem gestampften Erdboden. Ihre scharrenden Pfoten wirbeln Staubwolken auf. Sie fährt herum und heult frustriert. In ihrer Raserei verspritzt sie Blut und Geifer um sich.
    Die Klinge des Dolches ist gut fünfundzwanzig Zentimeter lang. Das Heft liegt schwer in meiner Hand. Könnte ich den Dolch nach ihr werfen?
    Nein, dann wäre ein tödlicher Treffer ungewiss.
    Meine einzige Chance besteht darin, hinter sie zu gelangen, sie im Nacken zu packen und zuzustoßen, ehe sie die Zähne in meine Hand schlagen kann.
    Wie stelle ich das an?
    Die Muskeln unter ihrem Pelz ballen sich, die Hinterbeine werden unter den Körper gezogen, als spannte man eine Sprungfeder. Sie lässt sich Zeit, schätzt die Distanz ab, wartet darauf, dass ich den ersten Zug mache.
    Ich täusche nach links an. Sie stürzt sich auf mich.
    Ich warte, bis ich ihren Atem in meinem Gesicht spüre, ehe ich einen Schritt zurücktrete und herumwirbele. Ich grabe die Finger in ihre Mähne und werfe mich rittlings auf sie. Sie bäumt sich unter mir auf, schnappt um sich und heult. Ich schiebe einen Arm um ihren Hals

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