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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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bemerke ich, dass es bis auf die Musik ganz still geworden ist. Ein halbes Dutzend Frauen haben sich von den anderen gelöst und schleichen langsam auf uns zu. Sie scheinen mit offenen Mündern und schmalen Augen etwas in der Luft zu wittern.
    Ich werfe Culebra einen fragenden Blick zu. Das Blut. Bring Max nach draußen und heile die Wunde. Schnell.
    Aber die Rothaarige tritt vor. Er ist mit mir hier. Ich mache das. Sie blickt zu Max und sagt ruhig: »Du musst mit mir kommen. Sofort. Du hast das Rudel nervös gemacht.«
    Er hält den Blick auf mich gerichtet, folgt ihr aber ohne Widerspruch nach draußen. Er hat gesehen, wozu ein Vampir fähig ist, wenn man ihn reizt. Als die Tür hinter den beiden zuschwingt, drehen sich die sechs Frauen, die sich an uns herangepirscht haben, nach jemandem hinter sich um. Obwohl ich keinerlei Bewegung wahrnehme, müssen sie irgendein Signal empfangen haben. Sie trollen sich zurück an die Bar.
    Ich fixiere Culebra mit bohrendem Blick . Das Rudel? Was sind diese Frauen?
    Sein Blick huscht zu mir zurück. Werwölfe.
    Werwölfe? , wiederhole ich dümmlich. Ich schaue mich um. Es sind mindestens vierzig von diesen Kreaturen im Saloon. Mich schaudert vor Abscheu. Dass sie aussehen und sich verhalten wie Menschen, ist kein Trost. Ich wirke auch menschlich. Meistens. Alle?
    Culebra folgt meinem Blick, der durch den Raum schweift. Ja.
    Das erklärt immerhin das Emblem auf ihren Jacken. Ich weiß, wie stark ich bin und wie mächtig Culebra ist, aber die Überzahl ist doch gewaltig. Sind wir hier sicher?
    Er nimmt mich beim Arm und führt mich zur Tür hinter der Bar. Falls das seine Antwort sein soll, ist sie nicht gerade beruhigend. Ebenso wie die Tatsache, dass Max und seine Freundin gerade aus dieser Tür gekommen sind. Ich rieche Max. Seinen Samen, sein Blut. Das lenkt mich so sehr ab, dass ich frage: Seit wann kommt Max hierher?
    Seit sechs Wochen.
    Nicht lange nach unserer Flucht aus Mexiko, wo Max von meinem Geheimnis erfahren hat.
    Culebra beobachtet mein Gesicht, er dringt aber nicht in meine Gedanken ein. Vielleicht will er die Leere in meinem Geist nicht spüren. Er sagt: »Du hast mich gefragt, ob wir vor ihnen sicher sind.« Er deutet zur Bar.
    Vielleicht spürt er meine Gedanken doch. »Netter Themenwechsel.«
    Er nickt und deutet auf einen Stuhl. »Wir sind sicher. Theoretisch. Werwesen sind nur in ihrer Tiergestalt gefährlich. Aber sie sind immer noch ein Rudel. Der Blutdurst kann das Tier zum Vorschein bringen. Es gibt dokumentierte Vorfälle, bei denen ein Rudel in menschlicher Gestalt ein großes Tier förmlich zerrissen hat, aus Genuss am Töten. Vor allem, wenn Drogen oder Alkohol im Spiel sind, kann so etwas passieren.«
    Ich funkele ihn an. »Und dann lässt du sie in deine Bar, wo sie trinken und Gras rauchen dürfen? Hört sich für mich ziemlich dumm an.«
    »Ich kenne die Rudelführerin. Sie hat mir versprochen, dass es keinen Ärger geben wird. Sie wollen über die Grenze, und sie hat mich gebeten, hier übernachten zu dürfen. Ich war einverstanden. Sie zahlen sehr gut für dieses Privileg.« Trotzdem klingt das nicht nach einer Idee, mit der Culebra normalerweise einverstanden wäre. Er errät offenbar meine Gedanken und zuckt mit den Schultern.
    Ich wusste ja nicht, dass du heute Abend hier auftauchen würdest. Du hast erst vor einer Woche getrunken. Die Werwölfe ziehen morgen früh weiter. Ansonsten ist das Lager völlig leer. Ich hatte also keinen Grund, ihr die Bitte abzuschlagen. Und was Max angeht ....
    Er hält inne und sieht mich an, während er in meinen Kopf vordringt. Ich versuche nicht, ihn aufzuhalten. So ist es einfacher, als wenn ich versuchen würde, ihm meine Gefühle zu erklären. Wut auf Gloria und ihre lächerliche Notlage, und jetzt Kummer und Enttäuschung wegen Max.
    Das Problem mit Gloria lässt sich ganz leicht lösen. Vielleicht kannst du die Sache schon heute Nacht aus der Welt schaffen, wenn du mit ihrem Geschäftspartner sprichst. Es tut mir leid, dass es dich so getroffen hat, Max zu begegnen. Ich habe dich vorhin erst bemerkt, als es schon zu spät war.
    Und das soll mich beruhigen? Ich komme nicht nur der Nahrung wegen hierher, sondern auch, weil ich mal eine Pause von den nervtötenden Angelegenheiten der Sterblichen brauche. Soll ich in Zukunft lieber vorher anrufen und einen Tisch reservieren?
    Culebra zieht eine Augenbraue hoch.
    Ich weiß ja, dass ich überreagiere. Max hat ebenso das Recht, hierherzukommen, wie ich.

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