Anna Strong Chronicles 05 - Blutrotes Verlangen
verwendet.«
»Wie kommt sie denn auf so eine Idee? Hast du nicht gesagt, du hättest noch nie von einer äußerlichen Anwendung von Vampirblut gehört?«
»Ich habe außerdem gesagt, dass es nur deshalb, weil ich noch nie davon gehört habe, nicht unmöglich sei. Wir wissen, dass es möglich ist. Die erstaunlichen Ergebnisse, die sie mit ihrer Creme erzielt hat, müssen auf der Zugabe von Vampirblut beruhen. Es kann gar nicht anders sein. Die übrigen Inhaltsstoffe findet man in jedem beliebigen anderen Produkt auf dem Markt.« Es schüttelt mich vor Abscheu. Das erklärt den seltsamen Geruch, den ich in dem Tiegel wahrgenommen habe – nach rohem Fleisch.
Williams fährt fort: »Außerdem habe ich von einem ihrer Mitarbeiter erfahren, dass Burke anscheinend verschwunden ist. Er sagte, Simone Tremaine sei verschwunden, und ich habe ihn nicht korrigiert. Die Pressesprecherin von Second Chance hat auch keine Ahnung, wo sie ist. Jetzt wird wegen möglicher Brandstiftung ermittelt, weil der Verdacht eines Versicherungsbetrugs besteht, obwohl die Pressesprecherin schwört, das Produkt sei echt. Angeblich soll die Firma bei dem Brand alles verloren haben, auch die Formeln zur Herstellung sowie die Namen der Versuchspersonen.«
Nicht alles. Ich habe eine Menge Lastwagen gesehen. Zu Williams sage ich: »Wie praktisch. Was ist mit dem Wachmann?«
»Keine Vorstrafen. Er ist seit mehreren Jahren bei Nelson angestellt.«
»Dann werde ich denen mal einen Besuch abstatten.«
Williams stößt die Luft aus. »Ich würde dich gern begleiten, aber mein Platz ist hier bei Brooke.«
Wie untypisch für Williams, die Sorge um eine Sterbliche vor seine eigenen Wünsche zu stellen, aber darüber will ich jetzt nicht mit ihm streiten. Ich kann keine weiteren Feindseligkeiten zwischen uns gebrauchen.
Ein Detail meines Gesprächs mit Gloria schießt mir plötzlich durch den Kopf. »Stimmt es, dass Kosmetika nicht der Kontrolle der FDA unterliegen?«
Williams verfällt in offizielle Polizeisprache. »Bei Kosmetika entsprechen die Kontrollbefugnisse der FDA nicht denen anderer Produkte, die der behördlichen Regulierung unterliegen. Die Produkte können ohne Zulassung auf den Markt gebracht werden. Einzige Ausnahme sind Farbstoffe.«
»Wunderbar. Man darf Blut verwenden, aber keine rote Farbe.«
»Nicht direkt. Burke ist ein großes Risiko eingegangen. Vielleicht ist ihr das klargeworden.«
»Und deshalb hat sie die Fabrik abfackeln lassen.«
»Seltsam, wenn man bedenkt, wie erfolgversprechend ihre Creme erschien.« Vielleicht auch nicht. Offensichtlich ist irgendetwas schiefgelaufen. Etwa, dass ihre Versuchspersonen Leute angegriffen haben. Oder dass ich ihr auf die Pelle gerückt bin. Trotzdem hat sie irgendwo eine ganze Lkw-Flotte voll von dem Zeug herumstehen. Vielleicht kann Jason etwas Licht in diese Angelegenheit bringen.
Als ich mich auf den Weg mache, regnet es nicht mehr, doch tiefe Wolken hängen immer noch schwer über dem Strand und verwischen die Linie zwischen Meer und Himmel. Wie üblich, ist der Berufsverkehr grauenhaft. Die Autofahrer im Süden Kaliforniens nehmen keine Rücksicht auf die Straßenverhältnisse. Sie rasen viel schneller als erlaubt, wie immer, und bilden sich ein, wenn sie das Wasser ignorieren, das in großen Lachen auf dem Freeway steht, könne es ihnen nichts anhaben.
Also muss ich auf dem Weg zu Nelson Security zweimal im Schritttempo dahinkriechen, weil irgendein Idiot in seinem SUV einen Aquaplaning-Unfall gebaut hat. Es ist immer ein SUV. Bis ich die Sicherheitsfirma erreiche, bin ich vor Gereiztheit angespannt wie eine Feder. Ich habe in den vergangenen zwei Tagen so viel Entsetzen, Trauer und Frustration erlebt, dass ich es kaum erwarten kann, Jason Shelton endlich gegenüberzustehen.
Ich bin mehr als bereit, diesem Vampir in den Arsch zu treten.
Kapitel 34
Das Büro von Nelson Security liegt in einer Einkaufszeile in Chula Vista. Kein besonders schönes Büro in einer nicht besonders netten Gegend. Zwei spanisch-stämmige Teenager in schlabberigen Jeans und blendend weißen T-Shirt hängen vor dem kleinen Supermarkt daneben herum. Sie beäugen mich kurz, doch dann gilt ihre ganze Aufmerksamkeit meinem Wagen. Sie starren ihn nicht mit der Begeisterung von Automobilfans an, sondern eher so, als würden sie sich fragen, was sie dafür bekommen könnten, wenn sie ihn der illegalen Werkstatt ihres Vertrauens zum Ausschlachten vorbeibringen.
Demonstrativ drücke ich auf die Fernbedienung
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