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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Tür nicht auf, um nachzusehen. Im ersten Stock gibt es sechs Schlafzimmer. Am Kopf der Treppe halte ich inne und lausche. Keuchen. Ächzen. Kichern. Scheiße.
    Ich finde die Tür zu dem Spielzimmer und hoffe, dass das, was ich höre, nicht das ist, was da drin läuft. Bitte, lass sie wenigstens noch ein paar Klamotten anhaben. Die Tür öffnet sich flüsterleise. David sitzt mit dem Rücken zu mir auf der Bettkante. Von der Tür aus kann ich von den beiden Mädchen nur die lebhaft bewegten Köpfe sehen. »Herrgott, David. Was machst du da?« Eine dämliche Frage verdient eine ebensolche Antwort. David dreht sich nach mir um, die großen Augen sind immer noch glasig. Er hat etwas in der Hand.
    »Was glaubst du denn, was ich hier mache?«
    Die Mädchen tauchen ganz auf und rücken dabei ein Stück auseinander, so dass ich die niedrige TV-Konsole hinter ihnen sehen kann. Auch sie haben etwas in den Händen. Gamecontroller. David grinst mich an. »Was hast du denn geglaubt, was wir machen, Anna?« Er hört sich an wie ein Sechsjähriger. Was auch immer er intus hat, die Wirkung lässt hoffentlich bald nach.
    »Komm mit. Wir müssen jetzt gehen.«
    »Noch nicht. Wir haben gerade erst angefangen.«
    Ich strecke mich über das Bett und nehme ihm den Gamecontroller aus der Hand. »Ihr Mädchen müsst jetzt auch gehen. Wisst ihr, wie ihr nach Hause kommt?«
    Widerstrebend stehen die beiden auf. Eine von ihnen sagt: »Wir sind mit Mrs. Williams hergekommen. Sie hat gesagt, sie würde für alles sorgen.«
    Trotz meiner Drohung weiß ich sehr wohl, wozu Judith Williams fähig ist. Ich bezweifle, dass sie so fürsorglich wäre, die beiden Mädchen sicher nach Hause zu bringen. »Kommt mit uns. Mein Freund und ich fahren euch nach Hause.«
    David ist hocherfreut. »Sie können mit zu mir nach Hause kommen.« Na klar. Ich öffne die Tür und trete als Erste auf den Flur. Es ist still.
    Keine Schritte donnern die Treppe herauf, um uns aufzuhalten. Ich scheuche die drei hinunter ins Foyer. Immer noch nichts. Das einzige Geräusch ist leises Stimmengewirr aus dem Wohnzimmer. Ich hoffe sehr, dass Judith Williams nicht so dumm ist, meine Drohung mit der Polizei für einen Bluff zu halten. Sie sollte ihre Gäste ebenfalls schleunigst zur Tür hinauslotsen.
    David und die Barbie-Zwillinge wanken kichernd durchs Foyer zur Haustür. Ich versuche, sie zur Eile anzutreiben, aber es ist wie ein Ringkampf mit Hühnern. Ich habe David noch nie so durchgeknallt erlebt. Ob er sich an irgendetwas erinnern wird, wenn er wieder runtergekommen ist? Ich frage mich auch, ob Judith Williams ihm wirklich gesagt hat, dass ich eine Vampirin bin.
    Es ist ein langer Weg die gewundene Auffahrt entlang, und das Tor sehe ich erst, als wir schon beinahe dagegenlaufen. Dena sitzt davor in ihrem Wagen. Sie hat das Fenster heruntergelassen und drückt vergeblich auf ihrem automatischen Türöffner herum. Als sie uns kommen sieht, springt sie aus dem Wagen. »Ich weiß nicht, was da los ist. Das Tor geht nicht auf.«
    Da fährt Frey auf der anderen Seite des Tors vor. Ich kann mich nicht erinnern, ihm meinen Autoschlüssel gegeben zu haben, aber das spielt im Moment wirklich keine Rolle. Er ist immer noch auf einer Seite des Tors und wir auf der anderen. Ich winke David und die Mädchen zur Seite. Wenn ich allein wäre, würde ich einfach über die Mauer springen. Ich mustere das Tor gründlich. Zwei Meter fünfzig hoch, aus Schmiedeeisen, mit eisernem Schloss. Ich habe immer noch den Schlüsselbund des Wachmanns in der Tasche. Wenn ich das Schloss damit öffnen kann, müsste ich es schaffen, das Tor aufzuschieben.
    Frey sieht zu, wie ich die Schlüssel aus der Tasche fische. Es sind etwa zwanzig, alle von ähnlicher Form und Größe. Ich fange an, einen nach dem anderen in das Schloss zu schieben. »Gib sie mir«, sagt Frey nach einer Minute. »Lass mich mal versuchen.« Er beugt sich vor, untersucht das Schloss und betrachtet dann einen Schlüssel nach dem anderen, bis er einen findet, der für mich ganz genauso aussieht wie die anderen neunzehn in dem Schlüsselbund. Diesen steckt er ins Schloss und dreht ihn herum. Es öffnet sich mit einem metallischen Klicken.
    »Wie hast du das gemacht?«
    Er grinst. »Das ist das Ypsilon-Chromosom.« Er hat sein Wunder vollbracht. Jetzt bin ich dran. Ich stemme mich mit der Schulter gegen das Tor und drücke kräftig. Die Torflügel fliegen auseinander.
    David sagt: »Klasse, Anna.« Die Mädchen kichern und klatschen

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