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Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht

Titel: Anna Strong Chronicles 06 - Gesetz der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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Ehrengast, der zu spät zu seiner eigenen Geburtstagsparty kommt, nur um festzustellen, dass ihn niemand vermisst hat. Vielleicht bin ich bis Dienstag von keinerlei Bedeutung. Egal. David hier herauszuholen, ist der einzige Grund, weshalb ich überhaupt wieder einen Fuß in dieses Horrorhaus gesetzt habe.
    Judith Williams wedelt mit einer manikürten Hand, und die SechsMannBand in der Ecke beginnt zu spielen. Sie toupiert mit der Hand leicht das Haar, setzt eine Miene auf, die nichts als höfliche Geselligkeit ausdrückt, und kommt zu uns herüber.
    »Was denn?«, frage ich und mustere sie von Kopf bis Fuß. »Keine Trauerkleidung heute Abend?«
    Sie streicht über den Rock ihres blutroten Seidenkleides. »Ich habe dich heute Abend nicht erwartet, Anna, sonst hätte ich deinen Namen am Tor hinterlassen.« Sie neigt den Kopf zur Seite. »Wie hast du es geschafft, am Sicherheitsdienst vorbeizukommen?«
    »Ich bin die Auserwählte, schon vergessen? Wer einen Sterblichen anheuert, um einen Vampir fernzuhalten, könnte ebenso gut mit einer Steinschleuder in eine Schießerei eingreifen.«
    Sie findet den Vergleich nicht witzig. »Ist er tot?«
    »Ich töte nicht wahllos Menschen. Das scheint eher dein Ding zu sein. Ist dir eigentlich klar, welchen Schaden für die vampirische Gemeinde du mit dem Mord an diesen Blutswirten in Beso de la Muerte angerichtet hast?«
    Sie schnaubt. »Wenn du mitgefahren wärst, wäre das vermutlich nicht passiert.« Sie sieht Frey an. »Der ist hier nicht willkommen.« Sie weist auf die Vampire hinter uns, als hätte sie irgendeine Bemerkung aufgeschnappt, die ich nicht gehört habe. Die Vampire unterhalten sich nicht mehr, sondern beobachten uns. Nein, nicht uns. Frey. Es ist beinahe, als hätten sie auf einmal bemerkt, dass er weder Vampir noch ganz menschlich ist.
    Außerdem fällt mir auf, dass sie in diesen paar Tagen eine Menge gelernt hat. Ich kann nicht mehr so leicht in ihren Gedanken herumstochern. Aber sie kommuniziert mit irgendjemandem. »Frey ist mein Begleiter.«
    »Dann muss er sich mit den Regeln einverstanden erklären. Bei dieser Party sind ausschließlich Vampire und Wirte erwünscht. Bist du bereit, ihn zu teilen?«
    Ich sehe, wie Freys Miene hart wird. Ich weiß, was er denkt. Um bei mir zu bleiben, wird er sich einverstanden erklären. Ich ergreife das Wort, ehe er es aussprechen kann. »Nein. Frey wird draußen auf mich warten.« Er öffnet den Mund, um zu widersprechen, und ich packe seinen Arm mit stählernem Griff. »Warte am Tor auf mich. Ich bin in zehn Minuten mit David bei dir.«
    Frey blitzt der Zorn aus den Augen. »Wir waren uns doch einig, dass wir zusammenbleiben würden.«
    Ich lockere meinen Griff ein wenig, gebe aber nicht nach. »Zehn Minuten.«
    Er ist sauer, aber das ist mir egal. Etwas an dem Blick, mit dem die Vampire ihn beobachten, sagt mir, dass es hier gefährlich für ihn ist. »Bitte, Frey. Tu, was ich sage.«
    Wieder verändert sich die Haltung der Vampire. Da ist ein leichtes, erwartungsvolles Beben, wie bei einer Katze, die sich bereitmacht, sich mit einem Satz auf einen ahnungslosen Vogel zu stürzen.
    Du musst dich entscheiden. Er bleibt, oder er geht. Die anderen finden es sehr merkwürdig, dass du einen Gestaltwandler um etwas bitten musst – ein geringeres Wesen. Sie betrachten das als Zeichen der Schwäche. Judiths Worte sind an mich gerichtet. Kein Zweifel, sie hat die Kunst der telepathischen Kommunikation gemeistert. Ich schaue von den Vampiren wieder zu Judith und bin versucht, sie gleich hier und jetzt zum Kampf zu fordern, doch diesmal ist es Frey, der mich am Arm berührt.
    Er hat Judiths Botschaft nicht gehört, aber meine Reaktion ist wohl offensichtlich. »Es liegt ganz bei dir.«
    »Geh. Ich komme in zehn Minuten nach.«
    Ich beobachte, wie Frey zur Haustür geht, und spüre, dass auch die anderen ihm nachstarren, und zwar mit erschreckend gierigen Blicken. Sollte irgendjemand versuchen, ihn aufzuhalten, werdet ihr merken, wie ›schwach‹ ich bin.
    Ich lasse die Botschaft über die Musik und die leisen Gespräche hinwegtönen. Einen Herzschlag lang zögern sie, als würde die Ernsthaftigkeit meiner Drohung genau abgewogen. Konsequenzen gegen Prinzipien. Offenbar sind ihnen die Prinzipien dann doch nicht so wichtig. Frey kann unbehelligt das Haus verlassen.
    Judith seufzt ungeduldig. »So ein Drama um einen unbedeutenden Sterblichen. Anna, du bist mir ein Rätsel.« Zehn Minuten. Die Uhr tickt.
    »Was hast du David

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