Anna und Anna (German Edition)
Ausbildung
Liebe Oma,
ich freu mich so, ich freu mich so, ich freu mich so!
Das wollte ich nur schnell sagen, vielleicht kriegst du die Karte ja noch, bevor ihr euch auf den Weg macht.
Es freut sich sehr (aber das weißt du ja schon!),
deine Anna
Ahoi, Oma-Steuermann!
Ich habe unseren Freund, das Gerippe, ausgebuddelt, um dir mal wieder eine streng geheime Nachricht zukommen zu lassen. Er war mir sehr dankbar, denn zwischen müffelnden Gummistiefeln und einzelnen Handschuhen zu ruhen, ist tatsächlich recht unwürdig.
Ich hoffe, du hast den Wink verstanden, das Christkind habe dein Geschenk bestimmt in der Dielenkommode versteckt.
Denn dann findest du diese Zeilen und liest dies:
Ich bin ganz schrecklich glücklich, dass du zu Weihnachten doch nach Hause gekommen bist, Oma B. Ich habe dich nämlich sehr lieb.
Weihnachtswunschlosglücklich,
deine Anna
aka der Käptn
Liebe Anna,
frohe Weihnachten wünsche ich dir und deiner ganzen Familie.
Leider habe ich keine Karte mit einem Piraten und einem Weihnachtsbaum gefunden, aber ich finde, das Foto von Juliet der Ersten mit Lichterkette ist auch sehr schön geworden. Ich habe sie eigenhändig dekoriert.
Und dabei bin ich nicht mal gut im Dekorieren!
Gruß
Jan
Auch dir ein frohes Neues, Anna!
Jetzt bin ich aber schrecklich neugierig, was dein Vorsatz fürs neue Jahr ist. Ja, ich habe tatsächlich auch einen! Und ich finde, es schmälert ihn nicht, dass ich ihn erst fasste, als du mich höflich danach fragtest.
Man könnte es so sehen, dass ich grundsätzlich mit mir und meinem Leben recht zufrieden bin. Und deswegen nichts ändern muss. Doch das ist, zugegeben, eine recht oberflächliche Haltung. Schließlich kann der Mensch immer daran arbeiten, ein noch besserer zu werden. Man ist schließlich nicht Jesus.
Das lässt meinen Vorsatz jetzt sehr nächstenlieb klingen, oder? Willst du wissen, ob er es wirklich ist?
Dann weih mich ein!
Verrätst du mir deinen, verrat ich dir meinen.
Jan
Bloom,
ich finde, du lässt dich ganz schön bitten. Machst du das mit Absicht? Ich gebe zu, dein Schweigen ist ziemlich geheimnisvoll, und ich bin sicher, Anne Bonny hat ihre Geheimnisse auch nicht hinausposaunt. Aber ich bin ja nicht irgendjemand und ich würde dich auch nicht verraten!
Falls es etwas Peinliches sein sollte. Oder gar etwas Verbotenes.
Doch wahrscheinlich gibst du nur an und es ist so etwas Banales wie: Ich esse in diesem Jahr weniger Schokolade! Habe ich recht? Das ist zumindest Helens Vorsatz. James’ war: Ich höre auf zu rauchen. Nur da du meines Wissens nicht rauchst, kann es das nicht sein.
Doch ich wette, ich bin auf der richtigen Spur!
Das wird dich natürlich nicht jucken. Vielen Dank, mir ist durchaus bewusst, dass ich dich damit nicht ein Stück ködern kann. Ich könnte jetzt noch behaupten, dass ich das ja auch gar nicht will, weil es mich eigentlich sowieso nicht die Bohne interessiert, wie du dich oder dein Leben verändern willst. Aber da du einen so klugen Kopf auf deinen Schultern spazieren trägst, würdest du gleich wissen, dass ich lüge.
Also was tun?
Ich gehe mit gutem Beispiel voran und lege meine Karten offen. Achtung, dies ist der gute und bisher beste Vorsatz im Leben des Jan Berger: Ich habe mir vorgenommen, ein besserer Freund zu sein.
Was sagst du nun?
Jan
Liebe Oma,
hast du einen Vorsatz fürs neue Jahr gefasst?
Ich hoffe, er lautet: Ich will meine Enkelin öfter sehen.
Das würde mir gefallen.
Jans lautet: Ich will ein besserer Freund sein.
Das gefällt mir leider auch.
Aber du weißt ja, wie das mit Vorsätzen so ist. Besser als ich weißt du es bestimmt, weil du schon so viel länger lebst und meiner erst mein erster ist und Jans vielleicht auch. So ist es: Gute Vorsätze halten meist nicht lange. Vielleicht bis Mitte Februar. Oder, wenn es hochkommt, bis Ostern.
Und deshalb weiß ich nicht, ob ich Jan einfach aufgrund seines komischen Jahreswechsel-Vorsatzes wieder in mein Leben lassen soll, nachdem ich ihn gerade erst so sorgfältig herausgeschnitten habe. Eine vollkommen höfliche, aber auch vollkommen sachliche Dankeskarte hatte ich ihm auf seine Weihnachtsgrüße hin geschrieben. Mehr nicht. Und doch schreibt er mir nun zurück.
Nun, wir werden sehen, wie es weitergeht. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, nicht wahr?
Ich zerbreche mir jetzt jedenfalls nicht weiter den Kopf. Ich gehe gleich
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