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Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Inden
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auf der Postkarte ist übrigens Anne Bonny. Ob sie lieber Gold oder Silber trug, ist nicht überliefert. Dass sie so gnadenlos wie deine Seeräuber-Jenny war, ist allerdings sicher.
    Bleib du doch lieber so, wie du bist.
     
    Jan
     
    PS
    Du hast mein Banjo erschossen! Du bist ein echter Pirat.
    »Monkey Island«
     

     
    Lieber Jan,
     
    bald sind Sommerferien, aber ich freu mich gar nicht darauf. Du kommst nicht her, sagt dein Vater, und Oma ist fort. Mary-Lou fährt mit ihren Eltern nach Südfrankreich.
    Wir fahren nirgendwo hin. Papa hat zu viel Arbeit, Mama Abgabe und außer an Zeit scheint es meinen lieben Eltern in diesem Jahr auch am nötigen Kleingeld zu fehlen. Jedenfalls hat Papa gerufen, als Benni vorschlug, wir könnten doch einfach in irgendeinen Flieger steigen und gucken, wo wir landen: »Sind wir Krösus?« Was ein glattes Nein war.
    Sechs lange Wochen allein zu Hause!
    Ich weiß überhaupt nicht, was ich anfangen soll. Mit mir. Und dem Sommer.
    Irgendwelche Vorschläge?
     
    Anna
     

     
    Liebe Oma,
     
    wie findest du das?
    Da antwortet mir Jan plötzlich auf einen Brief. Ganz unerwartet und auch richtig nett, so sehr sogar, dass ich Herzklopfen gekriegt habe beim Lesen und sofort zurückgeschrieben habe – und dann kommt wieder gar nichts.
    Das ist doch zum Verrücktwerden!
    Was bin ich denn jetzt eigentlich für ihn?
    Ich denke, ich sollte ihn das fragen. Aber ich weiß, ich werde es nicht tun, weil ich mich vor der Antwort fürchte.
    Anne Bonny hätte ihn niedergeschossen und die Seeräuber-Jenny seinen Kopf gefordert. Und was hätte ihnen das gebracht? Mutig mögen sie gewesen sein, aber ich glaube, von Liebe hatten diese Damen keine Ahnung.
     
    Frustriert,
    Anna
     

     
    Liebe Oma,
     
    mir ist so furchtbar langweilig, dass ich noch eingehe. Weißt du, was ich heute gemacht habe? Gar nichts!
    Ich habe stundenlang in der Kastanie gesessen, jawohl, und der Sonne dabei zugesehen, wie sie durchs Geäst fällt. Sie hat die Blätter grün glühen lassen. Da, wo sie sich überlagerten, waren sie dunkler. Schön sah das aus. Wie Kunst. Nur noch besser.
    Zugegeben, wenn ich das so aufschreibe, klingt mein Nachmittag im Baum gar nicht schlecht. Ganz im Gegenteil klingt er eigentlich sogar ganz idyllisch. Wie kann das sein? Ich hatte so schlechte Laune.
    Die habe ich in letzter Zeit übrigens häufiger. Mama würde dir das sicher nur zu gern bestätigen. Vielleicht tut sie es auch, keine Ahnung. Ich kann nur sagen, ich strapaziere wirklich nicht mit Absicht ihre Nerven, aber sie will immer dann wissen, wie es mir geht, wenn ich es ihr absolut nicht sagen will. Wenn ich es selbst nicht weiß. Und wenn ich es selbst gern wüsste.
    Benni ruft immer: »Das ist die Pubertät!«, und macht mich ganz wild damit. Mama hat ihm verboten, das zu sagen, also sagt er es jetzt nur noch so leise, dass sie es nicht hört.
    Jan ist schuld. Oder kann das nicht sein? Er ist ja gar nicht da, er tut ja gar nichts! Trotzdem beeinflusst er noch meine Stimmung. Das ist doch nicht richtig, wie kann ich das zulassen?
    Ich tue es nicht mehr. Schluss, aus, erledigt, das war’s jetzt. Großes Piratenehrenwort.
    Ich werde ihm auch nicht mehr schreiben!
    Dir schreibe ich dafür umso mehr. So hast du auch einen Grund, Jan zu zürnen. Oder freust du dich über die Briefe einer launischen Enkelin?
    Ich hoffe doch sehr.
    Grüße an Henri, Gibraltar und die Affen! Es fühlt sich gut an, dass ihr wieder in Europa seid.
     
    Findet deine Anna
     

     
    Jan,
     
    ich hätte nicht gedacht, dass ich dir noch solche Briefe schreiben würde. Solche, die ich nicht abschicke, meine ich. Aber ich tue es nach wie vor. Ich muss es ja, wenn du dich nicht regst!
    Erst küsst du mich. Und küsst mich wieder und wieder und wieder. Und dann ist es, als wäre dieser Sommer voller Küsse nie gewesen.
    War das jetzt das, was man eine Sommerliebe nennt? Länger als ein paar Wochen hält sie nicht?
    Darauf pfeife ich. Nein, wirklich. Ich kann daran nichts Gutes sehen. Oma könnte es vielleicht, aber Oma ist nicht da. Hier bin nur ich und ich bin wütend. Und traurig. Ach, beides zusammen.
    Es ist komisch, dass ich es immer noch bin, obwohl ja jetzt schon wieder Sommer ist und unser erster Kuss am Steg ein Jahr her und unser Sommer voller Küsse wirklich rum. Aber bei jedem Brief, den du mir schreibst, denke ich wieder daran, werde ich wieder traurig-wütend. Also ist es vielleicht gut, dass du kaum mehr Briefe schickst.
    Du wirst gemerkt haben, dass meine

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