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Anna und Anna (German Edition)

Anna und Anna (German Edition)

Titel: Anna und Anna (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Inden
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zwar mich nicht mehr küssen willst, eine andere aber durchaus, hilft es mir doch, endlich einen Schlussstrich zu ziehen, ein »The end« zu setzen unter das Kapitel »Jan und Anna«.
    Wenn ich ehrlich bin, schmerzt es mehr, dass du eine Neue hast, als dass du mich nicht mehr willst, denn daran gewöhne ich mich ja schon seit Monaten. Piraten haben eben auch mit gekränkter Eitelkeit zu kämpfen.
    Ich hoffe also, dass du dich über mein Schweigen und die völlig ausbleibenden Briefe wundern wirst. Ich für meine Person schaue nicht zurück, sondern nach vorn. Und da vorn ist von dir keine Spur mehr zu sehen.
    Gehaben Sie sich wohl, Herr Berger.
     
    Hochachtungsvoll
    Anna B. Barber
     

     
    Liebe Oma,
     
    ich wollte es dir ja eigentlich nicht mehr sagen, um dir nicht die Stimmung zu versauen, aber ich sage es jetzt trotzdem, egoistisches Geschöpf, das ich bin: Ich wollte, du wärst hier! Dann könnte ich dir nämlich Bengt vorstellen. Und das würde ich so gern.
    Er ist toll. Finde ich. Mary-Lou mag seine Haare, Mama seine Manieren. Sagt sie. Dabei ist sie nur froh, dass er nicht Jan ist. Das findet sie »gesünder« für mich. Papa war nicht so spezifisch und Benni ist Bengt, glaube ich, herzlich egal. Obwohl wir am Wochenende alle zusammen Fußball gespielt haben. Mit Mary-Lou als Schiedsrichter ist unser Match unentschieden ausgegangen. Erstens zählt sie nie richtig, zweitens hat sie keine Lust auf Diskussionen um den Punktestand. Also saß sie in Mamas dickes Wollcape gehüllt unter der schon herbstbraunen Kastanie und sagte immer wieder ungerührt: »Tor? Super, dann haben wir jetzt Gleichstand.«
    Benni war fuchsteufelswild, aber Bengt hat sich halb totgelacht. Was Benni ihm wiederum übelnahm.
    Oma, ich weiß, du mochtest Jan, doch ich hoffe, du wirst Bengt auch mögen. Ich hoffe außerdem, dass du bald nach Hause kommst. Weihnachten? Oder fahrt ihr da wirklich zu Henris Familie in die Berge?
    Ich bin dagegen!
     
    Aber ich bin ja heute auch
    die egoistische Anna
     

     
    Liebe Oma Anna Bloom,
    Superstar,
     
    vielen Dank für deinen lieben Brief. Ich schicke dir natürlich umgehend ein Foto von Bengt. Ich bin auch drauf, die Aufnahme wurde bei unserer Premiere gemacht. Erkennst du mich? Sind meine Haare nicht wild, funkeln meine Augen nicht gefährlich? Bin ich nicht ein schöner Pirat?
    Ich hatte Glück, mir hat nicht die Stimme versagt, obwohl mir seltsam schwerelos zumute war, als ich auf die Bühne musste. Und wir haben alle jede Menge Applaus gekriegt! Vor allem Bengt. Du hättest mal die Mädchen aus meiner Klasse sehen sollen und die aus seiner eigentlich auch, wie sie ihn hemmungslos angeschmachtet haben. Ich musste ein selbstgefälliges Lächeln unterdrücken, als er mich bei den Schlussverbeugungen vor den Augen aller umarmte.
    Geküsst hat er mich auch. Später. Bei unserer Premierenfeier. Eigentlich hat er ja die Seeräuber-Jenny geküsst, denn ich war noch im Kostüm, aber kann man es ihm verübeln? So eine Piratenbraut ist einfach faszinierend.
    Ach, es war herrlich! Könnte ich immer Piraten darstellen, würde ich glatt drüber nachdenken, später Schauspielerin zu werden.
    Das Bild von dir und Henri habe ich auf meinen Schreibtisch gestellt, direkt zu deinem gerahmten Foto von 1959. Geht es in Ordnung, dass ich es aus deinem Zimmer geholt habe? Ich schaue es mir so gerne an, wenn du mir ganz besonders fehlst.
    Jetzt kann ich mir allerdings auch mein neues Foto von dir anschauen. Es ist sagenhaft! Du bist sagenhaft! Bist du sicher, dass ihr da nur eine, wie schriebst du noch?, gewöhnliche Premiere in der Scala besucht habt und nicht vielleicht doch den Wiener Opernball oder die Oscarverleihung?
    »Sag ich doch immer«, hat Papa ziemlich selbstgefällig gesagt, als ich ihnen das Bild von euch beiden in Samt und Seide, Fliege und glitzerndem Geschmeide zeigte, »Anna B. ist ein Star.«
    Vielleicht sind es ja deine Gene, die mich funkelnden Ohrschmuck kaufen ließen und mich auf die Bühne trieben. Immerhin habe ich auch deinen Künstlernamen geerbt! Und nomen est omen, wie der alte Lateiner sagt.
    In Latein habe ich übrigens eine schwache Drei wie auch in einigen anderen Fächern, aber ich habe sowohl meinem Lehrer als auch Mama versprochen, mich in Zukunft wieder mehr mit meiner Bildung zu befassen.
    Also spätestens im neuen Jahr. Im Advent habe ich noch so viel vor.
    Bis dahin schiebe ich einfach alles auf meine Gene. Also dich.
     
    Anna Bloom die Zweite,
    Schauspielerin in der

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