Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)
deinen sturen, dummen Kopf in den Schlamm zu drücken.“ Sie musterte die junge Frau eindringlich. „Ich halte dieses nutzlose Stück so lange in diesen Dreck gedrückt, bis keine Bläschen mehr hochkommen. Dann bist du erlöst. Dann stirbst du auch wie eine Versagerin, so wie du dich angestellt hast, ha-ha-ha!“
Anna machte die Augen zu und schwieg. Sie schloss ihren Gedankenraum und versuchte sich auf den Stein in ihrem Mund zu konzentrieren. Plötzlich bekam sie starke Kopfschmerzen. Alles drehte sich um sie. Dieses Monster versucht, in meine Gedanken einzubrechen . Sie machte sofort den Kopf frei.
„Nun, wenn du mit mir Versteck spielen willst, dein Problem. Ich kann dich auch langsam sterben lassen. Und mich beim Zuschauen prächtig amüsieren. Ich werde zusehen, wie du dich quälst, wie das Zeug dir auf der Haut brennt, wie die Schlammwürmer sich in deine Haut bohren und dein Fleisch fressen.“ Sie grinste zufrieden und fuhr fort: „Du kannst mir ruhig erzählen, was du spürst. Ich lasse nicht jeden Tag jemanden auf diese Weise sein Leben nehmen. Ich bin gespannt, wie es ist, wie man sich dabei fühlt, wenn man beim lebendigen Leib aufgefressen wird.“
Anna befühlte den Stein mit der Zunge. Etwas Tröstliches strahlte er aus. Sie bemühte sich, nicht daran zu denken. Einfach den Stein auf der Zunge halten, seine Wärme spüren und sich nicht aufregen.
Die Frau auf dem Thron musterte sie unverwandt eine Weile, dann verkündete: „Und es gibt noch eine Möglichkeit. Du kannst sofort dein Schafott verlassen. Du bist dann frei. Ich kann dir auch Unsterblichkeit schenken, wenn du willst. Was du dafür tun musst, ist nicht besonders viel oder anstrengend. Ich mache dir ein großzügiges Angebot. Du kannst deine Oberwelt behalten und kannst damit tun und lassen, was du willst. Du bekommst mehr Diener, kriegst tonnenweise Gold und Unmengen von seltenen Edelsteinen.“
Anna seufzte. Das hast du schon jemand anders angeboten.
„Ja, das habe ich“, gab sie stolz zu, das Kinn nach oben gereckt. „Aber wenn dieser Trottel keinen Wert auf ein Leben in Saus und Braus legt, ist es sein Problem. Er kann meine Großzügigkeit gar nicht würdigen. Er ist noch nicht soweit. Aber du, du bist doch nicht so blöd. Du weißt sehr wohl, was dein Leben für dich Wert ist. Ich schenke es dir und die Oberwelt auch noch dazu! Alles liegt in deinen Händen. Du musst nur eine kleine Sache für mich erledigen.“
Die junge Frau bewegte den Kopf langsam von links nach rechts.
Die Herrscherin verzog den Mund. „Na höre doch wenigstens zu! Du wirst frei, kapierst du das? Oder bist du schon vor lauter Schmerzen nicht mehr ansprechbar? Ich sage es noch einmal: Ich teile mit dir die Andere Welt. Die Oberwelt wird es weiter geben, und zwar unter deiner Regie. Das ist es doch, was du willst.“ Ihre schwarzen Augen bohrten sich in Annas fahles Gesicht. „Dafür musst du nur diesen Trottel überzeugen, dass er die Kraft der Drachen an mich abtritt. Er braucht sie nicht und weiß nichts damit anzufangen. Er ist unter Primitiven groß geworden und er wird es für immer bleiben: ein dummes Menschenkind, das mit seiner Gabe nichts anzufangen weiß, wie so viele andere dort. Er würde sie lieber in den Sand stecken und sie für immer vergessen. Sehe es doch ein, er interessiert sich für die Oberwelt gar nicht! Sie ist ihm doch völlig egal! Begreife es endlich! Soll er doch zurückgehen, dorthin, wo er an gar nichts mehr zu glauben braucht! Da kann er den Rest seines bescheidenen Lebens in Versuchen verbringen, sich alles, was er hier erlebt hat, logisch zu erklären und in irgendwelche hirnrissige, angeblich wissenschaftlich bewiesene Theorien rein zu pressen. Aber dann brauchen wir ihn nicht mehr! Dann ist er eh nichts mehr wert.
Sobald wir die Kraft der Drachen haben, herrschen wir über die Andere Welt! Du willst die Oberhand in der Oberwelt behalten, das weiß ich. Du willst die Macht. Du schätzest sie, genauso wie ich. Wir ähneln uns in viel mehr Punkten, als du glaubst. Also denke darüber nach! Nur ein Wort und du kannst sofort dein Schafott verlassen. Dann hecken wir einen guten Plan aus. Der Trottel vertraut dir. Er frisst dir aus der Hand, wie es aussieht. Dir wird es ein Leichtes sein, ihm diese verdammte Kraft, die er gar nicht verdient, abzunehmen. Und dann bist du die Herrscherin der Oberwelt! Du und keine andere, noch dazu bist du unsterblich und reich. Für immer.“
Der Schlamm stieg Anna mittlerweile bis zur
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