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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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leicht auf ihre Schulter und sofort wurde das einfache Kleid zu einer weißen, langen Robe aus leuchtendem Atlas mit goldenen Stickereien am Saum und Ärmeln.
    Anna blickte auf sich herunter. „Das sieht toll aus!“ Sie strich mit den Fingern über den langen Rock. „Es fühlt sich auch so weich und kühl an. Das ist aber ein Gewand der Großmagier!“, flüsterte sie und schaute überrascht hoch.
    „Wie es sein muss. Jetzt bist du gebührend deinem Stand für die Feier gekleidet.“
    Die junge Frau schnappte nach Luft, konnte aber kein Wort herausbringen.
    „Deine neue Frisur steht dir gut“, lobte Alphira.
    „Ja. Ich mag sie auch so langsam“, stammelte sie schließlich. „Praktisch ist sie auf jeden Fall.“
    „Die Drachen sind jede Minute da“, sagte Alphus. Er sah in den dunkel werdenden Himmel zu dem weiter entfernten Teil der Großen Wiese, wo der Mond über den Wipfeln wie ein leuchtender Ball hing.
    Die beiden blickten in die Richtung.
    Von dort aus näherte sich das rhythmische Schlagen der mächtigen Flügel. Es waren keine zwei Drachen, wie Anna vermutet hatte, es war ein gutes Dutzend. Sie landeten einer nach dem anderen weiter hinten am Waldesrand und liefen zur Mitte. An die Feuerstelle kamen sie in der menschlichen Gestalt an und stellten sich in einer Reihe einige Schritte davor wie die Jugendlichen in früheren Zeiten bei den Einweihungszeremonien. Als Letzter kam der silberne Drache an. Er lief bis zur Feuerstelle und ließ einen kräftigen Feuerschwall aus seinem Rachen entgleiten.
    Die Oberweltler jubelten. Das blaue Feuer war wieder da und reckte seine kräftigen Zungen in den samtig blauen Himmel. Es knackte und flatterte im Wind und ließ Dutzende von leuchtenden, bunten Fünkchen hochsteigen.
    Ian wechselte zu seiner menschlichen Gestalt. Sofort erschien Gögling auf seiner linken Schulter. Er guckte fröhlich um sich, seine Ohren in Rollen senkrecht am Eierkopf, die Entenfüße auf der breiten Brust keck übereinandergelegt.
    Der junge Mann ging auf Alphira zu. „Schön dich gesund wieder zu sehen. Ich bin Ian“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.
    „Ich freue mich auch, dich zu sehen“, lächelte sie herzlich und umarmte ihn.
    „Entschuldige, wenn ich dich damit überfalle“, sagte er, als sie ihn losließ und aufmerksam musterte. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“ Er sah die Großmagierin fragend an.
    „Nur zu. Was kann ich für dich tun?“
    „Ich dachte, du könntest die Rolle der Familienältesten übernehmen.“ Ian öffnete die Hand. Darauf lagen zwei Diamanten, die leicht rosa schimmerten und in unzähligen Facetten das Drachenfeuer wiedergaben. „Kannst du sie für mich aufbewahren?“
    Alphiras Augen füllten sich auf einmal mit Tränen. Sie blinzelte ein paar Mal, atmete tief durch und nahm die Steine aus seiner Hand. „Ich werde gut auf sie achten. Hiermit gehörst du ab jetzt zu unserer Familie.“
    „Es freut mich“, lächelte er und sah sie dankbar an. Dann wandte er sich zu Anna. „Eins hätte ich noch gern gewusst. Wie hast du es geschafft, dich noch vor unserer Ankunft zu befreien?“
    „Woher weißt du davon?“ Verlegenheit blitzte in ihren Augen auf.
    „Ich habe versucht, deine Gedanken aufzunehmen. Das klappte gut, sie waren offen. Da habe ich gesehen, dass du im runden, hohen Glas halb voll Schlamm auf einem großen Platz stehst.“
    Anna lächelte und sagte leise: „Nun, ich habe mich an die Worte meines Vaters erinnert. Dann kamen die Sachen dazu, die uns der Herr der Unterwelt gezeigt und erzählt hatte. Das zusammen hat zu all dem geführt, was dann passierte. Für mich kam es auch recht überraschend.“
    „Und was war es?“, hackte Ian nach. „Falls es kein großes Geheimnis ist“, fügte er schmunzelnd hinzu.
    „Das ist bestimmt keins.“ Sie bewegte leicht den Kopf von links nach rechts und zurück. „Ich glaube, ich bin dahinter gekommen, was die Kraft der Grausamen ausmacht. Sie speist sich aus dem Leid anderer. Je mehr ihre Opfer sich quälen, desto besser geht es ihr.“
    „Nun, das haben wir auch von ihr persönlich gehört. Du weißt schon, als wir mal zu Übungszwecken ihre Gedanken aufgesucht haben.“
    „Das schon. Aber was man dagegen halten, wie man ihre sagenhafte Macht überwinden könnte, das haben wir nicht gewusst.“
    „Das stimmt.“
    „Sich auf Kosten anderer zu bereichern, das ständige Nehmen, das konnte sie gut und es ging erstaunlicherweise lange genug gut für sie“, fuhr Anna

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