Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
Vom Netzwerk:
Richtung.
    „Aber hier geht er nie weg. Er bleibt. Immer. Er wird nur mal mehr, mal weniger.“ Anna machte einige Schritte zum Haus zurück. „Lass uns rein gehen“, sagte sie traurig. „Dieser Unfug macht mich einfach wahnsinnig.“
    Sie gingen schnell zum Haus. Der Kies knirschte unter ihren Füßen. Es fing an zu nieseln.
    „Das ist ja zum Verrücktwerden, wenn jeden Tag so eine Suppe in der Luft hängt“, sinnierte Ian. „Ich weiß nicht, ob ich es lange ausgehalten hätte.“
    „Da bist du nicht allein. Die meisten Oberweltler haben es auch nicht.“ Ihre Stimme bebte. „Sie brauchten einen klaren Himmel und die frische Luft, ja die Verbindung zu der Oberwelt selbst war für ein normales Leben wichtig. Das leuchtete mir allerdings erst später ein.“
    „War?“ Er rannte ein paar Schritte vor und stellte sich vor ihr. „Wie meinst du das?“
    Sie schluckte, blickte in den dichten Nebel hinein und schwieg, räusperte sich dann und sah zu ihm auf. „Sagen wir mal so. Unter diesen Umständen, also durch die Düsterheit, Kälte, Feuchtigkeit und noch ein paar andere Sachen war es für viele nicht mehr möglich, ihr Leben hier weiter zu führen.“
    „Was heißt es, war es nicht möglich? Wo sind sie denn hin?“
    „Viele weilen nicht mehr unter uns.“ Sie schnäuzte sich und fuhr seufzend fort: „Früher war es alles anders.“
    „Es tut mir leid“, sagte Ian leise und suchte nach ihrer Hand.
    Die junge Frau versteckte die Hände hinter ihrem Rücken, ihre Augen blitzten wie die einer aufgebrachten Katze auf. „Ich brauche kein Mitleid.“
    „So meinte ich es nicht“, stammelte er verlegen.
    Sie drehte sich von ihm weg und marschierte zum Haus. „Lass uns rein gehen“, warf sie über die Schulter. „Ich halte dieses Elend hier nicht mehr aus.“
    Eine warme, nach Honig, Lavendel und Zimt duftende Luft empfing sie im Alphiras Haus.
    „Mach die Tür schnell zu“, befahl sie. „Hier muss es nicht auch noch so widerlich wie draußen stinken.“
    Er tat wie geheißen.
    Anna schälte sich schnell aus ihrem Umhang, schmiss ihn in die Ecke und lief nach oben. Sie kam gleich zurück mit der Fackel, in der das bläuliche Feuer flackerte, und stellte sie in eine hohe, leere Vase an der Wand. Dann formte sie ihre Hand zu einer Schaufel, steckte sie ins Feuer hinein, nahm sie rasch heraus und strich sich übers Gesicht und Hals, als wenn es eine Creme wäre. Sie verteilte es anschließend über ihre Arme und Beine, über die Brust und Bauch, dann atmete erleichtert durch.
    Ian beobachtete diese Prozedur aus den Augenwinkeln, staunte insgeheim, sagte aber kein Wort. Er hängte seinen Mantel auf ein Hacken bei der Eingangstür, ging durch das Zimmer, stellte sich an das große Fenster und schaute in den dichten Nebel draußen. Nach einer Weile drehte er sich zu ihr um und sagte: „Ich weiß jetzt, woher ich diese Frau kenne. Und dieses Zimmer. Und diesen Geruch.“
    Sie setzte sich an den Tisch und richtete einen fragenden Blick auf ihn. „Da bin ich aber gespannt.“
    Er lehnte sich an die breite Fensterbank, stützte die Hände darauf ab, kreuzte die Füße und sagte: „Ich habe diese Frau in genau diesem Zimmer, kurz bevor du auf der Wiese aufgetaucht bist, gesehen.“
    „Wie hast du sie gesehen?“
    „Es war so etwas wie ein Traum, aber ich schlief nicht. Das alles kam einfach zu mir. Jedenfalls die ältere Frau, die wir heute besucht haben …“
    „Sie heißt Alphira“, unterbrach ihn Anna. „Sie ist die älteste Großmagierin der Oberwelt und ihre Herrin seit geraumer Zeit. Ich nenne sie Oma, seitdem ich sie kenne, wobei wir eigentlich gar nicht verwandt sind.“ Sie seufzte. „Aber es ist eine ganz andere Geschichte.“
    Ian nickte und fuhr fort: „Also sie war hier, wo du jetzt bist. Dieser Sessel, er war näher zum Tisch und beides ein Stück weiter zum Fenster geschoben. Vor ihr stand eine kleine Frau in Schwarz. Sie sah Alphira ähnlich, so vom Gesicht her, also die Nase, die helle Haut, das lange, offene Haar bloß viel jünger. Sie trug so ein langes Kleid mit vielen funkelnden Steinen drauf. Sie sah auch aus, als wenn sie aus einer Märchenverfilmung gekommen war.“
    Die Jungmagierin zog die Augenbrauen hoch. „Ach, das ist aber spannend. Und was wollte diese kleine Frau in Schwarz von Oma?“
    Er setzte eine unentschlossene Miene auf. „Ich weiß es nicht so genau. Sie stritten jedenfalls. Es war wieder die kleine Frau, die Alphira angriff. Am Ende nahm sie ihr eine Art

Weitere Kostenlose Bücher