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Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition)

Titel: Anna und das Vermächtnis der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rina Bachmann
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Sorten Käse, gekochte Eier waren ordentlich auf der schneeweißen Tischdecke verteilt. Eine weiße, flache Tasse aus dünnem Porzellan halb voll mit einer aromatischen, bernsteinfarbenen Flüssigkeit dämpfte vor ihr.
    „Du musst etwas essen“, sagte sie. „Du musst zu Kräften kommen. Nimm was du magst. Da ist Honig“, sie zeigte auf ein größeres Fässchen, aus dem es herrlich roch. „In den Schalen sind selbst gemachte Marmeladen: Erdbeere, Himbeere, schwarze Johannisbeere. Magst du Tee?“ Sie goss ihm einen Becher voll.
    Ian blickte zu der jungen Frau, dann auf das Essen, dann wieder zu ihr zurück und sagte: „Ich habe keinen Hunger.“
    „Spielt keine Rolle“, erwiderte sie gelassen. „Iss einfach. Ich weiß nicht, wann wir wieder dazu kommen.“ Sie nahm einen Schluck aus ihrer Tasse.
    Er kleckste etwas Marmelade auf ein Stück Brot, biss hinein, kaute, schloss die Augen und atmete zufrieden aus. „Lecker.“
    „Freut mich.“
    Er nickte, legte eine Scheibe Käse auf das nächste Stück Brot und biss davon eine ordentliche Ecke ab. „Das macht Lust auf mehr“, grinste er und langte nach Brot, Käse, Eiern, Marmelade und Tee. Nach einer Weile lehnte er sich zurück.
    „Und? Geht es wieder besser?“ Die junge Frau neigte den Kopf zur Schulter und musterte ihn lächelnd.
    „Ja“, nickte er. „Fantastisch.“
    „Du fühlst dich hier also wohl.“ Ihre Worte klangen wie eine Feststellung.
    „Ich bin voller Kraft und Tatendrang“, versicherte der junge Mann.
    „Gut zu hören. Von der Kraft werden wir jede Menge brauchen.“
    Ian grinste.
    „Was ist?“ Ihr Blick bohrte sich in sein zufriedenes Gesicht. „Ich habe keine Witze erzählt.“
    „Nein, nichts.“ Er bemühte sich um einen ernsten Ausdruck, musste aber erneut grinsen.
    „Habe ich mich etwa mit Marmelade beschmiert?“ Sie wischte schnell mit der bloßen Hand um ihren Mund.
    „Nein, gar nicht“, schüttelte er den Kopf und verbarg das Gesicht unter den Händen. „Du siehst gut aus“, sagte er, als er wieder aufblickte. „So ganz anders. Nicht wie gestern, wie so eine Göre, wie so viele da draußen herumlaufen.“
    „Danke.“ Sie schaute verlegen in ihre Teetasse. „Die Sache ist“, sie unterdrückte einen Seufzer, „da draußen laufen gar keine Gören mehr herum. Schon lange nicht mehr.“ Sie blickte auf. „Aber was gibt es denn da zu grinsen?“
    „Gar nichts“, winkte Ian ab. „Vergiss es.“
    Anna sah ihn immer noch verständnislos an.
    „Du siehst einfach so lustig aus. Als wenn du bei einer Märchenverfilmung mitmachst“, sagte er, um das Thema zu wechseln.
    „Das ist normal. Das trägt man hier so“, antwortete die junge Frau reserviert. „Hat zumindest früher getan.“ Nach einer Pause fügte sie seufzend hinzu: „In diesem Film führe ich seit Kurzem selbst die Regie.“ Sie blickte etwas wehmütig in die hintere Ecke des Zimmers, in der sich eine Tür abzeichnete.
    Ian musterte sie noch eine Weile, dann die Bücherregale hinter ihr, den Sessel, der ein Stück weiter hinter dem Tisch ruhte. Er ließ einen bedächtigen Blick im Raum schweifen, von der Decke bis zu den alten Teppichen auf dem hellen Parkettboden und sagte schließlich: „Ich bin mir fast sicher, ich habe dieses Zimmer schon mal gesehen. Es war so, wie es jetzt ist, nur dieser Sessel, der war etwas näher zum Tisch geschoben. Und so eine Frau in Weiß war da. Sie war ähnlich aufgemacht wie du, so vom Kleid, vom Schmuck her. Sie war aber älter, hatte blasse Haut und weißes langes Haar.“
    „Du hast das Zimmer schon mal gesehen? Wann? Wie?“
    „Das kann ich dir nicht sagen.“ Er mied ihren überraschten Blick.
    „Ein Geheimnis also“, nickte sie, ihre Ohrringe klirrten leise vor sich. Sie nahm einen Schluck aus der Teetasse.
    „Nein, das nicht. Es ist ... “ Er schloss die Augen und schwieg.
    „Sag mir, was Sache ist.“
    Er blickte auf und seufzte. „Die Sache ist, ich bin es gewohnt, all das, was ich sehe, was andere womöglich nicht sehen, für mich zu behalten.“
    „Verstehe“, sagte Anna ernst. „Tee?“
    „Ja, gern.“ Ian schob seinen Becher über den Tisch.
    „Hier brauchst du dich nicht zu verstecken und abzuschätzen, was die anderen gesehen oder nicht gesehen haben mögen. Erzähl es mir einfach. Warum kannst du dich an sie erinnern?“, fragte sie mit geduldiger Stimme. Sie stand auf und goss ihm das dämpfende Getränk nach.
    Er setzte eine nachdenkliche Miene auf. „Sie war so anders, so ...“, er

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