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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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zufrieden!“ Oder „Verdammte Partycrasher!“ doch die Polizisten ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen.
    „Geht bitte wieder nach hinten“, wies Officer Cummings sie in barschem Ton an, „diese Sache geht Euch nichts an.“
    „Sehr wohl geht uns das was an. Wenn Ihr ihn mitnehmen wollt, müsst Ihr erst an uns vorbei“, grölte ein Mitglied der Footballmanschaft, das offensichtlich schon einiges getrunken hatte.
    Um unnötigen Ärger zu vermeiden und die Party nicht zu torpedieren, sagte ich Smith, dass ich mitkommen würde, und bat die Polizisten, im Wagen auf mich zu warten, während ich mich bei Annabell abmeldete.
    „Tut mir leid Mr. Meyers, wir dürfen Sie leider nicht aus den Augen lassen.“
    „Was geht hier vor?“, donnerte die Stimme des Richters und Rutherford schob sich durch die Menge. Er baute sich vor den Polzisten auf.
    „Wie kommen Sie dazu, diesen Mann festzunehmen? Ich verlange eine Erklärung.“
    Smith, der den Richter offenbar kannte, wich einen Schritt zurück und antwortete kleinlaut: „Es tut mir leid Euer Ehren, wir wissen selbst nicht, worum es sich handelt. Wir haben Anweisung, Mr. Meyers auf die Wache zu bringen.“
    „Heute Abend? Um diese Zeit? Das ist ja wohl die Höhe. Wer hat das angeordnet?“
    „Lieutenant Osborne, Sir.“
    „Osborne. Ich werde ihn auf der Stelle anrufen.“
    Rutherford machte auf dem Absatz kehrt und stapfte zornig ins Wohnzimmer.
    Officer Cummings wollte das Telefonat nicht abwarten: „Kommen Sie bitte, Mr. Meyers, oder müssen wir sie in Handschellen abführen?“
    Handschellen. Vor aller Welt. Das wollte ich Annabell und mir ersparen. Also willigte ich ein, mitzukommen. Die Sache würde sich schon aufklären.
    Ich stieg mit den beiden in den Streifenwagen und wir fuhren in Richtung Stadt.

74.      Kapitel

 
 
    Es herrschte eine beklemmende Stille, als ich im vergitterten Fonds des Streifenwagens zur Polizeistation von South Port gefahren wurde – was für ein Abstieg im Vergleich zu den Limousinen meiner Freunde in Boston. Mehrmals versuchte ich, aus meinen beiden Häschern heraus zu bekommen, warum mich dieser Lieutenant Osborne so dringend zu sehen wünschte, doch diese hüllten sich in Schweigen.
    Der Vernehmungsraum der Polizeistation, in den mich Officer Cummings führte, war ein enges, fensterloses Gelass im Untergeschoss des Gebäudes, das am Ende eines Gangs mit fünf leeren, ebenso schmalen Zellen, lag. Eine modrige, sauerstoffarme Luft stand hier unten. Die Farbe an den Wänden, ursprünglich vermutlich weiß, klebte vergilbt-gräulich am groben Mauerwerk. Nur in den oberen Ecken an einer Seite des Raums war frische Farbe aufgetragen worden, die das grelle Neonlicht der Deckenlampe reflektierte – vermutlich um Schimmelpilzwucherungen notdürftig abzudecken. Eine Rinne an der Wand mit Abflüssen darin sollte es offenbar erleichtern, den Raum mit Wasser auszuspritzen. Warum das notwendig werden konnte, mochte ich mir nicht näher ausmalen.
    Die Polizistin hieß mich auf einem harten, wackeligen Holzschemel Platz zu nehmen, der an einem zerschrammten Tisch stand. Der kunstlederbezogene Drehsessel auf der anderen Seite des Tisches blieb zunächst leer. Unter normalen Umständen hätte ich mir diese Unverschämtheit nicht bieten lassen und schlicht die Plätze getauscht, doch ich war entschlossen, erst einmal gute Miene zu diesem Spiel zu machen. South Port war eine Kleinstadt, in der jeder jeden kannte und Neuigkeiten sich schnell herumsprachen. Einer unnötigen Konfrontation mit den lokalen Ordnungshütern wollte ich nach Möglichkeit aus dem Weg gehen. Wenn ich mit Annabell hier unbehelligt leben wollte, verlangte das Unauffälligkeit und Kooperation mit den Einwohnern dieser Stadt.
    Officer Cummings schloss die Stahltür hinter sich und ich zuckte bei dem metallischen Scheppern zusammen, das erklang, als sie den Riegel vorschob.
    Was um Himmels willen geschieht hier? Warum bin ich hier? Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieses Verließ nicht der Ort war, an dem sich die hiesigen Ordnungshüter bei einem freundlichen Plausch einem neuen Einwohner der Stadt vorstellten. In den Zellen hier unten hatten vermutlich der Teufel und seine Gang gesessen, bevor sie an eine andere Dienststelle überstellt worden waren. Was auch immer dieser Osborne von mir wollte, etwas Gutes war es sicherlich nicht.
    Die Minuten vergingen. Man ließ mich warten. Diese ganze Inszenierung, dieser Raum, das Erscheinen der beiden

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