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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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kommenden Jahr volljährig. Der Verlust ihrer Großmutter erfordert es, dass sich jemand um das Mädchen kümmert und ihre rechtliche Vertretung wahrnimmt …“
    Ich sah es kommen und mir wurde ganz flau im Magen.
    „… und meine Cousine hat diesbezüglich keinerlei Verfügungen getroffen.“
    Er wollte einen weiteren Schluck aus dem Glas nehmen, musste jedoch mit einem Ausdruck der Missbilligung feststellen, dass es leer war.
    „Daher hat das Gericht nach reiflicher Überlegung beschlossen, Sie, Mr. Meyers, bis zum Erreichen der Volljährigkeit zum Vormund Ihrer Schwester zu ernennen, was ich hiermit tue. Sie ist ein wirklicher Schatz. Sie werden keine Schwierigkeiten mit ihr haben.
    Als Jurist wissen Sie um Ihre Pflichten und die große Verantwortung dieses Amtes. In Vermögensangelegenheiten, die über Geschäfte des täglichen Lebens hinausgehen, insbesondere Kredit- und Grundstücksgeschäfte, benötigen Sie selbstverständlich die Zustimmung dieses Gerichts. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass das Erbe Ihrer Schwester vom Pfarrer der Familie verwaltet wird, bis sie einundzwanzig ist oder heiratet. Sie brauchen insoweit nur eine monatliche Zuweisung zweckentsprechend zu verwenden. Sie sind sozusagen für das Tagesgeschäft zuständig, für die alltäglichen Dinge, die hier und da zu besorgen sind.
    So: Beschlossen und verkündet zu South Port am … - welches Datum haben wir heute?“
    Er unterzeichnete ein Schriftstück.
    „Meinen Glückwunsch Mr. Meyers. Ich bin mir sicher, dass Sie der Aufgabe gewachsen sind.“
    Ich hätte vieles von diesem Treffen erwarten können, aber nicht so einen Unsinn. Wie stellte sich der alte Zausel das vor? Ich lebte in Boston, war gefühlte hundert Stunden in der Woche im Büro. Wie sollte ich mich da um das Gör kümmern? Wenn mein Vater dieser verdammten Schlampe schon ein Kind hatte machen müssen, hätten die beiden auch dafür sorgen sollen, dass jemand da war, der das verdammte Balg bis zum Ende groß zog.
    „Ich fühle mich durchaus geschmeichelt, Euer Ehren. Aber beim besten Willen: Ich kann die Vormundschaft nicht übernehmen.“
    „Aber das haben Sie bereits. Ich habe Sie soeben ernannt.“
    Der Mann war verrückt.
    „Ich erhebe sofortige Beschwerde und verlange einstweiligen Rechtschutz. Der Schriftsatz wird Ihnen und dem übergeordneten Gericht übermorgen zugehen.“
    Um meine harte Reaktion abzufedern, versuchte ich es noch einmal im Guten:
    „Richter Rutherford, Sir, Sie werden einsehen, dass ich das Amt angesichts meiner Arbeitsbelastung und der großen Distanz zum Wohnort meiner Schwester nicht sinnvoll ausüben kann. Es würde meinen Verpflichtungen gegenüber meinem Arbeitgeber aber vor allem, und das ist ein Punkt, der uns beiden ganz besonders am Herzen liegen sollte, den Interessen des Mädchens zuwiderlaufen , wenn Sie mich ernennen. Ich kenne meine Schwester nicht einmal. Es gibt sicherlich geeignetere Kandidaten für die Vormundschaft als mich.“
    Rutherford runzelte die Stirn und betrachtete mich einen Augenblick lang nachdenklich. Ich schöpfte leise Hoffnung, ihn überzeugt zu haben. Doch schon begann er, gemächlich in ein Diktiergerät zu sprechen:
    „Es wird ferner angeordnet, dass der Vormund seinen Hauptwohnsitz bis auf Weiteres nach South Port in das Haus seines Mündels verlege. Er hat sich dort grundsätzlich an mindestens fünf Tagen in der Woche aufzuhalten. Für die Dauer der kommenden Woche hat er sich ... einen Moment. Camille!“
    Ms Sunley betrat den Raum.
    „Bringen Sie mir bitte einen Kaffee?“
    Sie nickte und verschwand.
    „Wo waren wir? Ah ja: Für die Dauer der kommenden Woche hat er sich der Ausübung seiner Erwerbstätigkeit zu enthalten, um sich mit seinen Aufgaben in South Port und der Person seines Mündels vertraut zu machen. Gut formuliert, was Meyers?“
    Er sah mich mit einem Siegerlächeln an.
    Ich war fassungslos. Das Recht der Personensorge war nicht mein Spezialgebiet, das muss ich zugeben. Gleichwohl war ich mir sicher, dass dieser Traumtänzer sich über alle bestehenden Regeln hinwegsetzte und sich hier der freien Rechtsschöpfung hingab. Mir platzte der Kragen und ich sprang auf:
    „Mr. Rutherford! Sind Sie eigentlich noch ganz bei Trost? Ich gebe Ihnen hiermit die Gelegenheit diesen himmelschreienden Schwachsinn zu vernichten und entsprechend den einschlägigen Vorschriften einen anderen Vormund zu bestellen. Anderenfalls, das kann ich Ihnen hier und jetzt versprechen, wird Westbury

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