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Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See

Titel: Annabell oder Die fragwuerdige Reise in das Koenigreich jenseits der See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Neblin
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Einzigen.“
    Es war in der Tat ein wenig warm für das Hemd und die Cordhose. Doch ich beharrte auf meiner Meinung: „Das sollst Du glauben. Das ist doch genau seine Masche. Der gehört bestimmt zu einer Bande, die das professionell machen. Oder er ist echt und versäuft gleich dein Geld.“
    Es ärgerte mich immer noch maßlos, dass er uns beim Essen gestört hatte. So eine Frechheit. Und ich hasste es, ausgenutzt oder übers Ohr gehauen zu werden. Das war eine Beleidigung meiner Intelligenz. Man sollte mich nicht für dumm verkaufen.
    „Das glaube ich nicht. Und ich gebe ihm lieber etwas auf die Gefahr hin, dass er ein Betrüger ist, als das ich ihm nichts gebe und ihn wegschicke, obwohl es ihm wirklich schlecht geht. Stell Dir doch nur mal vor, dass er die Wahrheit gesagt hat. Wir können das Geld verschmerzen, aber ihm nutzt es vielleicht viel. Er kann sich was zum Essen kaufen oder heute Nacht irgendwo unter kommen.“
    Ich war noch nicht von seiner Echtheit überzeugt. Annabell war einfach zu leichtgläubig. Obwohl: Leichtgläubig war sie eigentlich gar nicht. Sie hatte die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass er ein Schwindler war. Sie war großzügig. Großzügig und gutherzig.
    Ich konnte Jason nur beneiden. Dass es in Wahrheit das war, was mich geärgert hatte, wurde mir erst im Nachgang bewusst.

31.      Kapitel

 
 
    Nach dem Essen bummelten wir durch die Stadt. Annabell sah sich in einem Laden sommerliche Schuhe an und probierte mehrere Paare an, ohne fündig zu werden. Dann stöberte sie durch einen Buchladen und kam mit einem Gedichtband von Edgar Allan Poe heraus.
    Unterwegs trafen wir Jen in Begleitung einer Freundin und Annabell erzählte ihr ausführlich von dem Überfall. Jen war sichtlich entsetzt und umarmte Annabell lange, so als ob diese Umarmung ihre Freundin vor weiterem Ungemach schützen konnte.
    „Ja, so einen Typen hab ich auch schon mal mit seinem Motorrad vor der Schule stehen sehn“, bestätigte sie Annabells Beobachtung. „Meinst Du, der kennt da jemanden oder sucht er sich seine Opfer aus? Das kann einem ja Angst machen.“
    Das konnte es in der Tat und ich fragte mich, ob ich auch einmal vor der Schule auf die Lauer gehen sollte, wenn die Sommerferien vorüber waren. Zumindest musste ich mit Hilfe von Richter Rutherford versuchen, die Polizei dazu zu bringen, ein Auge auf die Umgebung der Schule zu haben.
    Annabell und ich befanden uns mittlerweile auf dem Weg zum Wagen, den ich in einer belebten Straße in der Nähe des Diner geparkt hatte und ich bemühte mich, herauszufinden, was Annabell mit Jason denn nun vorhatte. Als wir am Auto ankamen und ich ihr die Tür aufhalten wollte, hielt sie mitten im Satz inne und stieß einen Schrei aus, der so erstickt klang, als habe ihr der Schrecken die Kehle zugeschnürt.
    „Annabell, was ist denn los?“, fragte ich in höchster Besorgnis.
    „Da ist er wieder!“
    Gebannt zeigte sie auf die andere Straßenseite und ging hinter mir in Deckung. Etwa dreißig Meter entfernt, an eine Laterne gelehnt, stand der Glatzkopf mit einer Zigarette im Mundwinkel und beobachtete uns. Wegen seiner dunklen Sonnebrille erkannte ich ihn nicht sofort, doch als sich unsere Blicke trafen, lächelte er herausfordernd und legte die Hand auf das Messer, das wieder an seinem Gürtel baumelte.
    Zorn und Hass loderten in mir auf und verliehen mir Kraft und Zuversicht. Diesmal würde er mir nicht so leicht entkommen.
    Ohne auf den Verkehr zu achten, setzte ich über die Straße. Ein silberner Dodge konnte mir nur knapp ausweichen. Der Fahrer bremste und begann, wütend zu hupen. Der Glatzkopf sah mich kommen, spie seine Zigarette aus und rannte in die entgegengesetzte Richtung davon. Ich kämpfte mich durch eine Gruppe Touristen und war hinter ihm. Er bog nach rechts in eine Seitenstraße. Die Straße war schmal, mehr eine Gasse. Sie war menschenleer. Nur ein paar Mülltonnen standen an fensterlosen Gebäudewänden. Als ich einbog, sah ich den Glatzkopf durch eine offene Tür in ein rotes Backsteingebäude verschwinden, wo er sich offenbar verstecken wollte. Zu spät, Du verdammter Mistkerl, dachte ich. Heute krieg ich Dich, und dann schlage ich Dich zu Brei.
    Würde ich aufhören, wenn er sich nicht mehr rührte? Ich wusste es nicht.
    An dem Eingang blieb ich stehen. Drinnen war es dunkel. Das Tageslicht, das durch die Tür schien, ließ raumhohe Regale erkennen. Der Lagerraum eines Ladengeschäfts. War es eine Falle? Wartete der Glatzkopf oder

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