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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Pflegeeltern?«
    »Da bin ich überfragt. Aber wenn Sie wollen, frage ich meinen Mann, der müsste sich erinnern.«
    »Ich würde mich freuen, wenn Sie mir Bescheid geben könnten. Eine andere Frage: Kennen Sie ein Fotoalbum aus Anna Korfmachers Besitz mit Erinnerungsfotos oder Ähnlichem?«
    »Nein. Eva hatte so etwas nicht, vielleicht ihre Brüder. Das meiste, was Anna Korfmacher besessen hatte, war von sehr geringem Wert. Das haben sich diese Kommunarden aufgeteilt, glaube ich. Eva hat keine solchen Dinge ins Haus gebracht. Wir wollten das auch gar nicht. Sie sollte von Anfang an das Gefühl haben, unsere Tochter zu sein. Das Einzige, was sie von früher behielt, waren ihre Spielsachen. Solche Erinnerungsstücke wie ein Fotoalbum finden Sie höchstens bei ihren Brüdern.«
    »Wissen Sie von einem Bekannten Anna Korfmachers, der Polizist war wie Ihr Mann?«
    »Also, man soll nicht schlecht über Tote sprechen, aber Bekannte hatte diese Frau sehr viele. Für unseren Geschmack zu viele. Ich wollte davon nie etwas hören. Mein Mann machte nur Andeutungen, als er erklärte, wie es zu seiner Scheidung kam. Ich ermunterte ihn zur Vaterschaftsklage, als ich ihn kennenlernte, und tatsächlich: Er war nicht einmal der Vater von Udo. Schon drei Jahre vor der Scheidung hatte diese Frau Verhältnisse, da waren sie gerade ein Jahr verheiratet. Wie gesagt, mit wem sie Umgang pflegte, das interessierte mich nicht. Auch da kann Ihnen besser mein Mann helfen. Wenn er wieder gesund ist, können Sie ihn einmal fragen. Ich kann Ihnen nicht behilflich sein, tut mir leid.«
    Sie schenkte ihm nach.
     
    Zu Hause machte sich Thann daran, die kreuz und quer hängenden Zeichnungen, Fotos und Zeitungsausschnitte neu zu ordnen. Er nahm einen letzten Absacker, um sich zu entspannen.
    Dann schaltete er das Video ein. Ja, auch nacktes Fleisch.
    Es war Eva, er war sich nun sicher. Von Tommaso hatte er gelernt, dass die Szene vor einigen Jahren aufgenommen worden war, dass die Stimmen synchronisiert waren und dass Pornodarstellerinnen manchmal Perücken trugen. Er dachte sich die Haare dunkler und die Stimme anders, und er sah Eva, wie sie als Studentin ausgesehen haben mochte. Scharfes Weib. Er schaltete den Rekorder ab.
    In diesem Moment hasste er alle, die das Video je gesehen hatten. Tommaso, der es studiert hatte, Dalla, der es ihm gegeben hatte, Udo Korfmacher und sich selbst.
    Das Video hatte die Wirkung des Alkohols zunichte gemacht. Er war aufgewühlt. Dennoch verzichtete Thann darauf, sich Erleichterung zu verschaffen und noch mehr zu trinken.
    Es dauerte lange, bis er einschlief.
    Wieder träumte er:
    Tommaso erklärte vor versammelter Mannschaft ein Video. Die intimsten Szenen und größten Schweinereien kommentierte er völlig sachlich. Plötzlich kam eine Stelle, in der alle Thann als Darsteller erkannten. Die Kollegen grölten und klopften sich auf die Schenkel. Dann stand Bollmann auf und befahl, sämtliche Polizeihunde auf Thann zu hetzen. Er konnte fliehen.
    Danach saß er mit Eva im italienischen Restaurant. Plötzlich stürmten die Schäferhunde mit gefletschten Zähnen und erigierten rosa Penissen ins Lokal. Der Kellner half Eva durch einen Hinterausgang ins Freie, während Thann mit bloßen Fäusten versuchte, die tierischen Angreifer abzuwehren. Einer der Hunde hatte eine Zahnlücke. Ein anderer hatte einen blonden Schnurrbart und stahlblaue Augen.
    Schließlich rannte auch Thann durch den Hinterausgang und geriet in eine Versammlung von Hausbesetzern. Es war ein Raum voller Leute, die sich heftig über irgendetwas stritten. Ganz hinten im Raum erkannte er Anna. Sie wollte ihm etwas mitteilen, doch er konnte sie nicht verstehen.
     
     
    31.
     
    Dienstag. Er hatte keinen Wecker gestellt. Als er wach wurde, war es bereits Vormittag. Es war etwas wärmer geworden. Ab und zu blitzte sogar die Sonne durch die Wolken. Die Hoffnungen auf eine weiße Weihnacht waren geplatzt. Thann war das egal.
    Er kaufte ein und deckte eine fürstliche Frühstückstafel ganz für sich allein. Während der Kaffee durch die Maschine lief, griff er sich das Telefon.
    »Anwaltskanzlei Meier.«
    »Hier ist Thann. Einen wunderschönen guten Morgen, Eva. – Sie wollten mir helfen? Sie haben doch die Adressen der Heime und Pflegeeltern Ihres Bruders.«
    Sie hatte sie sogar bei sich im Büro. Zwei Adressen in der Stadt, zwei in der näheren Umgebung.
    »Vielen Dank. Die Zusammenarbeit klappt ja bereits hervorragend.«
    »Dafür halten Sie mich bitte

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