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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Besuchen bei den Leuten, die Anna Korfmacher gekannt hatten. Und von seinem eigenen Zusammenstoß mit dem Fotografen. Kein Wort davon, dass Bollmann ihm den Fall entzogen hatte. Kein Wort von dem Pornovideo.
     
    Es regnete noch immer, als sie das Lokal verließen. Thann hielt ihren Schirm, und Eva ging dicht neben ihm. Er spürte ihren Atem, ihre Wärme. Er bot an, sie nach Hause zu fahren. Sie lehnte ab. Ihr Auto stand gleich um die Ecke.
    »Schade, dass Sie schon nach Hause wollen. Ich würde gern den ganzen Abend mit Ihnen verbringen«, bekannte Thann, gespannt, was nun kommen würde.
    Eva lächelte spöttisch, als habe er einen Scherz gemacht.
    Herzklopfen. »Wann sehen wir uns wieder?«, fragte er.
    »Ich habe eine Bitte«, antwortete sie, plötzlich ganz ernst. »Ich weiß, die Polizei will nicht, dass man sich einmischt. Aber ich möchte an diesem Fall mitarbeiten.«
    »Als Hilfssheriff? Das gibt es bei uns nicht.«
    »Ich habe bereits Günther Eich geholfen. Ich kann Ihnen genauso helfen. Bitte! Es geht um meine Familie. Lassen Sie mich mitarbeiten. Ich habe ein Recht darauf zu erfahren, wie meine Mutter lebte und wie sie starb!«
    »Erst einmal geht es um Eich, wie er starb und durch wen.«
    »Bitte, ich bin sicher, Ihnen helfen zu können!«
    Thann gab nur zu gerne nach. Er konnte Hilfe gebrauchen, mehr als sie ahnte. Und vielleicht würde sie ihr Herz nicht nur an den Fall hängen, sondern auch an ihn.
    »Es kann gefährlich werden, Eva.«
    »Trotzdem.«
    »Ich verstehe Sie gut. Ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Wollen wir uns morgen wiedersehen? Wir könnten bei mir zu Hause die Unterlagen durchgehen.«
    Um ihre Lippen spielte wieder dieses spöttische Lächeln. »Das klingt ganz nach der berühmten Briefmarkensammlung.«
    »Die zeige ich nur ganz besonderen Frauen.«
    »Oh. Ich dachte immer, ich sei eine ganz besondere Frau.«
    Dieses Lächeln, diese Figur. »Da können Sie recht haben.«
    »Dann kann es also gefährlich werden, wenn ich zu Ihnen komme?«
    »Nur wenn Sie die Gefahr reizt. Wenn nicht, dann studieren wir einfach nur die Akten. Wie Brüderchen und Schwesterchen beim Mördersuchspiel. Abgemacht?«
    Eva lachte.
    Thann versprach, sie wiederum nach Feierabend von der Kanzlei abzuholen.
    Er stand im Regen und sah Evas Kleinwagen hinterher. Dann machte er einen Luftsprung vor Freude. Er landete in einer Pfütze und wäre beinahe gestürzt. Überglücklich machte er sich auf den Weg zu seinem Auto.
     
     
    30.
     
    »Mein Gott, Sie sind ja völlig durchnässt. Kommen Sie rasch herein. Ich nehme Ihren Mantel. Wollen Sie einen Schnaps zum Aufwärmen?«
    Thann nahm dankbar an. Zum Aufwärmen, zur Feier des Tages und überhaupt. Er hatte lange genug ohne Alkohol durchgehalten, um sich zu beweisen, dass er nicht abhängig war.
    Frau Kurz schenkte ihm Cognac ein, besseres Zeug, als er sonst trank. Sie war klein, mollig und lebhaft, doch die Sorge um ihren Gatten stand ihr ins Gesicht geschrieben. Thann erkundigte sich nach dem Mann, der eben als Polizeipräsident zurückgetreten war.
    »Es geht ihm besser, danke. Die Ärzte wollen ihn noch ein wenig beobachten. Mit einem kranken Herzen ist jeder Schritt ein Risiko. Was mir mehr Sorgen macht, ist, dass mein Mann sich seelisch verändert hat. Er hat seinen alten Kampfgeist verloren. Aber damit will ich Sie jetzt nicht behelligen.«
    Für Thann bedeuteten die Krankheit und der Rücktritt des Präsidenten, dass die Gefahr gering war, dass Kurz und Bollmann über den Fall sprachen und er deshalb aufflog.
    Er trank von dem flüssigen Gold, das Frau Kurz ihm reichte, und spürte, wie der Stress des Tages auf Distanz ging. Schnaps, dein Freund und Helfer.
    Er fragte die Frau nach Anna Korfmachers Kindern.
    »Eva ist für mich wie eine richtige Tochter. Und seit dem Tod unseres leiblichen Sohnes vor bald zehn Jahren ist sie unser einziges Kind. Als sie erwachsen wurde, gab es die üblichen Schwierigkeiten, doch die gibt es in vielen Familien. Eigentlich wollte mein Mann damals auch die beiden Söhne seiner Exfrau zu uns nehmen. Doch ich war dagegen. Den Kleinen gaben wir zu Freunden meines Mannes, die selbst kein Kind bekommen konnten. Der Große musste ins Heim, der war schwierig, richtig verhaltensgestört. Ist ja genau betrachtet auch kein Wunder bei der Art von Erziehung, die seine Mutter ihm gab.«
    »Der Kleine hieß Karl, wenn ich richtig informiert bin. Wissen Sie, wo ich ihn antreffen kann? Trägt er noch den Namen Korfmacher oder den seiner

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