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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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erzählte, wie die Ermittlungen in Stillstand getreten waren, seit ihm der Fall entzogen worden war. Thann sprach von Schneiders und Dallas Nichtstun in der Goethestraße und beschrieb die besonderen Beziehungen der beiden zu Bollmann. Er versuchte, sich kurz und verständlich auszudrücken. Lemke zeigte sich interessiert.
    Dadurch ermuntert, berichtete Thann weiter. Von Udo Korfmacher und dem Gespräch mit Schneider, das er belauscht hatte. Dass Udo der Sohn der Frau war, die Eich ermordet haben sollte. Und Bollmann deren Geliebter und Vater des Fotografen. Offenheit sei der beste Weg, hatte Eva gesagt.
    »Worauf wollen Sie hinaus?«, ließ Lemke seine Ministerstimme tönen, als Thann fertig war.
    Jetzt. Sein Verdacht. Zumindest ein Teil davon. Thann unterdrückte das Zittern in seiner Stimme so gut es ging. »Ich glaube, dass Bollmann, als er den Mord an seiner früheren Freundin aufklären sollte, voreingenommen gegen Eich vorging und einseitig gegen ihn ermittelte. Ein Unschuldiger wurde verurteilt, weil Bollmann einen schnellen Erfolg suchte und vielleicht von Hass auf den vermeintlichen Mörder geleitet war. Ich nehme an, dies ist ihm inzwischen klar geworden. Vielleicht befürchtet er, dass die Aufklärung des Mordes an Eich ihn in einem anderen Licht erscheinen lässt. Deshalb ist er bestrebt, eine rasche Aufklärung zu verhindern. Und Schneider und Dalla haben ihm dabei geholfen.«
    »Ein schwerer Vorwurf gegen den Polizeipräsidenten. Und Kriminaloberkommissar Schneider soll an der Ermordung Eichs beteiligt gewesen sein?«
    »So klang das, was ich in Korfmachers Wohnung belauschte.«
    »Warum sollte Schneider das getan haben?«
    »Vielleicht hatte er Bollmann missverstanden oder war einfach übereifrig.« Thann arbeitete an einem Kloß im Hals. »Schneider beging kurz vor der Ermordung Eichs einen Einbruch in dessen Wohnung. Dabei ging es um ein Fotoalbum. Das Album zeigt, dass Bollmann wahrscheinlich der Vater Korfmachers ist und der Geliebte der toten Anna Korfmacher war.« Eichs letzte Zeilen: Ein Beweisstück für meine Rehabilitierung.
    »Wo ist dieses Fotoalbum jetzt?«
    Thann schluckte. Der Brief an Beckmann: Denn man wird versuchen, es mir wieder wegzunehmen. Seine Stimme wurde leise: »Ich habe es.«
    »Was beweist das Album außer dieser Verwandtschaftsbeziehung?«
    Die Frage, die Thann sich selbst unaufhörlich stellte. »Eigentlich nichts weiter. Aber für Eich, Korfmacher und Schneider schien es sehr viel zu bedeuten. Irgendetwas muss dran sein.«
    »Ehrlich gesagt, scheint mir die Geschichte reichlich verworren. Was soll ich damit anfangen?«
    Gib mir eine Chance. Bitte.
    Thann schluckte den Kloß hinunter. »Ich möchte, dass Sie mich von der Aufgabe entbinden, die Nebenjobs meiner Kollegen zu durchleuchten. Stattdessen möchte ich die Leitung im Fall Eich zurückbekommen. Ich möchte freie Hand in der Auswahl der Kollegen, mit denen ich arbeite. Und ich will, dass der Polizeipräsident sich dabei nicht einmischt. Sie sind der Einzige, der das durchsetzen kann.«
    »Junger Mann. Ich finde das alles sehr interessant. Aber die Geschichte scheint mir noch zu unausgegoren, als dass ich intervenieren könnte. Außerdem müssen Sie eins einsehen: Harald Bollmann ist Ihr Chef. Und ich sehe zur Stunde keinen Anlass, daran etwas zu ändern. Bis jetzt kannte ich ihn nur als hervorragenden Polizeibeamten. Lassen Sie mich einen Vorschlag machen: Sie machen genau den Job, den der Polizeipräsident Ihnen aufgetragen hat. Nebenbei halten Sie die Augen offen und erstatten mir persönlich Bericht, sobald Sie etwas Neues erfahren. Und ich stelle meinerseits einige Nachforschungen an, verdeckt und ohne dass Bollmann etwas bemerkt. Ich habe da meine Leute. Wiegen wir ihn erst einmal in Sicherheit und sammeln unterdessen weitere Fakten. Einverstanden?«
    Ende der Ministerrede.
    Voller Hoffnung und Zuversicht verließ Thann das Büro. Als er am Pförtner vorbei nach draußen kam und an der glänzenden Fassade zurück nach oben blickte, begannen Zweifel und Unsicherheit zu überwiegen. Der Innenminister war sehr erstaunt, als er erfuhr, wem ich den Deponiemord übertragen habe. Er wusste nicht, wieweit Lemke ihn ernst nahm. Immerhin hatte Bollmann bislang zu seinen Beratern gehört. Und erst gestern hatte Lemke persönlich dessen Ernennung zum Präsidenten ausgesprochen.
    Als Thann im Auto saß, fühlte er sich wieder stark. Er hatte sich einem Mann anvertraut, der im Zweifelsfall mächtiger als Bollmann war. Er

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