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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Angelausflug machen. Sie hatte es geglaubt, bis sie seine Angelausrüstung sah, vollständig und gut verpackt im Keller verstaut. Er hatte nur eine Tasche mit einigen Klamotten und Rasierzeug mitgenommen. Auch in Dallas Wohnung gab es keinen Hinweis auf das Reiseziel der beiden.
    Tommaso hatte dafür gesorgt, dass ihre Fotos an alle Polizeistationen der Republik gingen. Thann fluchte darüber, dass die Kollegen Bodo Schneider nicht schon am Abend vorher in Gewahrsam genommen hatten.
     
    Es klopfte an Thanns Bürotür.
    Fendrich trat ein. »Mein Lieber, lass uns das Kriegsbeil begraben.«
    »Was führst du jetzt schon wieder im Schilde?«
    »Ich habe mit Bollmann gesprochen. Er ist entsetzt über Schneider und Dalla. Er hat sie für gute Leute gehalten, sagt er. Er hat Dalla in bester Absicht auf das ›Belle‹ angesetzt. Er hätte nie gedacht, dass einer von beiden über die Stränge schlagen würde, geschweige denn zu solch einer Entgleisung fähig sei. Er wird dafür sorgen, dass Schneider und Dalla mit aller Härte bestraft werden. Die Entlassung von Schneider und Dalla aus dem Polizeidienst haben wir bereits in die Wege geleitet. Die Fahndung läuft. Bollmann selbst will morgen zurückkehren.«
    Morgen.
    »Auch wenn es sich bei den beiden und dieser Pornosache um Einzelfälle handelt, will Bollmann, dass wir das Präsidium umkrempeln. Eine interne Untersuchung. Er möchte, dass du für mich die Befragungen durchführst. Er hält dich für integer. Du hast doch keine Nebenbeschäftigungen irgendwelcher Art?«
    »Das Einzige, was ich nach Feierabend tue, ist Saufen und Einmischung in die Ermittlungen anderer.«
    »Lass die Scherze! Der Chef will, dass du dir die Kollegen zur Brust nimmst, die in die Pornosache verwickelt sind, und dass du herausfindest, wen Schneider und Dalla noch in diese Geschichte hineingezogen haben. Hier sind die bisherigen Protokolle der Befragungen. Hier ist eine Liste aller Kollegen, die mit den Betroffenen näher zu tun haben, und hier ist ein Fragenkatalog, den man allen Beamten des Hauses vorlegen sollte. Das Vorgehen habe ich mit dem Innenministerium abgesprochen. Wenn Bollmann morgen Nachmittag wieder da ist, will er deinen ersten Bericht haben. Also, frisch an die Arbeit!«
    Fendrich hinterließ einen Stapel Papiere. Ein Ablenkungsmanöver. Der neue Auftrag bedeutete, dass sich Thann nicht mehr mit Eich und Korfmacher beschäftigen konnte. Zu seiner Beruhigung nahm Thann einen Weinbrand und beschloss, erst recht weiterzumachen.
     
     
    53.
     
    Das Innenministerium war ein moderner Bau aus Glas und Aluminium, nur zwei Autominuten vom Präsidium entfernt. Es war Feierabendzeit. Dutzende von Ministerialbeamten strömten aus dem Gebäude.
    Beim Pförtner musste Thann sich ausweisen. Einer der Aufzüge trug ihn ins oberste Stockwerk.
    Die Sekretärin ließ Thann ein paar Minuten warten, ohne Kaffee, ohne Unterhaltung. Sie lackierte ihre Fingernägel, blätterte in einer Zeitschrift und warf ihm missbilligende Blicke zu. Zwischen zwei solchen Blicken entsorgte er seinen Kaugummi an der Unterseite des Stuhls.
    Dann erschien Brunn, der Referent des Ministers. »Wir freuen uns, dass Sie sich so engagiert zeigen. Der Minister möchte selbst mit Ihnen sprechen.«
    Was Thann für selbstverständlich gehalten hatte, ließen Brunns Worte als Gunst seines hohen Herrn erscheinen. Brunn führte Thann ins Ministerbüro. Es war so groß wie ein Ballsaal. Hinter dem Chefsessel bot eine Glasfront Avisblick auf das schwarze Band des Rheins und die Lichter der gegenüberliegenden Stadtteile. Die Anlage des Kraftwerks am Rheinhafen funkelte wie ein Sternenhaufen. Die Sonne war untergegangen, der letzte graue Schimmer des Tageslichts zog sich zurück.
    Der große Mann mit Seemannsbart war aufgestanden. Sein Händedruck war weit kräftiger, als die hagere Gestalt es vermuten ließ. Während Axel Lemke seinem Gast einen Platz am Besprechungstisch zuwies, verließ sein Kofferträger den Raum. An der Wand, die Thann gegenüberlag, hing ein Bild, das mit wenigen groben, scheinbar flüchtig aufgetragenen Pinselstrichen Lemke darstellte. Auf einem Messingschild stand: »Leo Frentzel, Neues-Leben-Preisträger 1989«. Davor nahm der Innenminister Platz.
    »Mein Referent sagte mir, Sie hätten Sorge, dass Ermittlungen in Verbindung mit dieser Pornosache verschleppt werden.«
    Seine Chance. Thann holte aus. Er berichtete, dass Bollmann ihm im Mordfall Eich von Beginn an zu wenige Beamte zugeteilt hatte. Er

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