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Annas Erbe

Annas Erbe

Titel: Annas Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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den Kampf verloren. Der verhasste Rivale hatte ihn endgültig überholt. »Es hat etwas Gutes. Ich habe etwas begriffen: Wer ständig kämpft, findet keine Zeit zu leben. Ich habe viel zu lange gekämpft. Jetzt will ich die Zeit nutzen, um zu leben«, verkündete Kurz mit leiser Stimme.
    Für seine 59 Jahre sah Kurz viel zu alt aus. Thann befürchtete, dass er nicht mehr viel Zeit für seine geplanten Reisen haben würde. Auch Eva sah sorgenvoll drein.
    Kurz hatte zu lange gekämpft. Oder nicht gut genug.
     
    Als sie sich verabschiedeten, wandte sich Kurz noch einmal an Thann. »Wie war noch einmal Ihr Name?«
    »Karl Thann.«
    »Sind Sie verwandt mit Gudrun Thann? Das war einmal eine gute Freundin von mir.«
    »Meine Mutter heißt Gudrun.«
    »Ihre Mutter?«
    »Ja.«
    Kurz war die Überraschung anzusehen. »Ihre Mutter. Ach, ich habe eine Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört. Grüßen Sie sie von mir. Lebt ihr Mann noch?«
    »Mein Vater ist vor zwei Jahren gestorben.«
    Thann erklärte, wo seine Mutter jetzt wohnte. Er fragte sich, ob Eva ihrem Adoptivvater bereits von ihrem Verhältnis erzählt hatte.
     
     
    55.
     
    »Wo hast du eigentlich das Album?«, fragte Eva, als Thann vor ihrer Wohnung hielt.
    Statt einer Antwort öffnete er den Kofferraum und griff nach dem Erste-Hilfe-Kissen. Ein besseres Versteck war ihm nicht eingefallen. Er sah sich auf der Straße um, bevor er das Album herausnahm.
    Wortlos stiegen sie nach oben. Eva war aufgefallen, dass Thann nervöser war als sonst und dass er während der Fahrt öfter in den Rückspiegel gesehen hatte als nötig. Thann hatte keine Verfolger bemerkt. Kein Schneider, kein Dalla, niemand.
    Evas Wohnung war so klein wie seine, zwei Zimmer, Küche und Bad. Altbau, vermutlich billig, aber sorgfältig und mit Geschmack eingerichtet. Thann bat Eva, die Wohnungstür abzuschließen.
    Im Flur hing ein Frentzel. Ein gerahmter Nachdruck eines der Porträts, die er von Anna gemalt hatte. Thann erzählte, dass er mit dem Maler gesprochen hatte.
    Evas Wohnzimmer war angefüllt mit exotischen Reiseandenken, Mitbringseln aus Thailand, Indien, Nepal und anderen Ländern. Bilder, Masken, hölzerne Statuen. Thann staunte. Er war nie über Griechenland hinausgekommen.
    Eva öffnete eine Flasche Sekt. »Zur Feier des Tages! Wir haben endlich das Album!«, sagte sie, doch ihre Stimme klang bedrückt.
    Dann wollte sie es sehen.
    Thann beobachtete, wie sie es durchblätterte. Er wies sie auf Bollmann hin. Sie studierte jedes einzelne Foto. Die durchgestrichenen Gesichter der ersten Pflegeeltern Udos erschütterten sie.
    »Er hat sie gehasst.«
    »Wer weiß, was sie ihm antaten?«
    »Oder er akzeptierte ausschließlich Bollmann als seinen Vater.«
    Eva blätterte bis zum letzten Bild, dann begann sie von vorn.
    »Irgendetwas muss dieses Album verbergen, was man auf den ersten Blick nicht sieht«, vermutete sie. »Sonst hätte es keinen Sinn gehabt, deswegen zu rauben und zu morden.«
    Thann gab ihr recht. Wie konntest du nur so dämlich sein, all die Jahre das Album aufzubewahren. Der Chef macht sich Sorgen.
    Sie durchforschten jedes einzelne Bild, diskutierten jedes Detail und rätselten über jede Person, jeden Ort. Schließlich langten sie an den Fotos der Schulabschlussklasse an.
    »Zweiunddreißig Schüler und ein Lehrer. Der Lehrer wird wohl kaum Annas Mörder sein.«
    »Und Udos Mitschüler kaum die Mörder Eichs.«
    »Ganz normale Fotos.«
    »Auffällig ist, dass sie mitten unter den Bildern aus Udos früherer Kindheit sind. Ganz gegen die chronologische Reihenfolge.«
    »Schau mal: Alle Abzüge sind mit Fotoecken festgemacht, nur diese vier Bilder nicht. Die sind festgeklebt.« Eva drängte darauf, die vier Klassenfotos abzulösen.
    Sie versuchten es mit heißem Dampf, doch der löste nur die Fotoecken der anderen Bilder.
    Es blieb nur der Weg der Gewalt.
    Eva brachte eine Rasierklinge. »Vielleicht geht es damit.«
    »Du rasierst dich?«, fragte Thann und musste an die Blondine denken, die vor dem Belle in Udos Sportwagen gestiegen war.
    »Ja, manchmal, unter den Achseln. Wieso?«
    Es ging unerwartet einfach. Sie starrten auf eine weiße Seite. Plötzlich glaubte Eva, etwas zu sehen.
    »Beweg mal die Seite ein wenig. Siehst du das? Das ist eine Zeichnung auf der anderen Seite des Blatts, unter dem zweiten Foto!«
    Vorsichtig lösten sie auch dieses ab. Dann die übrigen, immer hastiger, immer aufgeregter. Nachdem sie alle vier Fotos entfernt hatten, starrten sie auf bunte

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