Anne - 03 - Anne - 03 - Anne, der beste Lebenskamerad
selbstverständlich eine Erleichterung sein - eine große Erleichterung -, wenn es sich nicht so verhielte.
Annes ganze Vernunft hoffte inständig, daß es sich nicht so verhalten möge.
Aber es gibt im Menschen etwas anderes, das ist stärker als die Vernunft. Und dies andere trieb Anne dazu, die Hände zu falten und in der Dunkelheit vor sich hin zu flüstern: „Lieber Gott, mach, daß es so ist.“
Weihnachten in der neuen Heimat
„Du - Eva!“
„Ja, Annekind?“
„Du - ich muß dich sprechen.“
„Deine Stimme klingt ja plötzlich mächtig kleinlaut! Da wirst du wohl was von mir wollen, kann ich mir denken!“
„Ja - das auch - und dann muß ich dir einen Schock versetzen.“ „Ach, wie freundlich, vielen Dank - aber ich komme auch ohne Schockbehandlung aus!“
„Du, Eva - hör mal - du hattest mir angeboten, zwei Ärmelschürzen für mich zu nähen.“
„Aha, nun drängst du schon, wie mir scheint? Du hast recht, mein Kind, ich schäme mich auch, daß ich es noch nicht getan habe. Blau sollten sie sein, nicht wahr, so hatten wir doch verabredet - und links in Weiß dein Warenzeichen eingestrickt? Mit langen Ärmeln?“
„Ja, ach ja, vielen Dank, Eva - und noch was - sie müssen - sie müssen ganz weit sein!“
„Weit? Wieso denn?“
„Sozusagen - auf Zuwachs - Eva.“ Anne sah die Schwiegermutter von der Seite an. Ihr Ausdruck war beinahe ein bißchen schuldbewußt - aber die Augen leuchteten so seltsam, vor Glück vielleicht, vor Stolz, vor Triumph.
Eva sah sie an - und begriff.
„Anne!!!“
„Ja, Eva. So ist es!“
„Annekind - Annemädchen - du leichtsinniges Geschöpf - Haue solltet ihr beiden haben, Jess und du - aber Herrgott, Anne, wie herrlich schön! Wie ich mich freue! Nein, daß du mich wirklich zur Großmutter machen willst, Anne - wann ist es denn so weit? Laß mich doch mal sehen - im Mai? Vielleicht im April?“
„Nein, bist du toll? - Es ist nicht vor dem Juli - zum Glück!“ „Juli? Aber - ach Herrgott!! Oh, dieser Schlingel, der Jess. Ja, das ist mir schon einer - behauptet, er komme nach Hause, um meinen Geburtstag mit mir zu feiern - dieser Strolch - und dann -und dann.“ Eva lachte, und in ihren Augen saß ein feuchter Schimmer.
„Möcht’ mal wissen, was er sagt, wenn er das erfährt! Wenn er bloß nicht Hals über Kopf nach Hause gestürzt kommt, weil er meint, er müsse auf dich aufpassen.“
„Nein, weißt du was, Eva - darüber wollte ich auch noch mit dir reden. Ich möchte vorläufig nicht, daß Jess es erfährt.“
„Was soll das heißen? Was meinst du denn damit?“
„Genau das, was ich sage! Bedenke, was dies halbe Jahr für Jess bedeutet! Bedenke, daß er im Begriff ist, gerade jetzt seine ganze Zukunft aufzubauen. Nichts soll ihn dabei stören! Nichts soll ihn während dieser Zeit bei Maestro Martiani beunruhigen. Wenn Jess erführe, daß wir ein Kind bekommen, dann würde er sich meinetwegen tausenderlei Sorgen machen, und um die Zukunft ebenfalls, er würde daran denken, daß ich mich im Geschäft abarbeite und daß wir keine eigene Wohnung haben - wer weiß, vielleicht würde er seine ganze Ausbildung abbrechen und nach Hause kommen und sich nach irgendeiner geringeren Stellung als Dirigent bei irgendeinem kümmerlichen kleinen Orchester umsehen - und das darf er nicht! Er soll bei Maestro Martiani bleiben, bis der ihn in die Welt entläßt - ihn auf wirkliche Aufgaben losläßt. Jess soll jetzt nicht nach Hause gerast kommen und anfangen, Möbel einzukaufen und Geld für unsere Wohnung zusammenzuscharren. Verstehst du das, Eva?“
Eva legte ihre Hand auf Annes Arm. „Gott segne dich, Kind“, sagte sie leise. „Gott segne dich für alles, was du für meinen Jungen tust.“
„Und Gott segne dich für alles, was du für meinen Mann tust“, antwortete Anne, und das Glück sprühte ihr aus den Augen.
„Aber jetzt darfst du dich nicht verschnappen. Onkel Herluf!“ sagte Anne und drohte ihm mit dem Zeigefinger.
„Mein Mund ist mit sieben Siegeln verschlossen!“ sagte Onkel Herluf. „Aber eins will ich dir sagen, Anne. Wird’s ein Junge, dann verbiete ich dir, ihn nach mir zu nennen. Ich verabscheue meinen Namen - Herluf!“
„Mir gefällt er, weil es deiner ist“, sagte Anne. „Aber auch nur deshalb. Sonst könnte ich mir auch ‘nen hübscheren denken. Aber dann nennen wir ihn also anders - aber weder Wolf gang Amadeus noch Johann Sebastian.“
„Und wenn es ein Mädchen wird?“ fragte Onkel Herluf.
„Dann ist
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