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Anne auf Green Gables

Anne auf Green Gables

Titel: Anne auf Green Gables Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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es nicht. Manchmal denke ich, es wird alles gut gehen ... dann wieder habe ich furchtbare Angst. Den anderen geht es auch nicht besser. Miss Stacy hat uns alle gründlich vorbereitet, aber jeder von uns hat so sein ganz besonderes Problem. Meins ist natürlich Geometrie. Janes ist Latein, Rubys und Charlies ist Algebra und Josies Problemfach ist Arithmetik. Moody Spurgeon ist fest davon überzeugt, dass er in Geschichte durchfällt. Im Juni führt Miss Stacy mit uns eine Probeprüfung durch, damit wir uns ein Bild von unseren Leistungen machen können. Ach, ich wünschte, es wäre schon alles vorbei, Manila. Manchmal wache ich nachts auf und frage mich, was ich tun soll, wenn ich es nicht schaffe.«
    »Naja, dann musst du eben wieder zur Schule gehen und es nächstes Jahr noch einmal versuchen«, sagte Marilla gelassen.
    »Oh, ich glaube nicht, dass ich das fertig brächte! Es wäre so eine Blamage, besonders wenn Gil . . . ich meine, wenn die anderen alle durchkommen. Und ich werde bei Prüfungen so schnell aufgeregt, dass ich vielleicht vor lauter Angst alles durcheinander bringe. Ich wünschte, ich hätte Nerven wie Jane Andrews. Die kann nichts aus der Ruhe bringen.«
    Seufzend löste Anne ihren Blick von der verlockenden Frühlingspracht vor dem Fenster und wandte sich erneut ihren Büchern zu. Natürlich würde es auch nächstes Jahr wieder einen Frühling geben, doch sie war fest davon überzeugt: Wenn sie bei der Aufnahmeprüfung durchfiele, würde sie ihn nicht genießen können.
    Ende Juni war es dann so weit. Mit dem Schuljahr endete auch Miss Stacys Dienst an der Schule von Avonlea. Niedergeschlagen gingen Anne und Diana nach ihrem letzten Schultag nach Hause. Ihre roten Augen und die feuchten Taschentücher waren ein deutliches Anzeichen daflir, dass Miss Stacys Abschiedsrede mindestens so bewegend gewesen war wie die von Mr Philipps drei Jahre zuvor. Bevor sie in den »Birkenpfad« einbogen, blieb Diana noch einmal stehen und wandte sich seufzend zum Schulhaus um.
    »Es ist, als stürze eine Welt zusammen, nicht wahr?«, sagte sie traurig.
    »Du hast es eigentlich noch gut«, schluchzte Anne und suchte verzweifelt nach einer letzten trockenen Stelle in ihrem Taschentuch. »Du wirst ja im Herbst wieder dort sein, aber ich muss die Schule für immer verlassen - das heißt, wenn ich bei der Prüfung Glück habe.«
    »Aber es wird nie mehr so sein wie früher. Miss Stacy, du, Jane und Ruby - ihr werdet alle nicht mehr da sein. Ich werde alleine sitzen müssen, nach dir möchte ich keine andere Banknachbarin mehr haben. Ach, es war eine herrliche Zeit, nicht wahr, Anne? Was für ein schrecklicher Gedanke, dass das alles nun vorbei ist.«
    Zwei dicke Tränen rollten über Dianas Gesicht.
    »Hör doch bitte auf zu weinen, Diana«, bat Anne ihre Freundin flehentlich. »Jedes Mal, wenn ich dich schluchzen höre, kommen mir auch wieder die Tränen. Ich weiß nicht, wie oft ich mein Taschentuch schon hervorgeholt habe! Bestimmt werde ich nächsten Herbst sowieso wieder hier sein. In letzter Zeit überkommt mich immer öfter das ganz deutliche Gefühl, dass ich durchfallen werde.«
    »Aber du hast doch bei der Probeprüfung glänzend abgeschnitten.«
    »Ja, aber da bin ich auch nicht aufgeregt gewesen. Wenn ich an die richtige Prüfung denke, wird mir heiß und kalt und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Ich habe auch noch ausgerechnet die Nummer dreizehn gezogen. Josie Pye sagt, das könnte nur Unglück bringen. Ich bin nicht abergläubisch, aber es wäre mir doch lieber, wenn es nicht gerade die Dreizehn gewesen wäre.«
    »Ich wünschte, ich könnte dich in die Stadt begleiten«, sagte Diana. »Wir hätten bestimmt eine wunderbare Zeit zusammen! Aber wahrscheinlich musst du abends sowieso pauken.«
    »Nein, wir mussten Miss Stacy versprechen, unsere Bücher bis zur Prüfung nicht mehr aufzuschlagen. Sie meinte, das würde uns nur durcheinander bringen. Wir sollten lieber einen langen Spaziergang machen, so wenig wie möglich an die Prüfung denken und früh ins Bett gehen. Das ist zwar ein guter Ratschlag, aber bestimmt leichter gesagt als getan. Prissy Andrews hat mir erzählt, dass sie während der Prüfung die halbe Nacht wach im Bett gesessen und gepaukt hat, und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, es ihr gleichzutun und mindestens genauso lange aufzubleiben und zu lernen. Wie schön, dass ich bei deiner Tante Josephine wohnen kann, solange ich in der Stadt bin!«
    »Du wirst mir doch schreiben, Anne,

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