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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Erleichtert wurde ihr dies freilich durch eine so vollständige Gleichgültigkeit, eine so augenscheinliche Lücke im Gedächtnis ihrer einzigen drei Mitwisser, daß es fast einer Ableugnung der Vergangenheit gleichkam. Lady Russells Motive hierbei waren zweifellos edler als die ihres Vaters und Elizabeths, und Anne wußte all die besseren Beweggründe zu schätzen, aus denen heraus sie schwieg – aber sie begrüßte den allgemeinen Anschein des Vergessens unter ihnen, gleich woher er kam; und für den Fall, daß Admiral Croft wirklich Mieter in Kellynch Hall würde, dankte sie dem Himmel erneut für eine Gewißheit, um die sie schon immer froh gewesen war, die Gewißheit nämlich, daß von den Ihren einzig diese drei Bescheid wußten, von denen bestimmt keiner eine Silbe verraten würde, während auf seiner Seite nur der Bruder, bei dem er damals gewohnt hatte, über ihre kurzlebige Verlobung im Bilde gewesen war. – Dieser Bruder war schon vor langem aus der Gegend fortgezogen – und da sie ihn als einen vernünftigen Mann kennengelernt hatte, und überdies als einen alleinstehenden Mann, nahm sie getrost an, daß von ihm kein Sterblicher etwas erfahren hatte.
    Die Schwester, Mrs. Croft, war gar nicht in England gewesen, als all dies sich zutrug, sondern mit ihrem Mann aufeinem Auslandsstützpunkt, und Annes eigene Schwester Mary hatte noch das Pensionat besucht – und der Stolz einiger der Beteiligten und das Taktgefühl einiger anderer hatten dafür gesorgt, daß sie auch hinterher ahnungslos blieb.
    Solcherart gewappnet, wagte sie zu hoffen, daß die Bekanntschaft mit den Crofts, die unumgänglich schien, solange Lady Russell in Kellynch wohnte und Mary nur drei Meilen weiter, keine allzugroßen Verlegenheiten für sie bereithielt.

KAPITEL V
    An dem Vormittag, an dem Admiral Croft und Gattin zur Besichtigung erwartet wurden, erschien es Anne ganz natürlich, einen Spaziergang zu Lady Russell zu machen, wie sie es fast jeden Tag tat, und so lange fortzubleiben, bis alles vorbei war – um es dann ebenso natürlich zu bedauern, die Besucher verpaßt zu haben.
    Dieses Zusammentreffen der beiden Parteien fiel äußerst zufriedenstellend aus und entschied die Sache umgehend. Die Damen, beide gleichermaßen an einer Übereinkunft interessiert, nahmen nichts als Liebenswürdigkeit aneinander wahr, und was die Herren betraf, so brachte der Admiral so viel Herzlichkeit, Humor und eine so offene, vertrauensvolle Aufgeschlossenheit mit, daß sich Sir Walter dem unmöglich entziehen konnte, zumal ihn Mr. Shepherds wiederholte Versicherungen, der Admiral habe ihn als den Inbegriff vornehmer Lebensart rühmen hören, zu seinem besten und geschliffensten Benehmen anstachelten.
    Haus, Gärten und Mobiliar wurden für gut befunden, die Crofts wurden für gut befunden, Konditionen, Laufzeiten, alles und alle fanden nichts als Zustimmung; und Mr. Shepherds Schreiber durften sich an die Arbeit machen, ohne daß eine einzige Meinungsverschiedenheit aufgetaucht wäre, die es im Vertragswerk auszugleichen galt.
    Sir Walter erklärte den Admiral freiheraus zum bestaussehenden Seemann, der ihm je untergekommen sei, und verstieg sich sogar zu der Äußerung, wenn sein eigener Kammerdiener ihm nur das Haar richten dürfte, dann würde ersich ungeniert überall mit ihm zeigen; und der Admiral bemerkte, als sie durch den Park zurückfuhren, nicht weniger warm zu seiner Frau: »Ich wußte doch, daß wir uns bald einig werden würden, meine Liebe, trotz allem, was sie uns in Taunton erzählt haben. Das Pulver hat der Baronet gewiß nicht erfunden, aber ansonsten scheint er ganz annehmbar«– wechselseitige Komplimente, bei denen keiner dem anderen viel schuldig blieb.
    Die Crofts sollten den Besitz zu Michaelis übernehmen, Sir Walter gedachte im Verlauf des Septembers nach Bath zu übersiedeln, und so galt es, die entsprechenden Schritte ohne Verzug einzuleiten.
    Lady Russell, die sich keine Illusionen über Annes Chancen machte, bei der anstehenden Haussuche mitzureden oder gar mitzubestimmen, sah nicht ein, warum sie sie so schnell hergeben sollte, und hätte sie am liebsten bis nach Weihnachten bei sich behalten, um sie dann selbst nach Bath mitzunehmen; doch eigene Verpflichtungen, die sie für mehrere Wochen von Kellynch wegführen würden, hinderten sie daran, die geplante Einladung für die gesamte Zeit auszusprechen; und Anne für ihren Teil, so sehr ihr vor der zu erwartenden Septemberhitze in all dem weißen Gleißen von Bath

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