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Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung

Titel: Anne Elliot oder die Kraft der Ueberredung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
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Schiff, auf dem ich Kapitän bin, wird jemals eine Schar von Damen irgendwohin befördern, solange ich ein Wörtchen mitzureden habe.«
    Das rief seine Schwester auf den Plan.
    »Also Frederick! – Was muß ich da hören? – Alles alberne Ziererei! – Frauen können an Bord so bequem logieren wie in den besten Häusern von England. Ich habe gewiß so viel an Bord gelebt wie nur irgendeine Frau, und ich kenne nichts Komfortableres als die Unterbringung auf einem Kriegsschiff. Ich sage dir, ich wüßte keine Annehmlichkeit und keinen Luxus, selbst in Kellynch Hall nicht« (dies mit einer freundlichen Verneigung zu Anne hin), »die über das hinausgingen, was auf den meisten Schiffen geboten war, auf denen ich gewohnt habe, und das waren immerhin fünf.«
    »Tut hier nichts zur Sache«, erwiderte ihr Bruder. »Du hast mit deinem Mann zusammengewohnt und warst die einzige Frau an Bord.«
    »Aber du, du selbst, hast doch Mrs. Harville, ihre Schwester, ihre Kusine und die drei Kinder von Portsmouth nach Plymouth mitgenommen. Wo war denn da deine ach so edle, außergewöhnliche Galanterie?«
    »Vollständig aufgegangen in meiner Freundschaft, Sophia. Ich würde keiner Frau eines Offizierskollegen je meine Hilfe versagen, und was Harville betrifft, so gibt es nichts, was ich nicht vom anderen Ende der Welt herbeischaffen würde, wenn er mich darum bäte. Aber glaube nicht, daß ich es nicht trotzdem für ein Übel halte.«
    »Verlaß dich drauf, sie werden sich alle wunderbar wohl gefühlt haben.«
    »Das macht sie mir nicht unbedingt lieber. Frauen und Kinder in solcher Zahl haben kein
Recht
, sich an Bord wohlzufühlen.«
    »Mein lieber Frederick, was redest du nur für ein unnützesZeug. Was sollte denn aus uns armen Seemannsfrauen werden, die wir so oft von einem Hafen zum nächsten befördert werden müssen, um unseren Männern hinterherzureisen, wenn alle die gleichen Vorbehalte hätten wie du?«
    »Meine Vorbehalte haben mich schließlich auch nicht daran gehindert, Mrs. Harville mit ihrer ganzen Familie nach Plymouth zu bringen.«
    »Aber ich kann es nicht leiden, wenn du so redest, wie ein feiner Herr, und als ob alle Frauen nur Zimperliesen wären statt vernunftbegabte Kreaturen. Keine von uns würde auf die Idee kommen, daß die See nicht auch einmal rauh sein kann.«
    »Ach meine Liebe«, sagte der Admiral, »wenn er erst selbst eine Frau hat, wird er ein anderes Lied singen. Wenn er verheiratet ist, und wenn wir das Glück haben, daß uns noch einmal ein Krieg beschert wird, dann wird es ihm geradeso gehen wie dir und mir und so vielen anderen. Dann werden wir erleben dürfen, daß auch er jedem herzlich dankbar ist, der ihm seine Frau bringt.«
    »O ja, das werden wir.«
    »Jetzt habe ich verloren«, rief Captain Wentworth. – »Wenn verheiratete Leute mir erst mit ihrem ›Oh! Das wirst du ganz anders sehen, wenn du einmal selbst eine Frau hast‹ kommen, dann kann ich nur sagen: ›Nein‹, und sie: ›Doch‹, und damit ist das Gespräch beendet.«
    Er stand auf und entfernte sich.
    »Was müssen Sie in der Welt herumgekommen sein, Ma’am!« sagte Mrs. Musgrove zu Mrs. Croft.
    »Ja, in meinen fünfzehn Ehejahren habe ich nicht wenig gesehen, Ma’am, auch wenn viele Frauen noch weiter gereist sind. Ich habe viermal den Atlantik überquert und bin einmal mit nach Ostindien gefahren und zurück, aber nur einmal, und natürlich nach so einigen Häfen hier in der Gegend – Cork, Lissabon, Gibraltar. Aber über die Straße von Gibraltar bin ich nie hinausgekommen – und ich war nie auf denWestindischen Inseln. Wir zählen die Bermudas oder die Bahamas nicht zu Westindien, müssen Sie wissen.«
    Mrs. Musgrove, die sie nie im Leben zu irgend etwas gezählt hatte, hütete sich, ihr zu widersprechen.
    »Und ich kann Ihnen versichern, Ma’am«, fuhr Mrs. Croft fort, »nichts reicht an den Komfort auf einem Kriegsschiff heran. Ich rede natürlich von den größeren. Wenn Sie auf einer Fregatte reisen, haben Sie es schon ein bißchen enger – auch wenn jede vernünftige Frau auf einer Fregatte wunschlos glücklich sein kann; und ich darf wohl mit Fug und Recht behaupten, daß ich die glücklichsten Zeiten meines Lebens an Bord von Schiffen verbracht habe. Wenn wir nur zusammen waren, gab es nichts zu fürchten. Gottlob war ich ja immer mit einer unverwüstlichen Gesundheit gesegnet, und es gibt kein Klima, das mir nicht bekommt. Ein ganz leichtes Unwohlsein die ersten vierundzwanzig Stunden nach dem Ablegen,

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