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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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spritzte Ethan ins Gesicht. Ethan ließ Max los und wollte sich verpissen.
    »Ethan!« Max' Hand schoss vor, packte ihn am Knöchel, zerrte ihn zurück. Max hatte seinen Namen gerufen, aber Ethan bemerkte, dass er nicht wütend klang.
    Max ließ Ethans Knöchel los. Ethan rappelte sich auf,
    während Max sich auf den Rücken rollte, einen Fuß auf dem Gras, das Bein gebeugt, die Arme ausgebreitet. Der Kerl lachte! Er versuchte, zu Atem zu kommen, aber er lachte ganz eindeutig. Er lag auf dem Gras, das Wasser durchnässte ihn, und er lachte. Und da realisierte Ethan, wie er aussah, klatschnass, ihm war kalt, seine Sachen waren schwer vom Wasser, und ein Sprinkler spritzte ihm ins Gesicht, und er begann auch zu lachen. Er wollte nicht. Wollte diesen Witz nicht mit Max teilen, aber verdammt noch mal, er konnte nicht anders. Und als er erst einmal angefangen hatte zu lachen, konnte er nicht wieder aufhören. Er lachte, bis seine Knie nachgaben und er zu Boden ging. Er lachte, bis sein Magen schmerzte, bis ihm zusammen mit dem Wasser der Sprinkleranlage auch Tränen über die Wangen rannten.
    Jemand hatte die Polizei gerufen. Aber die Bullen kamen erst, nachdem Max Ethan die Hand hingestreckt und ihm aufgeholfen hatte. Sie kamen erst, nachdem die beiden Männer klatschnass ins Haus geschlappt waren, nachdem Ethan sich eine graue Jogginghose und Max eine karierte Boxershorts angezogen hatte.
    Zwei Bullen standen in der Tür. Aus seinem Zimmer konnte Ethan hören, wie Max mit gedämpfter Stimme mit ihnen redete. Dann gingen sie.
    Diese Runde war okay gelaufen, aber das hieß nicht, dass Ethan Max irgendetwas durchgehen lassen würde. Und er wusste, dass es auch nicht hieß, dass ihre Probleme erledigt wären. Ein oder zwei Tage würde es besser funktionieren, dann würden sie wieder aneinandergeraten. So war es immer.
    Max klopfte an der Zimmertür und reichte Ethan wortlos seinen Rucksack.
    Als er weg war, zündete Ethan ein paar Kerzen an, schaltete das Licht aus und warf sich aufs Bett. Dann holte er seinen Walkman aus dem Rucksack, setzte die Kopfhörer auf und drehte die Musik voll auf, so laut, dass ihm fast die Trommelfelle platzten. Aber das war ihm egal. Die Musik.
    Er wusste nicht, was er tun würde, wenn er die Musik nicht hätte. Wahrscheinlich verrückt werden. Aber er hatte sie. Nicht den Dreck, den seine Freunde hörten, sondern gutes Zeug, Sachen, die tief gingen, zu bedeutungsvoll fürs Radio, Songs, die einem ein Loch in die Seele rissen und einen um mehr betteln ließen.
    Ethan war sechzehn Jahre alt und hatte keine Ahnung, was er mit seinem Leben anfangen wollte. Scheiße. In zwei Jahren wäre er fertig mit der Highschool. Was dann? Was dann? Er konnte nicht über den letzten Schultag hinausdenken. Er konnte sich nicht vorstellen, irgendetwas anderes zu tun, als rumzuhängen, Videospiele zu spielen, Skateboard zu fahren, Musik zu hören.
    Vor nicht allzu langer Zeit hatte Max ihm gesagt, er sollte besser mal anfangen, über seine Zukunft nachzudenken, Pläne zu schmieden. Wusste der Kerl nicht, dass man so nicht mit einem Sechzehnjährigen reden sollte? Richtige Eltern würden solchen Mist nicht sagen. Sie würden Sachen sagen wie: »Als ich in deinem Alter war, hatte ich auch keine Ahnung, was ich machen wollte. Keine Sorge. Das findet sich schon. Und wenn es so weit ist, wirst du es merken.« Aber nein, so etwas sagte Max nicht. Stattdessen fing er an, ihn zu verhören, er fragte ihn, wofür er sich interessierte. Und Ethan antwortete: »Teufel, nein, ich will kein Bulle werden!« Oder: »Teufel, nein, ich will nicht Soldat werden!« Und dann fing Max an, über die Uni zu reden, und dass Ethan besser anfangen solle, für seine Aufnahmeprüfung zu lernen. Und Ethans Herz schlug immer schneller. Er war doch bloß ein Kind. Er hatte sein ganzes Leben damit verbracht, nichts zu tun, und jetzt plötzlich sollte er genau wissen, was er wollte.
    Was er wirklich wollte, war, seinen Vater zu finden. Die ganze Zeit hatte er dieses Gefühl gehabt, wenn er seinen Vater kennenlernte, würde sich alles klären. Denn sein echter Vater würde wissen, was zu sagen war. Er und sein echter Vater würden sich in den Garten setzen, Bier trinken und miteinander quatschen. Sein echter Vater würde ihm zeigen, wie man einen Vergaser sauber kriegte und wie man den Motor tunte, so wie es der Vater seines Freundes Tyler gemacht hatte. Sein echter Vater würde ihm nicht erzählen, wie wichtig es wäre, sich alle Einzelheiten

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