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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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ihre Brustwarze über den Mund des Babys zog, reagierte er nicht. Er weinte einfach weiter, ein zahnloses, rot-gesichtiges Jammern mit offenem Mund, das sie schmerzte wie ein Messerstich. Aber kaum tropfte die Fertigmilch in seinen Mund, beruhigte er sich. Atmete tief durch.
    Und dann hörte er auf zu weinen und begann, wie verrückt an dem Sauger zu saugen, er machte dabei Geräusche wie ein kleines Tierchen.
    Claudia atmete erleichtert auf. Ihre Schultern entspannten sich, sie sandte ein stummes Stoßgebet himmelwärts. Ich danke dir.
    Sekunden später lief die Milch aus ihren schweren Brüsten, durchnässte ihr T-Shirt und das Baby, das sie in ihren Armen hielt; sie war einfach zu angespannt gewesen, um zu stillen.
    Baby Adrian trank die ganzen hundert Milliliter Milch, die Claudia in die Flasche gefüllt hatte. Er wirkte danach immer noch hungrig, aber sie hatte Angst, ihm mehr zu geben, sie fürchtete, dann würde er spucken oder Bauchweh bekommen.
    Sie wechselte seine feuchten, milchdurchtränkten Sachen, legte sich selbst eine Decke über das durchnässte Oberteil und kuschelte und summte mit ihm, bis er einschlief. Dann legte sie ihn, ganz vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, in seine Wiege.
    Sie wechselte gerade ihr eigenes Oberteil, als sie ein Geräusch hörte, als fiele etwas zu Boden. Als würde etwas heruntergestoßen und fiele auf den Boden.
    Ihr schlafentwöhntes Hirn versuchte sofort, dieses Geräusch einzuordnen. Zuerst kümmerte sie sich nicht darum, dann vermutete sie, dass wahrscheinlich eine der Kisten, die sie in den Schrank gestapelt hatte, umgekippt wäre. Vielleicht hatten ihre eigenen Schritte, oder die des Bewohners der Wohnung über ihr, den Boden ein wenig erzittern lassen. Kaum dachte sie an die Wohnung über ihr, wähnte sie sich sicher, dass das Geräusch von dort gekommen sein musste. Gar nicht aus ihrer Wohnung. Von oben.
    Sie war so überzeugt davon, dass sie nicht die Schranktür öffnete, um hineinzuschauen. So überzeugt, dass sie ins Bett kroch, denn sie wusste, sie musste schlafen, wenn sie konnte, sie war froh, dass sie die Milchkrise ruhig und gelassen gemeistert hatte. Sie würde es schaffen. Sie konnte eine Mutter sein. Sie konnte ihrem Baby bieten, was es brauchte.
    Obwohl der Schlafmangel alle Muskeln in Claudias Körper schmerzen ließ und ihre Augen rot unterlaufen waren, hatte sie das Gefühl, immer noch bei Bewusstsein zu sein, selbst nachdem ihr Atem ruhiger geworden war, selbst nachdem das Bett sie verschluckt zu haben schien. Der tiefe, tiefe Schlaf schien für immer außer Reichweite. Sie war jetzt eine Mutter.
    Irgendwie blieb ein Eckchen ihres Hirns immer aufmerksam, lauschte nach einem Schrei, einem Wimmern, das anzeigte, dass ihr Baby sie brauchte.
    Während Claudia schlief, hörte dieses Wachzentrum ein Geräusch, das nicht zu den Geräuschen passte, die ein Baby machen würde. Das Wachzentrum lauschte weiter und fragte sich, ob Claudia geweckt werden musste.
    Da war es wieder.
    Etwas rutschte über einen Holzboden. War es ein vorsichtiger Schritt?
    Das Wachzentrum ging die Möglichkeiten durch. Jemand im Hausflur, der in eine andere Wohnung wollte. Jemand über ihr. Jemand unter ihr.
    Da.
    Schon wieder.
    In der Wohnung.
    In der Wohnung.
    Claudia erwachte abrupt. Sie schien das Geräusch im Geiste noch einmal zu hören. Ein Kratzen. Wie ein Schuh mit fester Sohle, der über den harten Holzboden schlurfte.
    Hatte sie es geträumt?
    Aber es war so wirklich gewesen, als hätte sie es tatsächlich gehört.
    Sie lag in der Dunkelheit, die Augen weit aufgerissen, atmete flach, wagte nicht, sich zu rühren, lauschte, wartete, wartete, wartete auf ein Geräusch, das wirklich war, ein Geräusch, das nicht Teil eines Traums war. Sie lag da und dachte an den Madonna-Mörder. Und sie erinnerte sich, dass ihre Tür nicht abgeschlossen gewesen war; als sie mit der Babymilch nach Hause gekommen war.
    Und plötzlich wusste sie, dass drei Menschen in ihrer Wohnung waren, nicht zwei.
    Sie streckte den Arm aus und schaltete ihre Nachttischlampe an, sie hoffte, die Angst zum Schweigen zu bringen, sie hoffte, lachen zu können, wenn klar würde, wie albern sie war - sie hoffte, das Geräusch war nichts als ein lebhafter Traum gewesen.
    Aber da, im Dämmerlicht der Fünfundzwanzig-Watt-Birne, beugte sich der Umriss eines Mannes mit einer dunklen Kapuze über das weiße Weidenkörbchen des Babys, ein Umriss, so erschreckend wie der Tod.
    Sie schrie laut, schrill, ihre Lungen und

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