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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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einzuprägen, falls man einmal Zeuge eines Verbrechens würde - was genau das war, was Ethan vor ein paar Jahren zugestoßen war. Er war in einem Quick Stop gewesen und hatte Süßigkeiten gekauft, als der Laden überfallen wurde.
    »Wie haben sie ausgesehen?«, hatte sein Vater gefragt. »Wie groß? Was für Sachen hatten sie an?« Er sagte nicht: »Ich bin froh, dass dir nichts passiert ist.« Und als Ethan ihm erklärte, dass er es nicht wusste, hatte Max ihn so komisch angeguckt, erst verwirrt, dann mitleidig. Als hätte er von Ethan sowieso nichts anderes erwarten dürfen.
    Sein echter Vater hätte das nicht getan. Sein echter Vater wäre einfach froh gewesen, dass ihm nichts zugestoßen war.
    Seine Mutter ...
    Manchmal glaubte er, sich an sie zu erinnern, aber wie war das möglich? Er war drei Jahre alt gewesen, als sie starb. Der Tod - die Vorstellung des Todes - jagte ihm eine Heidenangst ein. Erst ist man hier, dann ist man weg.
    Er konnte sich beinahe an ihre Stimme erinnern, und wie er sich fühlte, wenn sie mit ihm sprach. Geliebt. Das. war das, was ihre Stimme mit ihm tat. Aber wie konnte er sich daran erinnern? Nein, er füllte bloß die Lücken mit Fantasiegespinsten.
    Max. Max war der erste Mensch, an den Ethan sich erinnerte. Es war Weihnachten, und Max und er hatten einen Baum. Max hatte ihn hochgehoben, damit er Lametta obendrauf tun konnte. Wenn Ethan sich daran erinnerte, hasste er Max nicht. Aber dieser Max erschien ihm auch nicht so angespannt wie der Max, mit dem er jetzt zusammenlebte.
    Man konnte beinahe glauben, dass Max keinerlei Gefühle hatte, aber Ethan wusste es besser. Er würde niemals diese
    Nacht vergessen, Vorjahren, als Max ihn beim Babysitter abgeholt hatte. Die ganze Fahrt nach Hause sagte er kein Wort. Ethan hatte ihn schließlich nach dem Geruch gefragt - ein fauliger, süßer, schrecklicher Geruch, der von seinem Vater auszugehen schien.
    Max hatte lange nichts gesagt, und dann fragte er: »Du kannst es auch riechen?«
    »Ja«, hatte Ethan gesagt.
    »Faulige Honigmelone«, hatte sein Vater ihm schließlich erklärt.
    Und als sie nach Hause kamen, hatte Max lange, lange geduscht. Und als er aus dem Bad kam, trug er eine saubere Jeans, und sein nasses Haar roch nach Zitrone. Mitten in der Nacht wachte Ethan auf. Erst konnte er das Geräusch nicht einordnen, und dann wurde ihm, mit einer eigenartigen Peinlichkeit, klar; dass sein Vater weinte.
    Als er älter wurde, begriff er, dass Zitronen-Shampoo die beste Möglichkeit war, den Geruch des Todes aus dem Haar herauszuwaschen.

8
    Abraham hielt sich an dem hölzernen Pult fest und versuchte, sich zu konzentrieren, während der stets zuverlässige, aufrichtige Detective Irving rechts von ihm stand. Bei der Pressekonferenz ebenfalls anwesend waren der Staatsanwalt von Cook County, Roger Jacobs, Cook County Board President Jane O'Riley, und Grace Simms, Deputy Chief von Bereich Fünf.
    Abraham hatte den ganzen Morgen am Telefon verbracht. Der Bürgermeister hatte zweimal in drei Stunden angerufen, und Abraham hatte ihm versichert, dass dieser neue Mord in keiner Weise in Verbindung gebracht werden konnte mit den Morden von vor sechzehn Jahren.
    Er hatte außerdem mehrere Gespräche mit Krankenhausleitern geführt, die befürchteten, dass auf ihren Entbindungsstationen Panik ausbräche.
    Er hätte seinem Assistenten einige der einfacheren Anrufe übergeben können, aber so war Abraham nicht. Während seiner gesamten Karriere hatte er darauf geachtet, erreichbar zu sein, selbst ganz oben. Er wollte, dass die Öffentlichkeit erfuhr, dass die Morde mit höchster Priorität behandelt wurden, insbesondere vom Superintendent. Als es Zeit für die Pressekonferenz war, hatte Abraham bereits zwei Kannen Kaffee und ein Röllchen Magentabletten hinter sich, und er brauchte etwas Stärkeres als Aspirin gegen seine Kopfschmerzen.
    Er schaute ins Publikum und stellte erleichtert fest, dass der Großteil der Plätze frei war. Bisher waren die Mutter-Kind-Morde keine große Sache, und so würde es bleiben, bis jemand eine Verbindung zum Madonna-Mörder herstellte.
    Viele Gesichter kannte er. Chris Humes von der Sun. Victoria Price-Rand von der Trib.
    Abraham verkündete zügig die Fakten.
    »Was ist mit dem Madonna-Mörder?«
    Die Frage, die Abraham zu vermeiden gehofft hatte, stellte ein junger Mann mit engagiertem Gesichtsausdruck, den Abraham noch nie zuvor gesehen hatte.
    Die guten Reporter, die nicht Mist bauten, indem sie Informationen

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