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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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sehen. Sie unterstützte ihren Mann, der noch zur Uni ging und Frauen mit nach Hause brachte, wenn Lily bei der Arbeit war.
    Lily wollte irgendwann ein Baby haben. Sie hatte für ihr Kind sogar schon einen Apfelbaum im Vorgarten gepflanzt.
    »Jeder braucht doch einen Apfelbaum zum Klettern«, hatte sie verkündet.
    Ethan hatte ihr geholfen, ihn zu pflanzen. Sie hatte tief gegraben, damit die Wurzeln es nicht so schwer hatten, festen Halt zu finden, und beim Graben fand sie eine alte Pfeilspitze. Sie hatte sie Ethan schenken wollen, aber er hatte sie nicht angenommen. Sie sollte sie für ihr Kind aufheben - falls sie irgendwann eins bekäme.
    So plante sie also für die Zukunft, während ihr Mann sie hinter ihrem Rücken betrog und all ihre Pläne zerstörte. Sie wusste es nur noch nicht. War das der Mist, der allen drohte? Lily war nett. Hübsch. Warum war ihr Mann nicht glücklich? War überhaupt jemand glücklich? Wirklich glücklich?
    Ethan dachte zu viel nach. Das war sein Problem. Worte, Ideen, fraßen ihn auf. Das gefiel ihm nicht, dieses Denken. Er beneidete seine Freunde, die überhaupt nicht zu denken schienen. Oder taten sie auch nur so, genau wie er?
    Als er sich seinem Zuhause näherte, schaltete Ethan den Walkman aus und nahm ihn ab. Früher am Abend hatte er sein Schlafzimmerfenster einen Spalt offen gelassen. Jetzt schob er es auf, dann zog er sich, nachdem er den Walkman hatte hineinfallen lassen, hoch, sein Bauch drückte gegen den Fensterrahmen, er schob den Kopf in den pechschwarzen Raum. Mit dem Kopf voran bohrte er sich hinein, schließlich rollte er auf den Teppichboden. Dort lag er eine Minute und rang nach Luft, er lauschte und hoffte, dass Max, der hörte wie ein wildes Tier, nicht aufwachte. Er glaubte gerade, dass er davongekommen war, als eine Stimme aus der Dunkelheit drang.
    »Vier Stunden zu spät«, sagte Max.
    In seinem Ton lag keine Wut, seine Stimme war tief und ruhig und ließ Ethans Herz rasen und seinen Magen sich zusammenkrampfen.
    »Aber andererseits sollte ich mich wahrscheinlich freuen, dass du überhaupt nach Hause kommst.«
    Versuch nie, einen Bullen zu verarschen. Das hätte Ethan mittlerweile gelernt haben müssen.
    Er hatte keine Ahnung, woher die Idee kam, aber Ethan sagte: »Ich bleib nicht.«
    Er erhob sich und riss den Vorhang zur Seite. Das Licht von der Straße flutete ins Zimmer. Er schnappte sich Klamotten, irgendwas, stopfte sie in seinen Rucksack, dachte nicht wirklich nach, wollte bloß raus, weg von Max. Um alles Weitere würde er sich später kümmern. Er stopfte seinen Walkman zwischen ein paar Klamotten, dann machte er den Reißverschluss zu.
    Es war hell genug, dass Ethan sehen konnte, wie Max in einer Zimmerecke auf dem Boden saß. Er streckte die Beine und erhob sich. »Du kannst nicht weg. Die bist auf Bewährung. «
    Ethans Herz hämmerte immer weiter. Er konnte es in seinem Hals spüren, in seinem Kopf. Zum Teufel mit Max, versuchte Ethan sich einzureden. Ethan war doch scheißegal, was der dachte. Der Mann bedeutete ihm nichts. Überhaupt nichts.
    Warum verspürte er dann dieses nagende Gefühl im Bauch?
    Zum Teufel mit Max.
    Das Fenster stand immer noch offen. Ethan dachte kurz
    darüber nach, einfach wieder hinauszuhechten, fürchtete aber, dass Max seine Beine zu fassen bekam, bevor er es geschafft hatte. Und wenn er zum Fenster hinaussprang, wüsste Max auch, was für eine Panik er schob. Nein, es wäre besser, an ihm vorbei zur Haustür hinauszumarschieren, als wäre ihm alles vollkommen egal. Zum Fenster rauszuspringen war gar nicht cool.
    Er schnappte sich seinen Rucksack und latschte los.
    An Max vorbei.
    Durch den Flur.
    Schloss die Haustür auf.
    Nichts wie raus.
    Zum Bürgersteig.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich.
    Ethan ließ seinen Rucksack fallen und rannte nach rechts, quer durch den Garten, durch die Sprinkler. Er war nicht schnell genug. Hände, Arme, schlangen sich um seine Hüfte, als Max ihn ansprang und zu Boden riss. Eine Sekunde lang sah Ethan schwarze Punkte. Er zwinkerte sie weg. Wasser spritzte ihm ins Gesicht. Sein Kopf wurde auf das nasse Gras gedrückt.
    Das ärgerte ihn. Es ärgerte ihn richtig. Er machte sich schlaff. Max ließ los und erhob sich gerade, als Ethan sich umdrehte. Mit einem wilden Schrei sprang er auf und griff an, sein Schädel traf Max' Magen, ließ den Mann zu Boden gehen.
    Sieg!
    Oh, Scheiße, er hatte seinen alten Herrn umgelegt. Und jetzt rollten sie über den Rasen, das Wasser der Sprinkler

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