Anne Frasier
ihrem geistigen Tagebuch zu löschen. Aber egal, wie oft sie versuchte, ihn auszuradieren, er erschien immer wieder, wie die unsichtbare Tinte, mit der sie als Kind herumgespielt hatte, die man unter Wasser halten musste, um die Botschaft lesen zu können.
Sie war lange genug Polizistin, um zu wissen, dass sie am liebsten mit Polizisten ausging. Sie waren die einzigen, die verstanden, wie stressig der Tag einer Polizistin war. Ramirez allerdings wollte bewundert werden. Das war ihm offensichtlich ein dringendes Bedürfnis, das andere Polizisten nicht befriedigen konnten. Das einzige Mal, dass sie überhaupt ein vernünftiges Gespräch miteinander führten, hatte er ihr gestanden, dass er gern Streife ging, weil die Leute ihn
dann in seiner Uniform bewundern konnten. Sie hatte gelacht, und das war es gewesen.
Niemand lachte über Ronny Ramirez.
Mit quietschenden Reifen hielt der Streifenwagen vor einem fünfstöckigen Ziegel-Wohnblock. In mehreren Fenstern leuchtete Licht; ein paar Leute standen auf den Zementstufen, die zur Haustür führten.
»Das muss es sein«, sagte Ramirez, schob den Schalthebel auf die Parkposition und schaltete den Motor aus.
»Ich hoffe, du kriegst einen Aufkleber, weil du als Erster hier warst«, bemerkte sie sarkastisch, als sie die Tür öffnete.
Hastings schätzte, dass etwa zehn Leute im Licht des Treppeneingangs standen. Sie hielten sich an dem eisernen Geländer fest und verschmierten alle Fingerabdrücke, die der Ermittlung möglicherweise hätten weiterhelfen können. Zertrampelte Tatorte waren das größte Problem der Mordkommission. Aber die Polizisten konnte nicht beeinflussen, was geschah, bevor sie am Tatort waren, und unglücklicherweise konnten sie auch nicht wirklich beeinflussen, was geschah, nachdem sie am Tatort waren, denn sie hatten nicht genug Leute, um die Schaulustigen im Zaum zu halten.
Die Leute fingen sofort an zu reden. Die Worte hallten in Hastings Richtung, es reichte jedenfalls dafür, dass sie sich zusammenreimen konnte, dass eine junge Frau da oben wai; und sie war tot.
»Sind Sie sicher, dass sie tot ist?«, fragte Hastings.
»Tot? Klar ist die tot«, sagte ein Schwarzer. »Überall ist Blut.«
Ramirez und Hastings wateten durch die Menschentraube, baten sie, zurückzutreten.
Hinter ihnen jaulten Sirenen, als ein Krankenwagen mitten auf der Straße hielt. Ihm folgten sofort zwei weitere Streifenwagen.
Hastings entspannte sich ein bisschen, sie war erleichtert,
dass sie nun die Schaulustigen unter Kontrolle bekommen konnten.
»Das Baby«, sagte eine Frau in einem rosa Nylon-Nachthemd. »Hast du ihnen von dem Baby erzählt?«
Hastings zögerte. Ramirez vor ihr blieb stehen und wandte sich um, ihre Blicke trafen sich in stiller Besorgnis. Aus dem tiefsten Inneren des dunklen Herzens einer Wohnung war ein Kreischen zu hören, ein hohes, schmerzhaftes Jaulen.
Die Frau beendete ihren Beitrag zu der Geschichte. »Das Baby ist auch tot.«
Das Baby ist auch tot.
Diese einfache Aussage war der Anstoß für eine Reihe von Telefonanrufen.
Die Anweisungen schrieben vor, dass im Fall eines ungewöhnlichen Mordes — Amokläufe, Serienmorde, Auftragsmorde — bestimmte Maßnahmen einzuhalten waren. In der Nacht, in der Ronny Ramirez und Regina Hastings den Funkspruch annahmen, der sie in die Mulberry Street rasen ließ, wurden noch mehrere Einheiten gerufen in der Hoffnung, dass der Mörder sich noch in der Nähe aufhielt. Wie eine gut geölte Maschine tat jeder seine oder ihre Arbeit, alles ging seinen Gang. Innerhalb von zehn Minuten waren sechs Polizisten strategisch um den Apartmentblock aufgestellt worden, weitere zwanzig hatten Überwachungsposten an Kreuzungen eingenommen. Als diese Maßnahmen durchgeführt waren, wurde ein Anruf beim Leiter der Mordkommission getätigt.
»Riegelt die ganze Gegend ab«, sagte Max Irving, das Handy zwischen Ohr und Schulter geklemmt, während er in seine Jeans schlüpfte. »Der Mörder könnte noch in der Nähe sein. Und sperrt den Tatort ab.«
Er knöpfte seine Hose zu und zog den Reißverschluss hoch, dann griff er nach seinem Schulterholster, zog es über sein weißes T-Shirt.
»Erledigt«, sagte der Anrufer, der seinen Namen als Ramirez angegeben hatte.
»Ich bin in einer halben Stunde da.«
Sofort nachdem er den Anruf beendet harte, drückte Max die Kurzwahltaste Nummer neun: Chicagos mobiles Spurensicherungsteam.
Jeff Ellis harte zum dritten Mal in dieser Nacht Sex mit der Blondine, die er im Nightlife
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