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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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das Meeting zu informieren. Also, kommen Sie?«
    Während Jinx um ihre Beine strich und bei jeder Umrundung den Rücken hochreckte, versicherte Ivy Irving, dass sie kommen würde, dann legte sie auf, während Jinx immer weiter im Kreis lief, die gelben Haare auf seinem Rücken glatt unter ihrer streichelnden Hand. Sie lächelte ein wenig. Man mochte es krank finden, abartig, aber sie genoss es tatsächlich, Irving auf die Nerven zu gehen.
    Mit der Schere mit den orangefarbenen Grifflöchern schnitt er den Zeitungsartikel aus; seine Hände bewegten sich präzise, während er das Blatt erst in die eine Richtung drehte, dann in die andere, die Schere verursachte ein knirschendes Rascheln, das ihm gefiel. Ais er fertig war, tat er dasselbe mit dem zugehörigen Foto, das jemand von einer unbekannten Frau gemacht hatte, die den Tatort verließ. Ihm gefiel die Überschrift, »Düsternis im Treppenhaus«, und er merkte sich den Namen des Reporters.
    Doch irgendetwas beunruhigte ihn. Obwohl er wusste, warum er sich fürchtete, ließ diese Erkenntnis die Beunruhigung nicht verschwinden.
    Jeder hatte einen Namen. Jeder musste einen Namen haben - und er wusste nicht, ob er das Foto seiner Sammlung
    hinzufügen könnte, ohne den Namen der unbekannten Frau zu kennen.
    Er zog ein Album unter seinem Bett hervor. Dieses Buch war anders als das andere. In diesem steckten alle Zeitungsartikel, die über den Madonna-Mörder geschrieben worden waren. Zusammen mit Fotos der Leute, die an dem Fall gearbeitet hatten.
    Der Großteil waren vergilbte Ausschnitte. Da war Abraham Sinclair, der dreißig Jahre jünger und fünfzig Pfund leichter aussah als jetzt. Sein Gesicht war mit einem Marker umringelt, sein Name in fetten Großbuchstaben auf den Rand geschrieben. Damals war Sinclair nur ein Detective gewesen. Jetzt war er Superintendent. Der große Chef. Er fühlte sich sehr clever, weil er wusste, dass er klüger war als der Superintendent des gesamten Chicago Police Departments.
    »Armer Abraham«, sagte er und starrte beinahe mitleidig auf das Foto. Sie hatten eine lange Geschichte, sie beide.
    Mehrere Albumseiten handelten von Abraham. Kleine Artikelchen über seine Frau und seine Kinder. Die Kinder waren sehr engagiert im Schulsport und im Theater deswegen war es leicht gewesen, etwas über sie herauszubekommen. Viel später, nachdem er aus der Klapsmühle raus wai; hatte er Abrahams Tochter verfolgt - er hoffte darauf, dass sie schwanger wurde und selbst Kinder bekam. Aber die Tochter hatte ein Mädchen bekommen, keinen Jungen. Es hätte ihn begeistert, ausgerechnet diese Mutter samt Sohn umzubringen. Er stellte sich vor, wie Abraham an den Tatort kam und seine tote Tochter und seinen toten Enkel auffand. Er stellte sich vor, wie er davon in der Zeitung las, stellte sich das Leid auf dem Gesicht des armen Abraham vor.
    Er hatte so lange davon geträumt, Abrahams Tochter und Enkelsohn zu töten, dass er beinahe aus schierer Enttäuschung Mutter und Tochter umgebracht hätte. Aber die Medikamente, die er damals nahm, waren wirkungsvoll, sie behielten sein Hirn im Griff und hatten es ihm nicht erlaubt, dem Drang nachzugeben. Ein Baby-Mädchen zu töten, wäre Mord um des Mordes willen gewesen, Mord ohne Sinn. Darüber war er erhaben. Das hatte er nicht nötig. Abrahams Enkeltochter zu töten, das hätte ihn gleichgestellt mit allen anderen mörderischen Idioten da draußen, und das Letzte, was er wollte, war wie alle anderen zu sein. Aber die Zahlen hatten sowieso nicht gestimmt. Damals nicht. Und die Tochter war verheiratet. Unglücklicherweise.
    Das Mädchen - es hieß Kiki - war gerade sechs geworden und würde zu einer Hure heranwachsen wie alle anderen. Aber sie war beinahe wie eine Nichte für ihn, und er hatte ihr eine Geburtstagskarte mit dem Bild eines Hündchens darauf geschickt.
    Er schlug eine neue Seite hinten im Album auf. Hob die Transparentfolie an und legte Foto und Artikel auf die dicke weiße Seite. Auf den Rand schrieb er vorsichtig mit schwarzem, wasserfestem Marker den Namen des Reporters: ALEX MARTIN. Großbuchstaben. Dann malte er neben das Foto der Frau ein Fragezeichen. Das tat er mit Bleistift, damit er später ihren Namen mit einem dauerhaften Stift hinzufügen konnte.
    Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Foto von Detective Max Irving zusammen mit der Kopie eines Artikels, der vor einer Woche in der Zeitung gestanden hatte, nach der Pressekonferenz zu dem ersten neuen Mord.
    »Detective Irving

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