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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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nicht einmal über Regenwürmer.
    »Also, was treibt Sie her, Ivy Dunlap?«, fragte er - ein Gedankengang, den sie mit ihren sorglos unschuldigen Worten angestoßen hatte. »Welcher Weg hat sie hierher geführt?«
    Sie wurde einer Antwort enthoben, weil der Lieferanteneineingang sich öffnete. Dr. Bernards Assistent steckte den Kopf heraus. »Wir fangen gleich mit dem Baby an.« Es waren die ersten Worte, die der Mann sagte.
    »Warten Sie hier«, sagte Irving und richtete sich auf. »Das wird nicht lange dauern.«
    »Ich komme mit.«
    »Die Übelkeit nimmt zu. Das passiert wieder.«
    »Mir nicht.«
    Er schüttelte den Kopf, widersprach aber nicht.
    Fünf Minuten später waren sie zurück im Obduktionssaal, sie trugen wieder Schürzen und Schilde. Wieder standen sie neben dem Edelstahl-Untersuchungstisch, statt der Leiche der Mutter lag nun die ihres neugeborenen Sohnes dort. Der Tisch wirkte riesig im Vergleich zum winzigen Körper des Babys, einem Körper, der entsetzlich klein und einsam aussah.
    Dr. Bernard begann die Voruntersuchung genauso wie die erste, sie betrachtete das Baby, aber diesmal sprach sie mit sanfterer, zärtlicherer Stimme. Doch die ehrfürchtige Stimmung endete, als sie etwas entdeckte, das aussah wie eine Injektionsverletzung am Kopf des Babys.
    »Vielleicht hat er im Krankenhaus am Tropf gehangen?«, fragte Irving.
    »Das ist frischer. Kaum eine Schwellung, und sie ist auch nicht blau gefärbt.«
    »Was glauben Sie ist das?«, fragte Ivy.
    Dr. Bernard schaute ungeduldig zu ihr auf. »Ich verschwende meine Zeit nicht mit Vermutungen«, sagte sie streng, dann setzte sie freundlicher hinzu, »was einer der Gründe ist, warum ich ein verdammt schlechter Detective wäre.«
    »Wenn Sie Bernie nach der Farbe eines Wagens fragen«, sagte Irving im Plauderton, »sagt sie Ihnen, welche Farbe er auf der Seite hatte, die sie sehen konnte, aber mehr kriegt
    man nicht aus ihr heraus, es sei denn, sie ist um das ganze verdammte Ding rumgegangen.«
    Dr. Bernard grunzte. »Wir werden das Blut untersuchen lassen.«
    »Er geht ganz sicher, dass die Opfer nicht überleben«, sagte Ivy überzeugt. »Erst hat er der Mutter die Luftröhre zerdrückt, und danach hat er dem Baby irgendetwas gespritzt.«
    »Er verändert seine Vorgehensweise«, stellte Max fest.
    »Eskalation«, entgegnete Ivy. »Nicht ungewöhnlich.«
    »Nein, er perfektioniert seine Fähigkeiten.«
    Sie sah ihn durch ihre Plastikmaske an. »Er wird mit jedem Opfer klüger und gerissener.«
    Er nickte unzufrieden.
    Sah so aus, als wären sie sich doch noch bei etwas einig.

16
    Das Klingeln des Telefons riss Ivy aus dem Halbschlaf - der einzigen Art Schlaf, die sie in letzter Zeit überhaupt kannte.
    Max Irving rief an, um sie darüber zu informieren, dass die Einsatzgruppe sich um zehn Uhr vormittags zu einem Meeting traf. Er wollte wissen, ob sie auch käme.
    Im Hintergrund hörte sie Musik, laute Musik. Plötzlich brach sie ab, und eine jugendliche, männliche Stimme sagte: »Ich bin fertig, Dad.«
    Die Richtung, in die Max sprach, veränderte sich, er redete jetzt nicht mehr in Richtung des Telefons, sondern in die Welt hinein, in der er lebte, eine Welt, die Ivy unbewusst versuchte, in ihrem Kopf zusammenzusetzen. »Ich telefoniere gerade«, sagte er zu dem Besitzer der jugendlichen, männlichen Stimme.
    Dad. Sein Sohn. Max Irvings Sohn.
    »Ich hätte noch fünfzehn Minuten pennen können«, beklagte sich die Jungenstimme im Hintergrund.
    Pennen ... Sie erinnerte sich an diese Art des Schlafes, die jungen Menschen so leicht fiel.
    »Du wirst es überleben«, sagte Max amüsiert. Dann wieder ins Telefon, offenbar fiel ihm ein, dass Ivy noch in der Leitung war: »Einsatzgruppen-Meeting«, wiederholte er. »Kommen Sie?«
    Warum sagte er nicht einfach, was er dachte? Sie hatte keine Geduld für diese Spielchen. »Meinen Sie damit: Ob ich genug habe nach gestern?«
    »Habe ich das gesagt?«
    »Indirekt. Behandeln Sie mich am besten einfach nicht, als wäre ich blöd.«
    »Ich habe Sie nicht angerufen, um mich zu streiten.« Er klang genervt, ungeduldig.
    »Mit wem telefonierst du?«, hörte sie seinen Sohn fragen er war offensichtlich neugierig, wem es gelungen war; seinen Vater schon so früh am Morgen zu verärgern.
    »Mit niemand.«
    »Danke«, sagte Ivy trocken.
    »Verdammt. Ich meine ...«
    »Entschuldigen Sie sich nicht dafür, endlich zu sagen, was Sie denken.«
    »Sie lesen da mehr rein, als drinsteckt. Ich habe bloß angerufen, um Sie über

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