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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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begrüßt wurde, oder, wichtiger noch, mit offenem Geist.
    Begleitet wurden sie von dem FBI-Kontaktmann aus Chicago, David Scott. Er sah kaputt und formlos aus, wie jemand, der zu viele Jahre hinter einem Schreibtisch damit verbracht hatte, ungesundes Zeug zu essen und üblen Kaffee zu trinken.
    Er warf Special Agent Anthony Spence, der noch kein Wort gesagt hatte, einen vorsichtigen Blick zu. Spences Verhalt en war das eines typischen FBI-Agenten - diese eiskalten Typen in schwarzen Anzügen und mit schwarzen Sonnenbrillen bloß hatte dieser Agent keine Sonnenbrille und trug einen makellosen grauen Anzug, der das Stahlgrau seiner rot unterlaufenen Augen betonte. Ivy fand, dass der steife Spence Irving wie einen Komiker dastehen ließ.
    Der Chicagoer Agent Scott sah ihn an, und es war offensichtlich, wie unterlegen er sich fühlte, daher spielte er mit seinem kurzen, breiten, gestreiften, zerknitterten und absolut unmodischen Schlips, und dann fuhr er mit der Hand an den Bund seiner beigefarbenen Hose, als müsste er prüfen, ob alles noch okay saß.
    Zwei Polizisten gesellten sich zu der wachsenden Gruppe, der Geruch von Frittenfett drang aus der Tüte, die sie auf einem Plastiktablett bei sich führten. Einer der beiden Neuankömmlinge war Ronny Ramirez, der junge Polizist, der Ivy in der Nacht des Anderson-Mordes zurück zu ihrer Wohnung gefahren hatte. Die andere Polizistin erkannte sie als diejenige, die in derselben Nacht vor der Tür der Wohnung gestanden hatte.
    Die Polizistin begrüßte alle und deutete auf ihre Marke. »Regina Hastings«, sagte sie, zog einen Stuhl heraus, setzte sich und stürzte sich auf ihre Frühstückstüte.
    »Ich hab noch nie eine Frau gesehen, die so viel wegstecken kann«, sagte Ramirez halb erstaunt, halb bewundernd.
    Hastings wischte sich den Mund mit einer großen Serviette. »Ja, aber ich mag mein Fleisch gekocht und auf Brot.« Sie nahm noch einen Bissen ihres Sandwiches, ihre großen weißen Zähne gruben sich in den English Muffin, dieweil Ramirez so tat, als würde er ersticken. Wenn er nicht so dunkelhäutig gewesen wäre, hätten alle sehen können, wie er errötete.
    Hastings lachte und nahm den Plastikdeckel von ihrem Styroporbecher. Der Kaffeeduft stieg hoch und ließ auch die anderen erwachen, ein paar marschierten hinüber zur Kaffeemaschine, in der eine volle, frisch gebrühte Kanne stand.
    Anthony Spence nahm seinen schwarz, dazu eine Handvoll orange überzogener Tabletten.
    »Kopfschmerzen?«, fragte Ivy und empfand genau jene Sympathie, die sie immer empfand, wenn eine Person menschliche Züge an den Tag legte.
    »Migräne«, lautete das barsche, zögernde Eingeständnis.
     Er schluckte die Tabletten, spülte sie mit kochendheißem Kaffee herunter. Fluchend hopste er auf und ab und schüttete dunkle Flüssigkeit auf seinen Anzug und den Boden vor Ivy. Das ging ja gut los.
    »Er ist die Stimulanz nicht gewöhnt«, sagte Mary Cantrell trocken, nahm eine Serviette vom Tisch und tupfte damit an den Flecken auf seinem Anzug herum. »Downer sind mehr sein Ding«, erklärte sie und sah Ivy mit einem Sie-wissen-ja-was-ich-meine-Blick an.
    Nein, Ivy wusste nicht, was sie meinte. War er Alkoholiker? Er wäre nicht der erste FBI-Agent, der zur Selbstmedikation griff. Ivy hätte vermutet, dass fast jeder Mitarbeiter der Behavioral Science Unit und NCAVC früher oder später ein Alkoholproblem hatte.
    Ivy spürte eine eigenartige Spannung zwischen den beiden Agenten, eine Art Feindseligkeit oder Rivalität. Die beiden mochten einander nicht, so viel war Ivy klar.
    Warum mussten Menschen nur so verdammt ... menschlich sein? Andauernd streiten. Sich in den Rücken fallen. Als Jane Goodall mit ihren Studien der Schimpansen begann, dachte sie, diese Tiere wären unsere sanfteren, mitfühlenderen Brüder und Schwestern. Nach jahrelanger Forschung entdeckte sie leider, dass sie genauso waren wie wir. Die Tiere wurden gequält von Eifersucht und Hass. Sie waren sanftmütig, ja, aber sie konnten auch schreckliche Gräueltaten begehen, brutale Morde und Kannibalismus. Auch sie begingen Verbrechen an ihrer eigenen Art.
    Spence ließ eine Serviette zu Boden segeln und schob sie mit der Spitze seines schwarzen Schuhs hin und her, bis der verschüttete Kaffee aufgesogen war, dann beugte er sich vor und nahm angeekelt die dreckige Serviette auf. Immerhin machte er hinter sich sauber. Fünf Minuten später tauchte Detective Irving auf, zusammen mit Superintendent Sinclair und einem

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