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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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einen der langen, kantinenartigen Tische.
    »Wir haben auf Sie gewartet«, sagte Max und spulte das Band an den Anfang zurück.
    »Der Zug war voll, ich musste auf den nächsten warten.«
    Sie fing langsam an, zu begreifen, wie man sich in Chicago bewegte, nach so vielen Jahren weg von hier, hatte aber immer noch nicht raus, wann jetzt Rushhour war. Und da die städtische Universität immer mehr Lagerhäuser in der Innenstadt in Studentenwohnheime verwandelte, waren die Züge am Morgen oft zu gleichen Teilen voll mit Studenten des Sommersemesters und Leuten, die in Büros arbeiteten.
    Jetzt, nachdem die Spielzeit vorbei war, kam das Team schnell zur Sache. Es stellte sich heraus, dass alle, die bei der Gedenkfeier gewesen waren, den Mann bemerkt hatten, der Ivy die Kerze gegeben hatte. »Komischer Kerl«, sagte Hastings. Ein Techniker am Computer stoppte das Video in dem Augenblick, in dem das Licht auf das Gesicht des Mannes fiel.
    Ein paar Tastenklicks. und sein Gesicht erfüllte den ganzen  Bildschirm. Noch ein Klick, und es wurde ausgedruckt. »Ich glaube nicht, dass er es ist«, sagte Ivy. Max sah zu ihr auf. Sie zuckte mir den Schultern.
    »Nur so ein Gefühl«, sagte sie und erinnerte sich an die schwarze Verzweiflung, die sie übermannt hatte, nachdem sie sich von dem Mann auf dem Bildschirm entfernt hatte.
    »Wir jagen sein Bild durch die Datenbank«, sagte Max. »Zusammen mit allen anderen.«

21
    Sie konnte nicht sagen, wie oft sie geträumt hatte, wieder in ihrer alten Wohnung in Chicago zu sein. Hunderte von Malen. Vielleicht Tausende von Malen. Und jedes Mal erlebte Ivy alles so, wie es stattgefunden hatte - bloß wusste sie im Traum immer, dass es ein Traum war -, und sie sah immer das Gesicht des Mörders, ein Gesicht, an das sie sich nach dem Aufwachen jedoch nie erinnern konnte. Traumtherapeuten sagen gern, dass jeder Mensch in einem Traum einen Aspekt des Träumenden darstellt. Und dass der Traum eine Metapher ist.
    Aber Ivy war sicher dass der Traum eine Reise zurück zu dem undenkbaren Ereignis war; das ihr ganzes Leben verändert hatte.
    Man sagte auch, dass man Träume immer wieder träumt, bis man sie »kapiert«, bis man die Lektion lernt, die das Unterbewusste einem beibringen will.
    Sie hatte geglaubt, dass sie vielleicht das Gesicht des Mannes sehen sollte, sich an das Gesicht erinnern sollte. Aber wie konnte sie sich an etwas erinnern, was sie nie gesehen hatte? »Ist es hier?«, fragte Irving und setzte an zum Einparken. Ivy schaute quer über die Straße auf das fünfstöckige Ziegelgebäude, das einen halben Block einnahm. Anders. Ganz anders. Vielleicht war das gut.
    Die abblätternde weiße Farbe war mit einem Sandstrahler entfernt worden, um zu enthüllen, was sie verborgen hatte: wunderbare rote Ziegel. Auch der grüne Leinenbaldachin, unter dem man jetzt zur Eingangstür gelangte, war neu. Auf beiden Seiten befanden «ich Blumenbeete voller Farben und immergrüner Gewächse.
    »Es sieht tatsächlich einladend aus«, sagte Ivy erstaunt, den Blick immer noch auf das Gebäude gerichtet, während sie sich auf ihrem Sitz seitwärts drehte und den Hals reckte, um durch Irvings Fenster zu schauen.
    Er setzte den Wagen elegant in eine Lücke, an die Ivy sich nie herangewagt hätte. Mit einer Effizienz, an die sie sich zu gewöhnen begann, schaltete er den Motor ab, und sie stiegen aus.
    Max wollte gerade die vier Spuren überqueren, die von alten Laternen erhellt und durch gelb leuchtende Doppelstreifen voneinander getrennt waren, als er bemerkte, dass Ivy zögerte; mit beiden Händen klammerte sie sich an ihre kleine Geldbörse.
    Sie trug einen roten Rock, der sich elegant an ihre runden Hüften schmiegte und über ihre Knie reichte. Ihre Beine waren nackt. An den Füßen trug sie die schweren Schuhe, die sie beinahe immer anhatte. Ihr Top war aus schwarzem Strick und leicht tailliert.
    Er starrte sie an.
    Starrte etwas länger.
    »Vergessen Sie die Parkuhr«, sagte er.
    »Nein ... Ich werfe besser Geld ein.« Sie grub in ihrem Portemonnaie, und da begriff er, dass sie bloß Zeit schinden wollte.
    Er quetschte sich zwischen den Stoßstangen hindurch zu ihr auf den Gehweg. Er fasste ihren Ellenbogen, und sie schaute auf zu ihm mit ihren kurzen roten Fransen in der Stirn und Lippen in der Farbe ihres Rocks. War irgendetwas anders? Trug sie mehr Make-up oder so?
    »Wir müssen das nicht machen«, sagte er zu ihr.
    Sie warf fünfundzwanzig Cent in die Parkuhr. »Ich will nur, dass Sic

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