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Anne Frasier

Anne Frasier

Titel: Anne Frasier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marinchen
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stattgefunden hat. Und es ist lange her.«
    »Ich würde denken, der Tatort ist doch das Allerbeste.« Sie legte den Kopf zur Seite und sah ihn an. »Machen Sie sich Sorgen, dass ich durchdrehe? Wahnsinnig werde?«
    »Hatten Sie das die ganze Zeit vor? Und wussten, dass ich nicht mitmachen würde, wenn Sie es mir in der Zentrale sagen?«
    Da hatte er hundert Prozent recht. »Sehen Sie.« Sie streckte ihm ihre Hände hin, um zu zeigen, dass sie nicht zitterten. »Ich fürchte mich nicht.«
    »Damit sind Sie aber allein.«
    »Wow. Ein Mann, der zugibt, sich zu fürchten. Ich bin beeindruckt.«
    »Ich habe seit Jahren niemand mehr hypnotisiert.«
    »Ich vertraue Ihnen.«
    »Ich will nicht, dass Sie den Tod Ihres Babys noch einmal durchleben müssen.«
    Ivy kaute auf ihrer Lippe und sah weg; sie sah nicht die Wände mit den Blutflecken, die aussahen wie Rost, sondern ihre Vergangenheit. Sie zog die Augenbrauen zusammen und rieb sich die Stirn mit Fingern, die sie so fest aufdrückte, dass sie weiß wurden. »Alles in Ordnung?«
     »Ja« Sie atmete tief durch und drückte die Schultern durch. »Ja.« Sie vollführte eine wegwerfende Handbewegung, dann atmete sie noch einmal tief ein. »Ich muss es tun.«
    Ohne auf seine Zustimmung zu warten, da sie fürchtete, dass die nie käme, ließ sie sich auf die fleckige Matratze fallen, streckte sich aus, die Hände auf dem Bauch, die Augen geschlossen, den Kopf dort, wo ein Kissen hätte liegen sollen.
    Max hatte in seiner Zeit als Detective der Mordkommission schon viele merkwürdige Dinge gesehen, warum also jagte ihm der Anblick ihres bleichen Gesichts vor dieser abscheulichen Kulisse so eine Gänsehaut über den Rücken?
    Und wie konnte er Nein sagen zu etwas, das dem Fall helfen konnte, das helfen konnte, den Madonna-Mörder zu fassen?
    Aus dem Chaos im Zimmer suchte er einen plastikbezogenen Küchenstuhl heraus und stellte ihn neben das Bett. Dann setzte er sich und begann, Ivy auf die Hypnose vorzubereiten. Er ließ sie eine lange Treppe hinuntergehen, die tiefer und tiefer in ihr Unterbewusstsein führte. Sie hatten die halbe Treppe geschafft, als er plötzlich stoppte.
    Mit geschlossenen Augen runzelte sie die Stirn, sie wartete
    darauf, dass er fortfuhr.
    »Wissen Sie was?«, sagte er und legte seine Hände auf seine Knie, »ich werde das nicht machen.«
    Sie riss die Augen auf.
    »Warum nicht?«
    »Wir machen es ordentlich. In einer neutralen Umgebung. Mit Videokamera und Aufnahmegerät.« Er konnte nicht glauben, dass sie ihn beinahe überredet hatte. »Das hier ist falsch. Viel zu abartig.«
    Sie setzte sich auf und schwang ihre nackten Beine über die Bettkante. »Sie sind doch bei der Mordkommission. Sie sollten inzwischen an »abartig« gewöhnt sein.«
    »An Abartigkeiten gewohnt man sich nie.«
    Sie legte ihre Hände auf seine und drückte sie fest, während sie ihm in die Augen sah. »Uns läuft die Zeit davon. Es ist fast zwei Wochen her, dass Sachi Anderson ermordet wurde. Was heißt, der Mörder kann jederzeit wieder zuschlagen. Es ist egal, dass wir keine Dokumentation haben. Es macht auch nichts, wenn ich ausraste. Es macht nicht einmal etwas, wenn ich durchdrehe. Was übrigens nicht passieren wird. Ich habe für diesen Moment gelebt. Ich habe die letzten sechzehn Jahre darauf gewartet, diesen Wahnsinnigen zu erwischen. Machen Sie es nicht schwerer. Bauen Sie keine Hindernisse auf. Denn Sie wissen genauso gut wie ich, dass heute Nacht schon die Nacht sein kann. Heute Nacht kann Sie jemand anrufen und Ihnen sagen, dass es ein neues Opfer gibt. Tun Sie's«, bat sie. »Sie müssen es tun.«
    Und er tat es.
    Sie war ein gutes Gegenüber und erreichte schnell eine Trance. Und als er sie zurückführte in jene Nacht vor sechzehn Jahren, geschah alles so, wie sie es gesagt hatte, angefangen mit einem Geräusch im Zimmer, und dann schaltete Ivy das Licht an.
    »Was tun Sie jetzt?«, fragte Max und beugte sich vor.
    »Ich schreie«, sagte sie mit beängstigend monotoner Stimme.
    Er schluckte. »Warum? Warum schreien Sie?«
    »Da ist ein Mann in meinem Zimmer, er beugt sich über mein Baby.«
    »Vergessen Sie nicht, Sie beobachten nur, Sie sind nicht wirklich dort. Der Mann, den Sie sehen - schaut er auf?«
    »Ja.«
    »Können Sie sein Gesicht sehen?«
    Sie runzelte konzentriert die Stirn.
    »Ivy, können Sie sein Gesicht sehen?«
    »Ich heiße Claudia.« Sic runzelte weiter die Stirn, als schaute sie tief hinein in ihren eigenen Geist. »Eine blasse Wange. Blasse

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