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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Davy verhieß. Mr Barry lachte und empfahl, sich Davy kurzerhand vorzuknöpfen. Als er nach Hause gegangen war, tröstete Anne die schluchzende, zitternde Dora und wärmte sie auf. Sie gab ihr zu essen und brachte sie ins Bett. Dann kam sie in eben dem Augenblick wieder in die Küche, als auch Marilla hereinkam und den sich sträubenden, von oben bis unten mit Spinnweben überzogenen Davy hineinführte, oder besser gesagt hineinzerrte, den sie soeben in der finstersten Ecke des Stalls entdeckt hatte, wo er sich versteckt hatte.
    Sie zog ihn auf die Matte mitten im Zimmer und setzte sich an das Ostfenster. Anne saß schlaff am Westfenster. Zwischen ihnen stand der Sünder. Er stand mit dem Rücken zu Marilla - demütig, unterwürfig voller Angst. Sein Gesicht war Anne zugewandt, und auch wenn er etwas unverschämt dreinsah, lag in Davys Augen etwas Verschwörerisches, so als wüsste er, dass er etwas Falsches getan hatte und dafür bestraft werden würde, aber auch so, als könnte er damit rechnen, dass Anne und er später zusammen darüber lachen würden.
    Doch nicht einmal ein Anflug eines Lächelns in Annes Augen konnte ihn hoffen lassen, er hätte nur eine Dummheit begangen. Da war etwas anderes, etwas Ablehnendes und Abweisendes.
    »Wie konntest du das tun, Davy?«, fragte sie bekümmert.
    Davy wand sich verlegen.
    »Es war nur so aus Spaß. Die ganze Zeit schon war alles so ruhig hier. Ich dachte, es wäre ganz lustig, wenn ich euch einen großen Schrecken einjage. Und das war’s ja auch.«
    Trotz seiner Angst und seiner Gewissensbisse grinste Davy bei dem Gedanken daran.
    »Aber du hast die Unwahrheit gesagt, Davy«, sagte Anne betrübter denn je.
    Davy schaute verwirrt.
    »Was ist eine Unwahrheit? Meinst du schwindeln?«
    »Ich meine damit eine Lügengeschichte.«
    »Klar, das hab ich getan«, sagte Davy offen heraus. »Hätte ich es nicht getan, hättet ihr keinen Schrecken gekriegt. Ich musste die Unwahrheit sagen.«
    Anne spürte, welche Angst sie ausgestanden und welche Kraft es sie gekostet hatte. Davys verstocktes Verhalten gab ihr den Rest. Zwei dicke Tränen traten ihr in die Augen.
    »Oh, Davy, wie konntest du nur?«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Weißt du denn nicht, dass das nicht richtig war?«
    Davy war entgeistert. Anne weinte - er hatte Anne zum Weinen gebracht! Wie von einer Welle wurde sein warmes kleines Herz von einem Strom echter Reue durchflutet und förmlich verschlungen. Er stürmte zu Anne, kletterte auf ihren Schoß, schlang seine Arme um sie und brach in Tränen aus.
    »Ich wusste nicht, dass es falsch ist zu schwindeln«, schluchzte er. »Woher meinst du, hätte ich das auch wissen sollen? Wo Mr Sprotts Kinder regelmäßig jeden Tag geschwindelt und auch immer ihr Ehrenwort gegeben haben. Paul Irving schwindelt bestimmt nie. Ich hab mich ganz toll angestrengt, so zu sein wie er. Jetzt magst du mich bestimmt nie mehr. Ich finde, du hättest es mir sagen müssen, dass es nicht richtig ist. Es tut mir schrecklich Leid, dass ich dich zum Weinen gebracht habe, Anne. Ich werde nie wieder schwindeln.« Davy vergrub sein Gesicht an Annes Schulter und weinte heftig. Anne hielt ihn plötzlich verständnisvoll fest und sah über seinen Wuschelkopf hinweg Marilla an.
    »Er wusste nicht, dass man nicht die Unwahrheit sagen darf, Marilla. Ich meine, in dem müssen wir ihm diesmal noch verzeihen, wenn er verspricht, nie wieder zu lügen.«
    »Ich tu’s nie wieder. Jetzt wo ich weiß, dass es schlimm ist«, versprach Davy unter Schluchzen. »Wenn du mich noch mal beim Schwindeln erwischst, darfst du ...« Davy suchte nach einer geeigneten Strafe, »darfst du mir bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren ziehen, Anne.«
    »Sag nicht immer >schwindeln<, Davy ... es heißt lügen«, sagte die Lehrerin in Anne.
    »Warum?«, fragte Davy, der es sich bequem machte und mit tränennassen, forschendem Blick aufsah. »Warum ist schwindeln nicht genauso gut wie lügen? Das will ich wissen. Es ist nur ein anderes Wort.«
    »Es ist aus der Gaunersprache. Und kleine Jungen sollen keine Gaunersprache gebrauchen.«
    »Da gibt’s so furchtbar viel, was man nicht sollte«, sagte Davy mit einem Seufzer. »Ich hätte das nie für möglich gehalten. Ich finde es schade, dass man nicht schwin ... lügen darf, weil das ein viel schöneres Wort ist. Aber auch wenn es das ist, ich werde es nie mehr sagen. Was für eine Strafe kriege ich diesmal dafür? Das will ich wissen.« Anne sah Marilla flehend an.
    »Ich

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