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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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hätten.
    Bei diesem Treffen wollten sie ein Gesuch an die Schulbehörde abfassen mit der bescheidenen Bitte, um den Schulhof einen Zaun ziehen zu dürfen. Außerdem sollte das Vorhaben besprochen werden, bei der Kirche ein paar Ziersträucher anzupflanzen, sofern die Geldmittel des Vereins dies erlaubten. Denn, so sagte Anne, es hätte wenig Sinn, eine weitere Spendenaktion zu starten, solange der Saal blau gestrichen blieb. Die Mitglieder hatten sich im Wohnzimmer der Andrews’ versammelt. Jane war bereits dabei, ein neues Komitee zusammenzustellen, das sich über den Preis der besagten Bäume erkundigen und darüber Bericht erstatten sollte, als mit viel Getöse Gertie Pye hereingefegt kam. Gertie kam stets mit Verspätung-»des wirkungsvollen Auftritts wegen«, wie Spötter sagen. In diesem Augenblick verfehlte ihr Auftritt in der Tat nicht seine Wirkung, denn sie blieb dramatisch mitten im Zimmer stehen, warf die Hände hoch, rollte mit den Augen und rief aus:
    »Mir ist gerade etwas Furchtbares zu Ohren gekommen. Stellt euch vor! Mr Judson Parker will seinen gesamten Zaun längs der Straße an eine allseits bekannte Arzneimittelfirma vermieten, die Reklame darauf malen will.«
    Dieses eine Mal erregte Gertie Pye das Aufsehen, das sie sich wünschte. Hätte sie eine Bombe unter die Verschönerer geworfen, sie hätte kein größeres Aufsehen erregen können.
    »Das darf nicht wahr sein!«, sagte Anne fassungslos.
    »Genau das habe ich auch gesagt, als ich es hörte, ja.«, sagte Gertie, die sich ungemein gefiel. »Ich sagte, das darf doch nicht wahr sein .. .Judson Parker kann doch nicht die Stirn haben, das zu tun, ja! Aber mein Vater hat ihn heute Nachmittag getroffen und ihn danach gefragt und er sagte, es wäre wahr. Denkt nur! Seine Farm liegt direkt an der Newbridge-Straße, und wie scheußlich, den ganzen Weg entlang auf Pillen und Pflästerchen zu schauen, könnt ihr euch das vorstellen?«
    Die Verschönerer konnten sich das nur zu gut vorstellen. Selbst der Phantasieloseste konnte sich den grotesken Anblick eines eine halbe Meile langen Bretterzauns vorstellen, den solche Reklame zierte. Angesichts dieser neuen Gefahr war jeder Gedanke an Kirche und Schule wie weggeblasen. Jede parlamentarische Regel und Vorschrift wurde über Bord geworfen und Anne gab verzweifelt jeden Versuch auf Protokoll zu führen. Alle redeten zugleich und es gab ein fürchterliches Durcheinander.
    »Jetzt regt euch nicht so auf«, flehte Anne, die am aufgeregtesten von allen war. »Wir kennen doch Judson Parker. Für Geld würde er alles tun. Er hat nicht einen Funken Gemeinsinn oder Sinn für Schönheit.« Die Aussichten waren nicht eben viel versprechend. Judson Parker und seine Schwester waren die einzigen Parkers in Avonlea, also konnte man auch keine Familienbeziehungen spielen lassen. Martha Parker war eine Dame in vorgerücktem Alter, der die jungen Leute im Allgemeinen und die Verschönerer im Besonderen missfielen. Judson war ein jovialer, schmeichlerischer, stets gleichbleibend freundlicher Mann, sodass man verwundert war, wie wenig Freunde er hatte. Vielleicht hatte er die Leute schon zu oft übers Ohr gehauen - was sich selten günstig auf die Beliebtheit auswirkt. Er galt als »gewieft« und als »ein Mann ohne Grundsätze«.
    »Wenn Judson Parker die Gelegenheit hat, >ehrlich sein Geld zu verdienen<, wie er es selbst nennt, dann lässt er sich das nicht entgehen«, verkündete Fred Wright.
    »Gibt es niemanden, der Einfluss auf ihn hat?«, fragte Anne verzweifelt.
    »Er macht Louisa Spencer von White Sands den Hof.«, sagte Carrie Sloane. »Vielleicht kann sie ihn überreden, den Zaun nicht zu vermieten.«
    »Die nicht«, sagte Gilbert nachdrücklich. »Dafür kenne ich Louisa Spencer zu gut. Sie hält nichts von Dorfverschönerungs-Vereinen, aber sie hält viel von Dollars und Cents. Sie würde Judson eher noch dazu drängen, als ihm abzuraten.«
    »Dann können wir nur eine Abordnung einsetzen, die ihm einen Besuch abstattet und Protest anmeldet«, sagte Julia Bell. »Und zwar müssen Mädchen zu ihm geschickt werden, denn Jungen gegenüber würde er sich kaum freundlich zeigen - aber ich gehe nicht hin, also braucht mich gar nicht erst jemand vorzuschlagen.«
    »Dann schicken wir besser Anne allein hin«, sagte Oliver Sloane. »Wenn er sich überhaupt überreden lässt, dann von ihr.«
    Anne protestierte. Sie war bereit hinzugehen und das Reden zu übernehmen. Aber »zur moralischen Unterstützung« müssten

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