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Anne in Avonlea

Anne in Avonlea

Titel: Anne in Avonlea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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andere mitkommen. Man entschied sich für Diana und Jane als moralische Stützen. Die Verschönerer beendeten die Sitzung und schwirrten empört auseinander wie verärgerte Bienen.
    Anne machte sich so viel Gedanken, dass sie erst am frühen Morgen einschlief. Dann träumte sie, dass die Schulbehörde einen Zaun um die Schule errichtet und überall »Nehmen Sie unsere Purpur-Pillen« darauf gemalt hatte.
    Die Abordnung ging am nächsten Tag zu Judson Parker. Anne brachte überzeugende Argumente gegen sein schändliches Vorhaben vor und Jane und Diana leisteten ihr tapfer moralische Schützenhilfe. Judson war aalglatt, verbindlich, schmeichlerisch, er machte ihnen Komplimente so schön wie Sonnenblumen; es tue ihm wirklich Leid, solch bezaubernde junge Damen abzuweisen . . . aber Geschäft sei Geschäft, er könne es sich nicht leisten, in diesen schlechten Zeiten Rücksicht auf Gefühle zu nehmen.
    »Aber eines werde ich tun«, sagte er mit einem Funkeln in seinen hellen Augen. »Ich mache dem Agenten zur Auflage, dass er nur schöne, geschmackvolle Farben verwenden darf - Rot und Gelb und so. Ich sage ihm, dass er die Reklame auf keinen Fall in Blau malen lassen darf.«
    Die geschlagene Abordnung zog sich zurück und hatte unrechtmäßige Gedanken, die man besser nicht ausspricht.
    »Wir haben getan, was in unseren Kräften stand. Alles andere könnten wir nur Gott überlassen«, sagte Jane und ahmte dabei unbewusst Mrs Lyndes Tonfall und Gebaren nach.
    »Vielleicht könnte Mr Allan etwas erreichen«, überlegte Diana.
    Anne schüttelte den Kopf.
    »Nein, es hat keinen Zweck, Mr Allan damit zu behelligen, vor allem jetzt, wo das Baby so krank ist. Judson würde sich ihm genauso aalglatt entwinden wie uns, obwohl er in letzter Zeit ziemlich regelmäßig in die Kirche geht. Aber das tut er nur, weil Louisa Spencers Vater Kirchenältester und in diesen Dingen sehr heikel ist.«
    »Judson Parker ist der Einzige in ganz Avonlea, dem auch nur im Traum einfallen konnte, seinen Zaun zu vermieten«, sagte Jane entrüstet. »Nicht einmal Levi Boulter oder Lorenzo Wright würden sich dazu hergeben, so geizig sie auch sind. Sie hätten zu großen Respekt vor der öffentlichen Meinung.«
    Die Öffentlichkeit fiel in der Tat über Judson Parker her, als es sich herumsprach, aber das änderte auch nicht viel an der Sache. Judson lachte sich ins Fäustchen und strafte sie mit Verachtung. Die Verschönerer freundeten sich schon mit dem Gedanken an, dass der schönste Abschnitt der Newbridge-Straße von Reklame verunstaltet wurde - da stand Anne mitten in der Versammlung ruhig auf und verkündete, dass Judson Parker ihr aufgetragen habe, den Verein darüber in Kenntnis zu setzen, dass er den Zaun nicht an die Arzneimittelfirma vermieten werde.
    Jane und Diana schauten, als könnten sie ihren Ohren nicht trauen. Die parlamentarischen Spielregeln, die beim D.W. immer striktestens eingehalten wurden, untersagten ihnen, sofort neugierig Fragen zu stellen. Aber nachdem der Verein sich vertagt hatte, wurde Anne stürmisch um Erklärungen angegangen. Anne hatte keine Erklärung. Judson Parker hatte sie am Abend zuvor auf der Straße überholt und ihr mitgeteilt, er wäre genau wie der D.V.V. entschieden gegen jede Arzneimittelreklame. Das war alles, was Anne jetzt und auch später dazu sagen konnte und es war schlicht die Wahrheit. Als Jane Andrews auf dem Nachhauseweg Oliver Sloane erklärte, sie sei fest davon überzeugt, dass hinter Judson Parkers geheimnisvollem Sinneswandel nichts weiter steckte, als Anne offenbart habe, sagte auch sie die Wahrheit.
    Anne hatte am Abend zuvor einen Besuch bei der alten Mrs Irving unten an der Uferstraße gemacht. Auf dem Rückweg hatte sie eine Abkürzung genommen, die sie zunächst über die tief gelegenen Uferfelder und dann durch den Buchenwald unterhalb von Robert Dickinsons Anwesen geführt hatte, über einen kleinen Fußweg, der genau oberhalb des Sees der glitzernden Wasser - phantasielosen Leuten als Barrys Teich bekannt - in die Hauptstraße mündete.
    Zwei Männer in ihren Kutschen kamen vorbei, lenkten die Pferde an die Straßenseite, genau vor der Einmündung in den Weg. Der eine war Judson Parker, der andere Jerry Corcoran, ein Mann aus Newbridge, dem, wie Mrs Lynde es in beredten Worten ausgedrückt haben würde, noch nie etwas Zweifelhaftes nachgewiesen worden war. Er handelte mit landwirtschaftlichen Geräten und war eine prominente politische Persönlichkeit. Er hatte den Finger -

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