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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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beizubringen, wenn nicht der ganze Clan hinter ihr stünde.
    Ihre ergebenste Dienerin Anne Shirley
    PS: So hat Tante Chattys Großmutter damals ihre Liebesbriefe unterschrieben.
     
    17. Oktober
     
    Die Sache mit den Pringles spitzt sich immer mehr zu. Irgendeiner von ihnen hat gestern mein Buch mit Schimpfwörtern beschmiert. Vor kurzem bekam ich einen anonymen Brief mit den übelsten Andeutungen. Ich glaube eigentlich nicht, dass Jen für das Buch und den Brief verantwortlich ist. Sie ist zwar ein kleines Biest, aber gewisse Dinge würde sie einfach nicht tun. Rebecca Dew regt sich auch schrecklich auf und sie würde den Pringles den Hals umdrehen, wenn es in ihrer Macht stünde. Ich kann es ihr nicht übel nehmen. Manchmal würde ich dem ganzen Clan selbst am liebsten einen Giftbecher verabreichen.
    Von den anderen beiden Lehrern habe ich dir bisher nur wenig erzählt. Katherine Brooke ist stellvertretende Rektorin und unterrichtet die unteren Klassen und George MacKay ist der Lehrer der Vorbereitungsklasse. Über George gibt es nicht viel zu sagen. Er ist schüchtern und gutmütig, zwanzig Jahre alt, mit einem leichten Highland-Akzent, der an Flachland und nebelumhüllte Inseln erinnert - sein Großvater stammte von der Insel Skye. Er kommt gut mit seinen Schülern zurecht. Ihn mag ich gern, aber was Katherine Brooke betrifft, habe ich das Gefühl, es steht mir auch in dieser Beziehung eine harte Zeit bevor.
    Katherine dürfte so um die Achtundzwanzig sein, sieht aber aus wie Fünfunddreißig. Man hat mir erzählt, dass sie sich um meine Stelle als Rektorin bemüht hatte, und ich vermute, sie nimmt es mir übel, dass ich die Stelle bekommen habe, noch dazu, wo ich um einiges jünger bin als sie. Sie ist eine gute, wenn auch sehr strenge Lehrerin und bei niemandem beliebt, was ihr aber nichts ausmacht. Sie hat anscheinend weder Freunde noch Verwandte, noch eine Pensionswirtin in der ganzen schmuddeligen Temple Street. Sie kleidet sich nachlässig, geht nie aus und gilt als gemeine Person. Sie hat eine sehr sarkastische Art und ihre Schüler fürchten ihre bissigen Bemerkungen und ihre drohenden schwarzen Augenbrauen. Ich wünschte, ich hätte auch solche Macht über die Pringles. Aber ich will kein Schreckensregiment führen wie sie, sondern ich will, dass mich meine Schüler mögen.
    Obwohl sie es eigentlich schafft, dass alle vor ihr strammstehen, schickt sie mir ständig irgendwelche Schüler hoch, vorzugsweise Pringles. Ich bin sicher, sie jubelt innerlich über meine Schwierigkeiten mit ihnen und sähe mich am liebsten geschlagen.
    Rebecca Dew erzählt, niemand könne mit ihr Freundschaft schließen. Die Tanten hatten sie schon mehrere Male sonntags zum Essen eingeladen - sie haben immer ein Herz für einsame Menschen und halten den herrlichsten Hühnersalat für sie bereit -, aber sie ist nie gekommen. Irgendwann gaben sie es dann auf; Tante Kate meinte, alles habe schließlich seine Grenzen.
    Es heißt, sie könne gut singen und Gedichte vortragen. Aber wenn man sie darum bittet, knurrt sie einen nur an, sagte Rebecca Dew. Katherine hat eine tiefe, raue Stimme, fast eine Männerstimme, und wenn sie schlechte Laune hat, klingt sie tatsächlich wie Knurren. Sie ist auch nicht hübsch, könnte aber mehr aus sich machen. Sie hat einen dunklen Teint und wunderschönes schwarzes Haar, das sie jedoch immer streng zurückgekämmt und zu einem unförmigen Knoten zusammengedreht trägt. Ihre bernsteinfarbenen Augen passen so gar nicht zu ihrem schwarzen Haar und den schwarzen Augenbrauen. Und sie kleidet sich einfach fürchterlich, denn sie trägt grundsätzlich genau das, was ihr nicht steht. Ihre Lieblingsfarben sind dumpfe Grün- und triste Grautöne, die ihr Gesicht noch farbloser machen, und am liebsten hat sie gestreifte Kleider, die sie noch länger erscheinen lassen, als sie schon ist. Noch dazu sehen sie immer so aus, als hätte sie darin geschlafen.
    Auch ihr Benehmen ist ziemlich abschreckend. Rebecca Dew würde sagen, sie hat einen Komplex. Immer, wenn ich ihr auf der Treppe begegne, bekomme ich unwillkürlich das Gefühl, dass sie gerade etwas Schreckliches über mich denkt. Sie gibt mir auch immer das Gefühl, etwas Falsches zu sagen, wenn ich sie anspreche. Und doch tut sie mir irgendwie Leid, aber ich kann nichts für sie tun, weil sie jede Hilfe strikt ablehnt. Sie ist wirklich abscheulich zu mir. Als wir drei letztens im Lehrerzimmer zusammensaßen, tat ich etwas, was offenbar gegen die

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