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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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Gerede sein, denn weder Mrs Campbell noch »ihre Frau« sprechen jemals von ihm.
    Rebecca Dew sagt, dass sie mit der kleinen Elizabeth viel zu streng sind und wenig Zeit für sie haben.
    »Sie ist viel zu wenig kindlich für ihre acht Jahre«, schimpfte sie neulich. »Wie sie sich manchmal ausdrückt! >Rebecca<, sagte sie eines schönen Tages zu mir, >stellen Sie sich vor, Sie wollen gerade ins Bett gehen, und etwas zwickt Sie in die Wade<. Sie muss immer im Dunkeln ins Bett gehen, kein Wunder, dass sie Angst hat. Mrs Campbell sagt, sie wünsche keine Feiglinge in ihrem Haus. Sie beobachten die Kleine ständig mit Argusaugen und kommandieren sie herum. Wenn sie nur das geringste Geräusch verursacht, gehen sie schon auf die Palme. >Pssst! Pssst!<, geht es die ganze Zeit. Die beiden bringen das Kind noch um mit ihrer Überempfindlichkeit. Aber was soll man machen?«
    Ich weiß es auch nicht, aber ich würde sie gerne kennen lernen. Sie tut mir irgendwie Leid. Tante Kate sagt, Kleider und Essen bekäme sie genug, aber ein Kind könne eben nicht nur von Brot leben. Das stimmt, ich werde nie vergessen, was ich für ein Leben hatte, bevor ich nach Green Gables kam. Nächsten Freitag fahre ich nach Hause und werde zwei wundervolle Tage in Avonlea verbringen. Der einzige Nachteil dabei ist, dass mich bestimmt alle ausquetschen werden, wie es mir als Lehrerin in Summerside gefällt. Aber im Moment, Gilbert, denke ich nur an die vielen schönen Lieblingsplätze auf Green Gables, die Ahornbäume am Bach, deren Blätter sich langsam rot färben, das braungoldene Farnkraut im Geisterwald und die Schatten des Sonnenuntergangs in der Liebeslaube .. . wie gern wäre ich jetzt dort, zusammen mit - na, was meinst du?
    Weißt du, Gilbert, manchmal habe ich den dringenden Verdacht, dass ich dich liebe!
     
    10. Oktober
     
    Hochverehrter Herr,
    stell dir vor, mit dieser Anrede beginnt ein Liebesbrief, den Tante Chattys Großmutter damals geschrieben hat. Ihr Großvater muss daraufhin geplatzt sein vor Stolz. Sei ehrlich, dir würde eine solche Anrede bestimmt auch besser gefallen als »liebster Gilbert«. Aber mir ist es lieber, dass du nicht dieser Großvater bist - oder überhaupt Großvater. Es ist doch viel schöner, dass wir unser gemeinsames Leben noch vor uns haben, findest Du nicht?
    Ich sitze gerade an meinem Fensterplatz im Turm und beobachte den Wind in den Bäumen, den goldgelben Himmel und den Hafen. Gestern habe ich einen herrlichen Abendspaziergang gemacht. Ich musste einfach irgendwohin gehen, weil die Stimmung auf Windy Willows ziemlich trübsinnig war. Tante Chatty saß im Wohnzimmer und weinte, weil man mal wieder ihre Gefühle verletzt hatte, Tante Kate weinte in ihrem Schlafzimmer, weil es Captain Amasas Todestag war, und Rebecca Dew weinte aus unerfindlichen Gründen in der Küche. Es war das erste Mal, dass ich Rebecca Dew weinen sah. Als ich sie aber höflich nach dem Grund fragte, schnauzte sie mich an, ob ich sie nicht in Ruhe weinen lassen könnte, wenn ihr danach zu Mute sei. Ich ließ sie also alle drei in Ruhe, stahl mich davon und schlug den Weg in Richtung Hafen ein. Die klare Oktoberluft und der Duft der frisch gepflügten Felder waren herrlich, und ich ging in der Dämmerung weiter und weiter, bis langsam die Nacht heraufzog und der Mondschein den Weg beleuchtete. Ich war zwar allein, aber fühlte mich nicht einsam. Der Ärger mit den Pringles wurde plötzlich ganz nebensächlich.
    Aber apropos Pringles. Die Zustände in der Schule sind mittlerweile alles andere als erfreulich. Es gibt keinen Zweifel mehr, dass eine Verschwörung gegen mich im Gange ist. Erstens fällt mir auf, dass kein einziger Pringle oder Halb-Pringle mehr seine Hausaufgaben macht. Mich in diesem Fall an die Eltern zu wenden, hat überhaupt keinen Sinn. Sie sind die Höflichkeit in Person und tun so, als wüssten sie von nichts. Ich weiß genau, welche von meinen Schülern Pringles sind, aber der Ungehorsamkeitsbazillus greift allmählich auf die ganze Klasse über. Eines Morgens hatten sie mir mein Pult umgedreht und auf den Kopf gestellt. Keiner wollte es natürlich gewesen sein. Und keiner hatte die leiseste Ahnung, wer mir kurz darauf die Schachtel aufs Pult stellte, aus der mir eine künstliche Schlange entgegenzischte. Sämtliche Pringles brachen in dröhnendes Gelächter aus über mein entsetztes Gesicht.
    Jen Pringle kommt jeden zweiten Tag zu spät und hat jedes Mal eine bombensichere Entschuldigung parat, die sie mir mit

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