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Anne in Windy Willows

Titel: Anne in Windy Willows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Maud Montgomery
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ziemlich erschöpft und niedergeschlagen nach Hause gekommen, aber nun fühlte sie sich ausgeruht. Ob von dem Duft des Frühlings oder von Hazels Geplapper wusste sie selbst nicht. Irgendwie erinnerte Hazel Anne an ihre eigene frühe Jugend, mit all den überschwänglichen Gefühlen, den hohen Idealen und romantischen Vorstellungen.
    Hazel himmelte Anne an und sagte dann: »Ich möchte Ihre beste und einzige Freundin sein!«
    »Ist das nicht ein bisschen zu viel verlangt?«, mahnte Anne lächelnd. »Du liebst doch auch noch andere Menschen außer mir. Wie steht es zum Beispiel mit Terry?«
    »Oh, Miss Shirley, gerade darüber muss ich mit Ihnen reden! Ich kann es einfach nicht länger ertragen, es für mich zu behalten, ich muss es jemandem sagen - jemandem, der mich versteht.«
    »Aber ich dachte, du und Terry, ihr wärt glücklich miteinander«, wunderte sich Anne. Die vergangenen drei Wochen hatte Hazel nämlich nichts Besseres zu tun gehabt, als in höchsten Tönen von Terry Garland zu schwärmen. Was nützte einem der tollste Verehrer, wenn man niemanden hatte, mit dem man über ihn sprechen konnte?
    »Ja, das denken alle«, sagte Hazel bitter. »Ach, Miss Shirley, das Leben ist so voller Probleme. Manchmal möchte ich mich am liebsten irgendwo hinlegen, die Hände falten und nie wieder denken.«
    »Aber erzähl mir doch, was los ist.«
    »Nichts - und alles. Ach, Miss Shirley, darf ich wirklich mein Herz vor Ihnen ausschütten?«
    »Natürlich darfst du das. Also, was ist los mit dir und Terry?« 
    »Können Sie sich vorstellen, dass Terry mir plötzlich wie ein Fremder vorkommt? Wie jemand, den ich nie zuvor gesehen habe?«
    »Aber Hazel, ich dachte, du liebst ihn. Du sagtest doch -« 
    »Ja, ich weiß. Ich habe auch gedacht, dass ich ihn liebe. Aber jetzt weiß ich, dass alles ein schreckliches Missverständnis war. Miss Shirley, Sie haben ja keine Ahnung, wie schwierig das Leben ist - wie unmöglich ! Ich bin sicher, ich liebe ihn zu wenig, als dass ich ihn heiraten könnte. Jetzt gehen mir die Augen auf - jetzt, wo es zu spät ist. An allem ist bloß der Mond schuld. Ich war einfach nicht bei Sinnen.«
    »Aber, Hazel, wenn du dir so sicher bist, dass du einen Fehler gemacht hast, warum sagst du es ihm nicht -«
    »Das geht nicht! Es würde ihn umbringen, weil er mich regelrecht anbetet! Er spricht ja schon von Heirat! Dabei bin ich erst achtzehn. Meine Freundinnen gratulieren mir zu meiner Verlobung, sie finden, Terry wäre ein guter Fang mit seinen zehntausend Dollar, die er bekommt, wenn er fünfundzwanzig ist. Seine Großmutter hat ihm das Geld vermacht. Als ob Geld mir was bedeutet! Ach, Miss Shirley, warum bloß ist alle Welt so versessen auf Geld? Warum?«
    »Es sind nicht alle so, Hazel. Aber wenn du das von Terry denkst - wir alle machen Fehler; und manchmal kennen wir uns selbst nicht -« Es half nichts, Anne kam nicht zu Wort. »Wirklich? Ich habe ja gewusst. Sie würden mich verstehen. Ich dachte wirklich, er würde mir etwas bedeuten, Miss Shirley. Als ich ihn das erste Mal sah, hatte ich den ganzen Abend nur Augen für ihn. Als unsere Blicke sich trafen, ging es mir durch und durch. Er sah ja so gut aus - obwohl mir da schon auffiel, dass er zu lockiges Haar und zu helle Wimpern hatte. Es hätte mir zu denken geben sollen! Aber stattdessen war ich Feuer und Flamme. Und jetzt ist alles vorbei, ich fühle nichts mehr! Seit ich verlobt bin, habe ich kaum einen Bissen gegessen. Mutter könnte Ihnen ein Lied davon singen. Ich bin sicher, ich liebe ihn zu wenig, als dass ich ihn heiraten könnte, absolut sicher!« Sie rang theatralisch die Hände.
    »Dann solltest du besser. ..«, setzte Anne erneut an.
    »Ich glaube, ich werd überhaupt nicht heiraten, Miss Shirley«, fiel ihr Hazel wieder ins Wort. »Haben Sie zufällig eine Nagelfeile da? . . . Danke. Meine Fingernägel müssen gefeilt werden und das kann ich ganz gut machen, während wir uns unterhalten. Ist es nicht schön, so vertraulich miteinander zu reden? Man hat so selten die Gelegenheit. Also - wovon habe ich doch gleich gesprochen? ... Ach ja, Terry. Was soll ich also tun, Miss Shirley? Bitte geben Sie mir einen Rat; ich fühle mich wie ein Tier im Käfig!«
    »Ich denke . . . «, startete Anne einen neuen Versuch - umsonst!
    »Wir haben nicht das Geringste gemein, Miss Shirley«, schnatterte Hazel. »Er hat keinen Sinn für Poesie und Romantik, während ich ohne sie nicht leben kann! Und Terry ist der absolute Verstandesmensch. Was er

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