Anne in Windy Willows
Ihnen halte. Oh, ich weiß, es ist alles meine eigene Schuld. Ich hätte es wissen müssen - ich wusste es! Vom ersten Augenblick an sagte mir mein Instinkt, dass Sie gefährlich sind! Diese roten Haare und diese grünen Augen! Aber dass Sie es darauf anlegen würden, Terry und mich auseinander zu bringen, das hätte ich Ihnen nie zugetraut. Sie haben mein Herz gebrochen, das kann ich Ihnen zu Ihrer Genugtuung versichern.«
Hazel warf den Kopf in den Nacken.
»Du kleine Närrin -«
»Ich will nichts hören!«, unterbrach Hazel sie. »Oh, wie glücklich waren wir, bevor Sie hergingen und alles zerstörten! Ich war so glücklich - die Erste aus meiner Clique, die verlobt war! Sogar meine Hochzeit hatte ich mir schon genau vorgestellt: Vier Brautjungfern sollten mich begleiten, in hübschen blassblauen Seidenkleidern mit schwarzen Samtbändern daran. Wie chic das ausgesehen hätte! Ich weiß nicht, ob'ich Sie mehr hassen oder mehr bedauern soll. Wie konnten Sie mir nur so etwas Gemeines antun ... wo ich Sie so sehr geliebt habe . . . Ihnen so sehr vertraut habe ... so sehr an Sie geglaubt habe!«
Hazels Stimme überschlug sich und Tränen stiegen ihr in die Augen. Verzweifelt ließ sie sich endlich auf den Schaukelstuhl fallen.
Na, jetzt ist ihr wohl endlich die Luft ausgegangen, hoffte Anne.
»Mama wird es das Herz brechen!«, schluchzte Hazel da wieder los. »Sie hatte sich so gefreut. Alle hatten sich so gefreut und fanden, wir seien das ideale Paar. Ach, ob es jemals wieder so werden könnte wie früher?«
»Warte bis zum nächsten Mondschein und versuch es«, sagte Anne nüchtern.
»Jaja, Miss Shirley, machen Sie sich ruhig lustig über meinen Kummer«, schnappte Hazel. »Ich zweifle nicht im Geringsten daran, dass Sie das alles furchtbar amüsant finden. Sie haben ja überhaupt keine Ahnung, wie es ist, so leiden zu müssen. Es ist schrecklich - einfach schrecklich!«
Anne schaute auf die Uhr und nieste. »Dann hör doch einfach auf zu leiden«, sagte sie mitleidslos.
»Ich muss aber leiden, meine Gefühle sind viel zu tieß Natürlich, jemand, der oberflächlich ist, braucht nicht zu leiden. Aber ich bin zum Glück nicht oberflächlich! Haben Sie eigentlich eine Ahnung, Miss Shirley, was es heißt, verliebt zu sein? Und dann vertraut man sich jemandem an und wird dermaßen enttäuscht! Ich war so überaus glücklich, als ich nach Kingsport fuhr. Ich bat Terry, sich Ihrer anzunehmen, damit Sie nicht so einsam sind. Und gestern Abend kam ich so glücklich zurück. Und dann erfahre ich von ihm, dass er mich nicht mehr liebt und dass alles ein Missverständnis war - ein Missverständnis! - und dass Sie ihm gesagt hätten, ich würde frei sein wollen!«
»Meine Absichten waren durchaus ehrenhafter Natur«, sagte Anne. Zum Glück hatte sie ihren schelmischen Humor wieder gefunden und musste selbst lachen.
»Ach, wie ist es nur möglich, dass ich diese Nacht überstanden habe?«, rief Hazel außer sich und sprang wieder auf. »Und was ich heute erst durchgemacht habe, das können Sie sich einfach nicht vorstellen! Ich musste mir anhören, wie die Leute sich erzählten, Terry sei ganz verknallt in Sie. Oh ja.
man hat Sie beobachtet. Die Leute wissen genau, was Sie getan haben! Nur - warum? Sie hatten doch Ihren eigenen Verlobten, wieso mussten Sie mir auch noch meinen nehmen? Was habe ich Ihnen denn getan?«
Jetzt langte es! »Ich denke«, erklärte Anne voller Groll, »du und Terry, ihr hättet beide eine gehörige Tracht Prügel verdient. Wenn du nicht so wütend wärst -«
»Oh, ich bin nicht wütend, Miss Shirley; nur verletztzutiefst verletzt«, sagte Hazel mit tränenerstickter Stimme. »Sie haben mich in allem betrogen - in der Freundschaft und in der Liebe. Man sagt, ein gebrochenes Herz leidet nicht mehr. Ich hoffe, das stimmt.«
»Aber wie steht es mit deinem Ehrgeiz, Hazel? Und mit deinem Millionärspatienten und den Flitterwochen in der Villa am blauen Meer?«, bohrte Anne nach.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen, Miss Shirley. Ich bin nicht ehrgeizig. Ich gehöre nicht zu diesen schrecklichen, neumodischen Weibern. Mein größter Ehrgeiz war, eine glückliche Ehefrau zu sein und meinem Mann ein schönes Heim zu bieten. War, wohlgemerkt! Eines habe ich nun gelernt: Traue niemandem! Eine bittere Lektion!«
Hazel wischte sich die Augen, Anne putzte sich die Nase und Dusty Miller starrte mit menschenverachtender Miene in den Sternenhimmel hinaus.
»Ich glaube, es ist
Weitere Kostenlose Bücher