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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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darauf starb sie an Krebs.
    Das alles ging uns zu sehr unter die Haut! Diese Wahnsinnigen hausten in unserer Stadt, nicht weit von uns entfernt, in einer Hauptstadt, um die wir trauerten.
    Dann brach ein neuer Krieg aus, weil die Könige des Ostens, die zuvor von Caracalla unvorbereitet überfallen worden waren, nun aufgerüstet hatten; also musste Macrinus die Legionen in die Schlacht führen.
    Wie ich schon sagte, kontrollierte die Armee alles. Das hätte man Macrinus klarmachen sollen, als er, anstatt zu kämpfen, den Feind kaufte. Die Truppen waren nicht gerade stolz darauf. Und dann griff er auch noch streng gegen sie durch, indem er ihnen einige ihrer Privilegien nahm.
    Er schien nicht begriffen zu haben, dass er ihre Zustimmung brauchte, um zu überleben. Aber was hatte das schließlich Caracalla gebracht, den sie geliebt hatten?
    Wie dem auch sei, Julia Domnas Schwester, Julia Maesa, die aus Syrien stammte, aus einer Familie, die den syrischen Sonnengott anbetete, ergriff die Gelegenheit beim Schopf und setzte mit Hilfe der Legionen ihren Enkel, geboren von Julia Soemis, als Kaiser ein! Eigentlich war das aus vielerlei Gründen ein verbrecherischer Plan. Erst einmal waren alle Julias Syrerinnen. Der Jüngling selbst war erst vierzehn und noch dazu Erbpriester des syrischen Sonnengottes.
    Aber auf irgendeine Art und Weise gelang es Julia Maesa und dem Liebhaber ihrer Tochter, Gannys, eine Bande von Soldaten zu überzeugen, dass dieser vier-zehnjährige syrische Knabe der richtige Anwärter für den römischen Kaiserthron war.
    Die Armee ließ Macrinus fallen, er und sein Sohn wurden gejagt und ermordet.
    Und so ritt auf den Schultern stolzer Soldaten dieser Vierzehnjährige! Aber er wollte nicht bei seinem römischen Namen genannt werden. Er wollte den Namen seines syrischen Gottes, Elagabalus, tragen. Seine bloße Anwesenheit in Antiochia erschütterte die Bürgerschaft.
    Endlich verließen er und die beiden verbliebenen Julias –
    seine Mutter und Großmutter, alles Priesterinnen – die Stadt Antiochia.
    In Nicodemia, ganz in der Nähe, ermordete Elagabalus den Liebhaber seiner Mutter. Wer blieb noch übrig? Au-
    ßerdem brachte er einen gewaltigen heiligen schwarzen Stein nach Rom zurück und verkündete, dieser Stein sei dem syrischen Sonnengott heilig und alle müssten ihn von nun an verehren.
    Der Jüngling war nun zwar übers Meer verschwunden, doch manchmal brauchte ein Brief nicht mehr als elf Ta-ge von Rom nach Antiochia, und schon bald gingen wilde Gerüchte um. Wer wird wohl je die Wahrheit über ihn erfahren?
    Elagabalus. Er baute auf dem Palatin einen Tempel für den Stein. Er zwang die römischen Bürger, in phönizi-sche Gewänder gekleidet, zuzuschauen, während er Vieh schlachtete und als Opfer darbrachte.
    Er bat die Ärzte, ihn in eine Frau zu verwandeln und zu diesem Zweck eine Öffnung zwischen seinen Beinen an-zubringen. Die Römer waren entsetzt. Nachts zog er in Frauenkleidern und mit Perücke durch die Tavernen.
    Die Soldaten im ganzen Reich begannen sich aufzu-lehnen.
    Nach vier Herrschaftsjahren – stell dir vor, vier! – brachten die Soldaten ihn um und warfen seinen Leichnam in den Tiber.
    Für Marius sah es so aus, als wäre von der römischen Welt, die wir einst gekannt hatten, nichts übrig geblieben.
    Und all die Christen in Antiochia mit ihren Streitereien um die richtige Lehre hatte er gründlich satt. Er hielt inzwischen alle Religionen mit Mysterien für gefährlich. Dieser wahnsinnige Kaiser bot sich ihm als perfektes Beispiel dafür, dass der Fanatismus immer mehr an Boden gewann.
    Und er hatte Recht. Er hatte so Recht.
    Alles, was ich tun konnte, war, ihn vor der Verzweiflung zu bewahren. Er war zwar noch nicht mit dieser schrecklichen Dunkelheit konfrontiert worden, wie ich sie ge-schildert hatte; er war viel zu aufgewühlt, zu irritiert und zu streitsüchtig. Doch ich hatte wirklich Angst um ihn, und sein Zustand schmerzte mich, ich wollte nicht, dass er die Zukunft genauso düster sah wie ich, über den Dingen stand wie ich, nichts erwartete und für den Zusammenbruch unseres Imperiums höchstens ein Lächeln hatte.
    Dann ereignete sich wirklich das Schlimmste; etwas, das wir beide in der einen oder anderen Form stets be-fürchtet hatten. Doch es kam in der denkbar schrecklichsten Form über uns. Eines Nachts erschienen an unseren immer offenen Türen sechs Bluttrinker.
    Weder Marius noch ich hatten sie kommen hören. Wir saßen gemütlich über unseren Büchern,

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