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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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hatte, dass er die Toga tragen musste, das offizielle Obergewand des adligen römischen Mannes. Nun, bei den Frauen trugen nur Prostituierte Togen. Wenigstens musste ich mich damit nicht auch noch herumschlagen.
    Dann machte ich mich direkt auf den Weg zum Sklavenmarkt. Es stimmte, was Jakob über die Bevölkerung der Stadt gesagt hatte. Man sah Menschen aus aller Herren Länder. Viele Frauen waren zu zweit, gingen Arm in Arm.
    Locker fallende griechische Mäntel fielen hier nicht weiter auf, ebenso wenig die langen, exotisch wirkenden Gewänder der Phönizier oder Babylonier, gleich, ob Männer oder Frauen sie trugen. Lange Haare bei Männern waren genauso üblich wie wallende Barte. Manche Frauen liefen in Tuniken herum, die kaum länger waren als die der Männer. Andere wieder waren vollständig ver-schleiert, so dass nur die Augen unverhüllt waren, und wurden auf ihren Gängen von Wächtern und Diener-schaft begleitet.
    Die Straßen waren sauberer als in Rom, die Abflussrin-nen in der Straßenmitte waren breiter und beförderten den Unrat von dort aus wesentlich schneller zu seinem Bestimmungsort.
    Lange noch bevor ich das Forum – den zentralen Marktplatz – erreichte, war ich schon an drei Portalen vorbeigekommen, in denen reiche Kurtisanen standen und unter spöttischen Bemerkungen die Preise mit reichen jungen Griechen und Römern aushandelten.
    Als ich vorbeiging, sagte gerade eine zu einem hübschen jungen Mann: »Du willst mich in deinem Bett? Du träumst wohl! Du kannst jedes meiner Mädchen haben, wie ich schon sagte. Aber wenn du mich willst, gehst du jetzt besser heim und verkaufst alles, was du besitzt!«
    An den Straßenecken standen wohlhabende Römer in ihren weit geschnittenen Togen vor den Weinstuben. Als ich schnell an ihnen vorbeieilte, respektierten sie meine rasch niedergeschlagenen Augen mit einem einfachen Nicken.
    Ich betete, dass mich keiner erkennen möge! Es war allerdings sehr unwahrscheinlich, so weit von Rom entfernt, außerdem hatte ich so lange im Hause meines Vaters gelebt, der mich vor Banketten und Gelagen, ja selbst vor den feierlichen Zusammenkünften glücklich bewahrt hatte.
    Antiochias Forum war viel größer, als ich es von meinem ersten kurzen Blick her in Erinnerung hatte. Als ich den riesigen, sonnenüberfluteten Platz vor mir sah, die Säulengänge, Tempel und imposanten Gebäude, die ihn von allen Seiten umgaben, konnte ich nur staunen.
    In dem mit Sonnensegeln überdeckten Marktteil gab es alles zu kaufen: Hier bildeten Silberschmiede eine Gruppe, die Weber hatten ihren eigenen Standort, eine Reihe gehörte den Seidenhändlern, und zu meiner Rechten sah ich in eine Seitenstraße, die dem Verkauf von Sklaven vorbehalten war – das heißt der besseren Sklaven, die sich vielleicht nie einer Versteigerung aussetzen mussten.
    In der Ferne sah ich die hohen Masten der Schiffe. Ich konnte den Fluss riechen. Dort stand der Tempel des Augustus mit seinen lodernden Feuern, davor die unifor-mierten Legionäre in lässiger Habachtstellung.
    Ich war erhitzt und unruhig, weil meine Palla ständig rutschte, tatsächlich drohte das ganze Seidenzeug zu verrutschen, und es gab so viele Weinschenken, auf deren offenen Terrassen Frauen in kleinen Grüppchen sa-
    ßen und plauderten. Ich hätte mich sicher unauffällig neben jemanden setzen können, um auch einen Schluck zu trinken.
    Aber zuerst musste ich dafür sorgen, dass mein Haushalt komplett wurde. Ich brauchte loyale Sklaven.
    In Rom war ich natürlich nie auf einen Sklavenmarkt gegangen, so etwas hätte ich nie tun müssen. Außerdem hatten wir so viele Sklavenfamilien auf unseren Gütern in Rom und in der Toskana, dass wir so gut wie nie einen neuen Sklaven kaufen mussten. Im Gegenteil, mein Vater hatte die Angewohnheit, von seinen Freunden auch noch die altersschwachen und weisen Sklaven zu über-nehmen, und wir zogen ihn häufig mit seiner »Akademie«
    auf, die nichts anderes tat, als im Sklavengarten über die Geschichte zu debattieren.

    Doch nun musste ich die weltgewandte Frau spielen.
    Ich begutachtete jeden erstklassigen, für den Haushalt geeigneten Sklaven, der da zur Schau gestellt war; schon bald entschied ich mich für ein Schwesternpaar: sehr jung und sehr in Angst und Sorge, dass sie um die Mittagszeit versteigert würden, um dann in einem Bordell zu landen. Ich ließ ein paar Hocker bringen, und wir setzten uns zusammen.
    Ich unterhielt mich mit ihnen.
    Sie kamen aus einem kleinen, aber vornehmen Haus in

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