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Anne Rice - Pandora

Anne Rice - Pandora

Titel: Anne Rice - Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pandora
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meinst, dass ich hier in Antiochia bin? Ich will dir sagen, wie es dazu kam. Mein Vater hat meine Flucht in die Wege geleitet, und so …«
    »Nein, nein, das meine ich nicht. Ich will, dass du sicher bist, ich will, dass du lebst, ungefährdet und beschützt, damit du dich entfalten kannst, wie es dir bestimmt ist.
    Die Blüte deines Lebens ist nicht einmal an den Rändern welk, sieh dich an! Und deine Kühnheit steigert deine Schönheit noch! Deine Bildung und dein rhetorisches Geschick ließen deinem Bruder keine Chance! Und doch hast du die Soldaten verzaubert und mit deiner Überle-genheit zu deinen Sklaven gemacht und nicht eine Sekunde ihren Widerwillen erregt. Vor dir liegen noch viele Lebensjahre! Ich muss nur nach einer Möglichkeit suchen, dich in Sicherheit zu bringen. Ja, das ist der Kern des Ganzen. Du musst Antiochia im Laufe des Tages verlassen.«
    »›Einen Freund des Tempels‹, so haben dich der Priester und die Priesterin genannt. Sie sagten, du könnest die alten Schriften lesen. Sie sagten, dass du alle ägyptischen Bücher aufkaufst, kaum dass sie den Hafen erreichen. Warum tust du das? Wenn du sie suchst, die Königin, dann benutze mich dazu, denn schließlich hat sie gesagt, dass sie mich zu sich gerufen hat.«
    »Sie hat in deinen Träumen nicht gesprochen! Du weißt nicht, wer es war! Was wäre, wenn die Träume in deiner Seelenwanderung wurzelten. Was, wenn du früher schon einmal gelebt hättest? Und jetzt kommst du zum Tempel, triffst auf einen dieser verhassten uralten Götter, der hier auf der Pirsch ist, und das bringt dich in Gefahr. Du musst weg, weg von hier, von mir, weg von diesem an-geschlagenen Jäger, den ich finden werde.«
    »Du sagtest mir nicht alles, was du weißt! Was ist dir widerfahren, Marius? Was ist geschehen? Wer hat dir das auferlegt, dieses übernatürliche Strahlen? Es ist keine Hülle; das Licht kommt von innen.«
    »Verdammt, Pandora, glaubst du, ich wollte, dass mein Leben vor seiner Zeit beendet wurde und meine Zukunft sich ins Unendliche erstreckt?« Er litt sichtlich. Er sah mich an, nicht willens weiterzusprechen, und sein spürbarer Schmerz, seine Einsamkeit, war so intensiv, dass ich es für einen Augenblick nicht aushalten konnte.
    Wellenartig überkamen mich die eigenen Qualen von der langen Nacht zuvor, als mir die absolute Nichtigkeit aller Religionen und Glaubensbekenntnisse schmerzhaft aufgegangen war und ich das bloße Bemühen um ein gutes Leben nur als eine Falle für Toren angesehen hatte.
    Unvermutet legte Marius seine Arme um mich und hielt mich fest. Er rieb seine Wange an meinem Haar und küsste mich auf den Kopf. Seidig, glatt, sanfter als Worte.
    »Pandora, Pandora, Pandora«, murmelte er. »Das schö-
    ne Mädchen ist zu einer wunderbaren Frau herange-wachsen.«
    Ich umfing dieses marmorharte Abbild des auffallend-sten und ungewöhnlichsten Mannes, den ich je erlebt hatte: Ich hielt es fest, und nun hörte ich seinen Herzschlag, den deutlichen Rhythmus. Ich schmiegte meinen Kopf an seine Brust.
    »Ach, Marius, könnte ich nur meinen Kopf neben deinen legen. Könnte ich mich doch deinem Schutz unter-werfen. Aber du treibst mich fort! Du versprichst mir keine Obhut, du befiehlst mir Flucht – Nomadenleben, weitere Albträume, Rätsel und Verzweiflung. Nein, ich kann nicht!«
    Ich entzog mich seinen Liebkosungen. Ich fühlte noch seine Küsse in meinem Haar.
    »Und sag mir nicht, dass ich dich nie wieder sehen werde. Denk nicht, dass ich das auch noch ertragen kann, nach allem, was geschehen ist. Ich habe niemanden hier, und dann taucht ausgerechnet der auf, der einst in meinem Mädchenherzen einen Eindruck hinterlassen hat, der so tief ist wie die Prägung der edelsten Münze.
    Und nun sagst du, dass du mich nie mehr sehen willst, dass ich fort muss.«
    Ich wandte mich um.
    Lust brannte in seinen Augen. Doch er hatte sich unter Kontrolle. Lächelnd, mit gedämpfter Stimme gestand er mir:

    »Oh, ich habe es bewundert, wie du mit dem Legaten umgegangen bist. Ich dachte schon, ihr beide würdet in eigener Regie die Eroberung sämtlicher germanischen Stämme ausarbeiten.« Er seufzte. »Du musst ein gutes Leben, ein erfülltes Leben finden, ein Leben, das Körper und Seele befriedigt.« Sein Gesicht bekam plötzlich Farbe, als er mich ansah, meine Hüften, meine Brüste, mein Gesicht. Beschämt und bemüht, es zu verbergen. Die Lust.
    »Bist du noch ein Mann?«, fragte ich.
    Er gab keine Antwort. Aber seine Miene wurde frostig.
    »Du wirst

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