Annie und der sinnliche Italiener
reizende Idee, aber … nein.“
Augenblicklich verfinsterte sich Lucs Miene. Eine derartige Behandlung war er von Frauen nicht gewohnt. „Warum?“, fragte er geradeheraus.
„Weil es nicht zu meinen Gewohnheiten gehört, mich von Männern einladen zu lassen, die mir zufällig in einer Hotellobby begegnen“, erklärte sie ruhig. „Und jetzt lassen Sie mich bitte gehen, bevor ich jemand von der Hotelleitung informiere.“
Seltsamerweise entspannten sich Lucs Züge angesichts dieser massiven Drohung. Das würde sicher eine interessante Szene abgeben! dachte er amüsiert. Aber woher sollte die Signorina auch wissen, dass das Hotel ihm gehörte?
„Das wird nicht nötig sein.“ Damit gab er ihr Handgelenk frei.
Annie, die von Lucs beunruhigender Nähe ebenso überwältigt war wie von der unverhofften Einladung, rieb mechanisch ihr Handgelenk und bedauerte es fast, ihn so schroff abgewiesen zu haben. Doch gleich darauf rief sie sich wieder zur Ordnung.
Dieser Mann war gefährlich! Das hatte sie schon damals geahnt und bewusst ignoriert. Und die Quittung dafür hatte sie gleich am nächsten Tag serviert bekommen!
Während sie sich noch im siebten Himmel wähnte und ihrem verabredeten Rendezvous für den folgenden Abend entgegenfieberte – einem Candlelight-Dinner im romantischsten Restaurant des noblen Skiortes –, hatte er sie und ihre gemeinsame Liebesnacht offensichtlich längst vergessen. Zumindest war Luc nicht zum verabredeten Zeitpunkt am vereinbarten Ort erschienen.
Fühlte sie sich etwa trotz ihrer schlechten Erfahrungen immer noch zu ihm hingezogen?
Nein, natürlich nicht!
Wie eine Urgewalt war dieser attraktive Italiener über sie gekommen, hatte sich genommen, was er wollte, und war verschwunden, ohne dass sie auch nur seinen Nachnamen erfuhr.
Mehr hatte ich eigentlich auch nicht geplant, musste Annie sich ehrlicherweise eingestehen. Doch für sie war es eine Premiere gewesen, ein Abenteuer … ein Ausflug in eine Welt, der sie sich immer bewusst ferngehalten hatte.
Mit drei älteren Schwestern geschlagen, die alle auf die eine oder andere Weise regelmäßig für Schlagzeilen in der Yellow Press sorgten, und drei jüngeren Schwestern – inzwischen vier! –, die nur darauf warteten, endlich durchzustarten, hatte Annie sich immer freiwillig im Hintergrund gehalten, um der Publicity aus dem Weg zu gehen, die automatisch mit dem Namen Balfour verbunden war.
Das war natürlich auch ihrem Vater nicht verborgen geblieben. Darum hatte er sie damals auch ermuntert, sich ihren Kommilitonen bei dem Skiurlaub anzuschließen. Und zu Annies eigener Überraschung hatte ihr die Reise nach Italien mehr Vergnügen gemacht, als sie es sich je hatte vorstellen können.
Besonders, als Luc so unverhofft auftauchte und sie mit verwegenem Grinsen animierte, sich mit ihm auf die schwarze Piste zu wagen. Nach der rasanten Abfahrt war sie so aufgekratzt gewesen, dass es keiner großen Überredungskünste bedurfte, sie in sein Luxuschalet zu locken und zu verführen. Zunächst zu einem Grappa, dann zu einem improvisierten Dinner, das sie selbst zubereiteten, und schließlich …
Wenn Annie an ihr zügelloses Liebesspiel auf dem weichen Fell vor dem offenen Kamin zurückdachte, erschien es ihr wie ein Traum. Alles war außerhalb von Raum und Zeit geschehen. Es hatte nur sie beide gegeben … Luc und Annie.
Aber wer war Luc wirklich? fragte sie sich jetzt und taxierte ihn von der Seite. Woher kam er? Wie verdiente er das Geld für den teuren Haarschnitt, den exquisiten Designeranzug und die handgefertigten Schuhe? Wenn sein selbstsicheres, fast anmaßendes Verhalten nicht trog, musste er sehr wohlhabend sein und irgendeine bedeutende Rolle spielen.
Auf jeden Fall war er der Mann, den sie niemals hatte wiedersehen wollen! „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …“
Die ganze Zeit über beobachtete Luc eindringlich die widerborstige englische Schönheit, die so achtlos in ihn hineingelaufen war und ihn jetzt offensichtlich nicht schnell genug wieder loswerden konnte.
„Ich kann mir nicht helfen“, murmelte er versonnen. „Sind wir zwei uns wirklich noch nie zuvor begegnet?“
„In einem anderen Leben … vielleicht“, gab Annie flapsig zurück.
„Vielleicht“, echote Luc und hielt sie mit seinem Blick fest. Etwas in der Tiefe ihrer auffallend blauen Augen, der festen Kinnlinie, der melodischen, leicht rauen Stimme rief eine Erinnerung in ihm wach.
Außerdem war ihm ihre Reaktion auf seine leichte
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