Annies Entscheidung
verbringt diese Woche in San Diego, fürchte ich“, fuhr Annie fort. „Sie… hat mir nicht erzählt, dass du nach Hause kommst.“ Die Wahrheit war, dass Sara so gut wie nie von Logan sprach. Und wenn sie es tat, fragte sie sich, woher das Geld stammte, von dem er offenbar eine Menge hatte. Jedenfalls ließen die großzügigen Schecks, die er ihr hin und wieder schickte, vermuten, dass er kein armer Mann war.
Er lächelte auch jetzt noch. „Sie wusste nicht, dass ich zu Besuch komme.“
Annie verstand. Er kam nicht nach Hause, sondern zu Besuch. Er hatte nicht vor, hier zu bleiben. Aber warum erzählte er ihr das? Schließlich war er nicht auf der Insel, um sie zu sehen. Sie wusste nur zu gut, was er früher von ihr gehalten hatte.
Bevor sie sich daran hindern konnte, strich sie nervös über ihr Haar. „Nun ja, wie gesagt, Sara ist nicht hier. Riley und ich wollten gerade im Maisy’s etwas essen.
Du kannst dich gern anschließen.“
Er betrachtete sie nachdenklich, und sie schluckte. Was fiel ihr ein? Sie lud keine Männer zum Mittagessen ein. Und auch zu sonst nichts. Nicht mehr. Nicht einmal den, in den sie einst hoffnungslos verliebt gewesen war. Nicht einmal den, der der beste Freund ihres Bruders war.
„Oh.“ Mit einiger Verzögerung lieferte ihr Verstand ihr eine Erklärung dafür, warum er sie so ansah. „Natürlich. Du willst sicher deinen Dad besuchen. Ich bin Dr. Hugo heute Morgen begegnet, als ich ins Geschäft kam. Seine Praxis… Na ja, du weißt natürlich, wo seine Praxis ist.“ Sie kam sich plötzlich albern vor.
„Mittagessen klingt gut.“
Einen Augenblick lang schien ihr Herz still zu stehen. So war es in Logans Nähe immer gewesen. Selbst damals, als sie erst siebzehn und er dreiundzwanzig gewesen war. „Okay“, erwiderte sie matt.
Riley gab einen Laut von sich, der irgendwo zwischen einem Schnauben und einem Aufstöhnen lag. Annie ignorierte es. Sie war nur Rileys Tante, und sich das Recht herauszunehmen, ihr unmögliches Benehmen zu kritisieren, wäre…
Sie brach den Gedanken ab, als sie daran dachte, was Lucia ihr so oft vorgeworfen hatte.
Riley ist ein gutes Mädchen, sagte Annie sich streng. Ein Teenager, verstört genug, um zu einer Tante zu flüchten, die sie kaum kannte. Alles, was sie für Riley tun konnte, war, sie davon zu überzeugen, dass sie zu ihren Eltern zurückkehren musste. Freiwillig. So schnell wie möglich. Riley hatte selbst gesagt, dass es auf der Insel langweilig war, also…
Erst jetzt bemerkte Annie, dass Riley und Logan sie anstarrten. Sie lächelte matt.
„Richtig. Mittagessen.“ Sie eilte nach hinten, schnappte sich ihre Handtasche und nahm auf dem Rückweg die Schlüssel mit.
Logan und Riley wechselten misstrauische Blicke. Und weil Annie den Mund nicht hatte halten können, würden die
beiden auch noch an einem Tisch sitzen müssen. Großartig. Sie tastete nach dem Türgriff und stellte fest, dass Logan ihr zuvorgekommen war. Sie zuckte zusammen und fühlte, wie sie errötete.
Riley funkelte sie an.
Logan wirkte belustigt.
Rasch schloss sie die Ladentür ab und überquerte die holprige Straße. Sie wünschte, sie wäre wieder das freche, respektlose Mädchen, das sie einst gewesen war. Dann wäre sie mit Riley mühelos fertig geworden und hätte Logan in seine sündhaft blauen Augen schauen können, ohne weiche Knie zu bekommen.
Verstohlen musterte sie ihn.
Er sah ihr direkt ins Gesicht. Ihr Herz zog sich zusammen, und sie eilte weiter.
Wem wollte sie etwas vormachen?
Schon mit siebzehn war sie dahingeschmolzen, wenn er in ihrer Nähe war.
Riley war schon fast so groß wie Annie und holte sie mit wenigen Schritten ein.
„Mir ist egal, wessen Bruder er ist“, flüsterte sie. „Ich wette eine Million Dollar, dass mein Dad ihn geschickt hat, um mich nach Hause zu schleifen.“ Ein Donnergrollen unterstrich ihre Worte.
Annie schaute zum Himmel und rechnete halb damit, dass ein Blitz aus den dunklen Wolken schoss und vor ihr in den Boden einschlug.
Die Wahrscheinlichkeit, dass das geschah, war in etwa so groß wie die, dass erst Riley und dann auch noch Logan auf Turnabout erschienen. Sie hörte ihn näher kommen und fröstelte.
„Du hast keine Million.“
Wieder gab Riley einen verärgerten Laut von sich.
„Na ja, vielleicht ist er wirklich hier, weil dein Dad ihn darum gebeten hat“, gab Annie nach. Solche Zufälle gab es im Leben. Aber dass er ausgerechnet jetzt wieder
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